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FlowText-Prozess FlowText-Prozess: Haftstrafe für Matthias Schmider

12.03.2002, 15:49
Matthias Schmider (r) mit seinem Verteidiger
Matthias Schmider (r) mit seinem Verteidiger dpa

Mannheim/dpa. - Das Gericht blieb damit unter den Anträgen der Staatsanwaltschaft,die achteinhalb Jahre für Schmider und vier Jahre für Corbarigefordert hatte. Strafmildernd berücksichtigte der VorsitzendeRichter Michael Meyer das «konstruktive Verhalten» Schmiders, der imProzess ein Geständnis abgelegt hatte. Allerdings sehe er «Indizien,dass der Angeklagte durchaus noch Gelder im Ausland hat». Nach denZeugenaussagen der Insolvenzverwalter im Verfahren ist der Verbleibvon rund 10 Millionen Euro noch ungeklärt.

Schmiders Anwalt Alexander Keller bezeichnete das Urteil als«beachtlichen Erfolg der Verteidigung». Er hatte eine Strafe vonunter sechseinhalb Jahren gefordert. Über mögliche Revisionsanträgehaben Schmider und die Staatsanwaltschaft noch nicht entschieden.

Nach Überzeugung des Gerichts hatte Schmider zunächst mit seinerFirma PowerDrill Scheingeschäfte getätigt. Dabei habe sich Schmiderdes gleichen «Schneeballsystems» bedient wie die Firma FlowTex seinesälteren Bruders Manfred: Die Bohrgeräte wurden an Leasingfirmenverkauft und anschließend sofort zurückgeleast, die gleichfalls unterKontrolle Schmiders standen. Da die Käufer die Geräte nicht selbsteinsetzten, bemerkten sie auch zunächst nicht, dass es die meistenBohrsysteme gar nicht gab.

Als Powerdrill die Pleite drohte, sprang 1997 der ältere Bruderein, und Matthias Schmider arbeitete fortan für die FlowTex-Gruppe.Dabei habe er unter anderem Geldkreisläufe installiert, mit derenHilfe Umsätze simuliert wurden. Für den größten Wirtschaftsbetrug derdeutschen Nachkriegszeit waren Manfred Schmider und drei andereManager der FlowTex-Gruppe im Dezember zu langjährigen Haftstrafenverurteilt worden.