Fittness Fittness: «Das Biest bringt mich zum Rotieren»

Leipzig/dpa. - Mit einem leisen Surren beginnt sich der Rotor im Inneren zudrehen, mit jeder weiteren Handbewegung werden die Schwingungenheftiger. «Der Rekord liegt bei 14 000 Umdrehungen in der Minute»,sagt Ulrike Kern. Die eigentlich nur 250 Gramm leichte Kugel fühltsich dann 60 Mal so schwer an. Gemeinsam mit ihrem Mann Ernst möchteKern allein dieses Jahr 150 000 bis 200 000 Stück an Alt und Jungverkaufen. «Es ist ein heiß umkämpfter Markt», sagt die bayerischeUnternehmerin. Mehrere Firmen, die das Produkt aus Taiwanimportieren, ringen mit Bezeichnungen wie «Powerball», «Gyrotwister»oder «Rollerball» um die Marktführerschaft.
Die ständig wachsende Fangemeinde lässt sich davon nichtirritieren. Für sie steht fest: «Muskeln ohne Mühe klappt auch hiernicht.» Dafür passt die Kugel bequem in jede Hosentasche. Auf Partysist das Trendsportgerät mittlerweile ebenso wenig wegzudenken wie invielen Großraumbüros. «Oft holt ein Mitarbeiter die Kugel zurMittagsstunde heraus, und sofort bildet sich eine kleineMenschtraube», erzählt der Vorstandsvorsitzende der Vivai SoftwareAG, Thomas Horster-Möller. Der Dortmunder Internet-Dienstleisterveranstaltete sogar drei Wochen lang einen Firmenwettkampf. «DieBegeisterung war riesig. Zwei Drittel haben sich daran beteiligt,denn der besondere Kick ist nun einmal der Wettbewerbscharakter»,meint er.
Auch der Kapitän der Eishockey-Mannschaft «Hannover Scorpions»,Lenny Soccio, wurde aus Jux auf den Kreiseltrainer aufmerksam.«Anfangs spielte ich zum Spaß damit herum und versuchte, den Rekordmeiner Kameraden zu knacken», erinnert er sich. Mittlerweileverwendet er das Gerät zur Kräftigung der Handgelenke und zurStärkung der Unterarmmuskulatur. Selbst die Handball- undKletternationalmannschaft schwört auf die kleine Kugel mit der großenWirkung. «Im Moment wird der Powerball zum "Cool Down" genutzt, umnach hohen Belastungen schneller zu regenerieren und die Durchblutungzu steigern», sagt der Physiotherapeut der deutschen Kletterer,Martin Schlageter.
Ursprünglich wurde die im Durchmesser sieben Zentimeter großeKugel für die Raumfahrt entwickelt. «Die Idee war damals, einTrainingsgerät für die Astronauten zu entwickeln, welches klein istund ohne Gravitation funktioniert», sagt der Sprecher der FirmaGyrotwister, Steffen Rust.
Im Vergleich mit einer Ein-Kilo-Hantel schneidet derKreiseltrainer positiv ab. «Feine Kreise reichen aus, ohne das dieKörperposition verändert oder ruckartig bewegt werden muss», sagt derLeiter des Instituts für Sportmedizin der Universität Leipzig, MartinBusse. Dadurch sei das Gerät auch in der Rehabilitation einsetzbar.Als attraktiv wertete er die überproportionale Kraftentwicklung, diesonst nur bei Übungen im Wasser möglich sei. Um therapeutischenNutzen aus dem Kreiseltrainer zu ziehen, sei jedoch einkontinuierliches Training nötig. «Wer zu schnell denGeschwindigkeitsrekord brechen möchte, bekommt stattdessen einedeftige Sehnenscheidenentzündung», warnt der Sportmediziner.