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Forschung Forschung: «Pille für den Mann» jetzt im Test

Von Angelika Schimmel 03.03.2004, 09:07
Frau (Foto: dpa)
Frau (Foto: dpa) gms

Jena/ddp. - Die «Pille für den Mann» ist keine Utopie mehr. Entwickelt wird das hormonelle Verhütungsmittel in den Labors der Jenapharm GmbH, des Jenaer Tochterunternehmens der Schering AG, und des niederländischen Pharmabetriebes Organon. «Wir befinden uns auf dem langen Weg des Testverfahrens für dieses Medikament», sagte Dieter Taubert, bisher Jenapharm-Geschäftsführer und seit Monatsbeginn neuer Chef der Schering Deutschland Gruppe, der Nachrichtenagentur ddp. Pilotstudien mit dem Medikament seien sehr erfolgreich gelaufen. Inzwischen haben Schering und Organon eine große klinische Studie zur Männer-Pille gestartet, an der in Europa rund 350 Testpersonen teilnehmen werden.

Bei dem Hormonpräparat handelt es sich nach Auskunft von Günther Stock, Forschungsvorstand bei Schering, nicht um eine klassische Pille, sondern um ein Kombi-Präparat aus Hormon-Implantat und einer Dreimonats-Testosteron-Spritze. Das vom niederländischen Partner Organon entwickelte Hormon-Implantat gibt ein weibliches Hormon, Gestagen, ab. Dieses aktiviert über das männliche Gehirn Botenstoffe, die eine Verringerung der Spermienproduktion veranlassen. Ziel des Testprogramms sei es, die Zahl der Spermien pro Millimeter Samen von 20 Millionen auf weniger als eine Million zu senken.

Da jedoch das weibliche Hormon die Produktion des männlichen Hormons Testosteron senkt und damit Libido, Potenz und allgemeine Leistungsbereitschaft des Mannes negativ beeinflusst würden, ist eine Testosteron-Spritze zweiter Bestandteil des Präparates. Eine Testosteron-Gabe über Tabletten sei nicht möglich, da die Leber das Hormon so nicht passieren lasse. Es müsse daher direkt in den Muskel gespritzt werden.

Die Spritze wurde im Jenaer Schering-Betrieb entwickelt, der im Zuge seiner Forschungen zur Hormontherapie des Mannes 2003 auch ein Testosteron-Gel auf den Markt gebracht hat. Dieses muss jedoch täglich angewendet werden. Zwar etwas schmerzhafter, jedoch einfacher in der Handhabung, ist die Testosteron-Spritze mit Depot-Wirkung für drei Monate. Sie soll nach Angaben des Unternehmens bereits Ende 2004 unter dem Namen «Nebido» für die allgemeine Hormonbehandlung männlicher Patienten zur Verfügung stehen. Bis jedoch das hormonelle Verhütungsmittel für den Mann marktreif ist, werden nach Firmenangaben noch fünf bis sieben Jahre vergehen.