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Fliegen ist sein Leben Fliegen ist sein Leben: Volker Dabow war der jüngste MiG-Pilot der DDR

Von Steffi Prutean 14.11.2014, 05:31
Der Flugleiter vom Airport Neuhardenberg und Pilot, Volker Dabow, in einer Cessna 172 im Landeanflug auf den Flughafen in Neuhardenberg.
Der Flugleiter vom Airport Neuhardenberg und Pilot, Volker Dabow, in einer Cessna 172 im Landeanflug auf den Flughafen in Neuhardenberg. dpa Lizenz

Neuhardenberg - Auf einmal ging es steil bergab. Mit einem Fluglehrer an Bord sitzt der junge Volker Dabow in einem Jagdflieger und trainiert einen schrägen Looping. Das gelingt nicht so exakt wie geplant, doch der Flugschüler kann die Maschine abfangen. „Noch war der Boden nicht zu sehen, trotzdem war das knapp“, erinnert sich der einstige MiG-Pilot, der zur Wendezeit auf dem DDR-Militärflugplatz Marxwalde, heute Neuhardenberg, stationiert war. Volker Dabow war einer der jüngsten Piloten eines MiG-Kampfgeschwaders in der DDR. Mit 20 flog er das erste Mal allein eine MiG 21.

Das Fliegen ist die Passion des inzwischen 56-Jährigen geblieben. Er arbeitet als Flugbetriebsleiter auf dem Flugplatz Neuhardenberg, rund 70 Kilometer östlich von Berlin. Piloten, die dort landen wollen, müssen sich vorher anmelden. Dabow überwacht die Landebahn, gibt die Pistenrichtung an und informiert über das Wetter. Und er fliegt noch selbst, als Fluglehrer und Kunstflieger - wenn auch nicht mehr schneller als der Schall.

"Das sogenannte zweite Leben musste organisiert werden"

„In den 1990er Jahren haben wir viele Gäste von Flugplatz-Festen geflogen“, berichtet Jürgen Auge, der mit Dabow im Fliegerclub Neuhardenberg (Märkisch-Oderland) aktiv ist. Die beiden Männer kennen sich seit Jahren. Während Dabow Pilot der Nationalen Volksarmee (NVA) war, flog Auge Interflug-Maschinen. In der Wendezeit kreuzten sich die Wege der Gleichaltrigen. „Das sogenannte zweite Leben musste organisiert werden“, berichtet Auge, der sich selbstständig machte. Dabow schätzt er als versierten Flieger, bescheiden und mit „hohem Erfahrungsschatz“. „Seine Meinung findet immer Gehör.“

Dabow stammt aus dem Spreewald und hatte als Junge zunächst zwei Berufswünsche: Lkw-Fahrer oder Flieger. „Das waren meine Kindheitsträume“, sagt er. Als er mit der Schule einen Flugplatz besucht, weiß er, dass das mit dem Kraftfahrer nichts werden wird. „Ich wollte fliegen.“ Mit seinem Bruder erlernte er zunächst das Segelfliegen auf dem Flugplatz Bronkow. „Als Kind habe ich oft Jagdflugzeuge am Himmel gesehen und auch den Knall gehört, wenn sie mit Überschall flogen“, erinnert er sich und blickt vom Tower in den Himmel und auf's Rollfeld, hat ein Ohr an den Funkgeräten.

Mehr über den Alltag auf dem Flugplatz und von Manövern lesen Sie auf Seite 2.

Nach seiner dreijährigen Ausbildung studierte er an der Militärakademie in Moskau. Dabow erzählt vom Alltag auf dem Flugplatz, von Manövern und Tests, auch mit Überschallgeschwindigkeit. „Der Pilot musste in vier Minuten im Flugzeug sein und in weiteren vier Minuten in der Luft.“ Oft zischten die Piloten mit doppelter Schallgeschwindigkeit durch die Wolken. Sie hätten hart trainiert für den Ernstfall, der glücklicherweise nicht eingetreten sei. Dabow betont: „Ich musste nie real schießen.“

Als in Berlin die Mauer fiel, diente Dabow auf dem Flugplatz Marxwalde, wo neben dem MiG-Kampfgeschwader auch die DDR-Regierungsstaffel stationiert war. Angesprochen auf die politische Wende vor 25 Jahren, wird Dabow nachdenklich. Er habe eine veränderte DDR gewollt, sagt er und benennt, was ihm missfällt: „Es ist zu viel Bürokratie, die Strukturen sind zu festgefahren.“

"Die Bundeswehr ist nicht meine Armee"

Seine Haltung war 1990 klar: „Die Bundeswehr ist nicht meine Armee.“ Inzwischen stellvertretender Geschwaderkommandeur, hätte er sich bei der Bundeswehr bewerben können, wäre aber degradiert worden. Der „gelernte DDR-Bürger“ - wie er sich nennt - wählte die Entlassung. „Ich wollte nur fliegen und nichts anderes.“ Zunächst musste der zweifache Familienvater aber in anderen Bereichen arbeiten.

Doch das Fliegen ließ den ausgebildeten Flugzeugführer-Ingenieur nicht los. Er erwarb den Berufsfliegerschein und qualifizierte sich auch zum Fluglehrer. „Die Prüfungen sind mir damals nicht leicht befallen“, betont er. Für kurze Zeit überwachte er vom Flugzeug aus Waldbrände in der Region. Ab und zu überführte er kleinere Maschinen, so von Surinam nach Florida, von Deutschland nach Portugal.

Als Co-Pilot ist Dabow heute noch gelegentlich über Europa unterwegs. Er bildet Flugschüler aus und dreht Loopings beim Kunstflug. „Die großen Flugzeuge vermisse ich nicht wirklich“, meint er nachdenklich. Hat der Flieger noch Träume? Eine Weltumrundung mit einer AN 2 - einem einmotorigen Doppeldecker, meint er schmunzelnd. (dpa)

Ein Jagdflugzeug vom Typ MiG-21
Ein Jagdflugzeug vom Typ MiG-21
dpa/Archiv Lizenz
Der Flugleiter vom Airport Neuhardenberg und Pilot, Volker Dabow, am Tower auf dem Flughafen in Neuhardenberg.
Der Flugleiter vom Airport Neuhardenberg und Pilot, Volker Dabow, am Tower auf dem Flughafen in Neuhardenberg.
dpa Lizenz