1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Fernsehen: Fernsehen: Rateshow «Glücksrad» wird eingestellt

Fernsehen Fernsehen: Rateshow «Glücksrad» wird eingestellt

13.08.2002, 08:55

Hamburg/dpa. - Die Marktanteile der werktäglichen Spielshow liegen derzeit beikaum mehr als zwei Prozent. Nur noch eine Million Menschen gucken proAusgabe zu. Kabel 1 hatte das «Glücksrad» vor vier Jahren vomSchwestersender SAT.1 übernommen und für personelle Veränderungengesorgt: Statt des alten Duos Frederic Meisner/Peter Bond führte derbeim Publikum beliebtere Meisner alleine durch die Sendung, die fastimmer stumme Buchstabenfee Maren Gilzer widmete sich neuen Aufgabenund stieg als Schauspielerin in die ARD-Serie «In aller Freundschaft»ein. Für sie kam Sonya Kraus. Im vergangenen Jahr trat Meisner ab (ermoderiert heute Schlagersendungen bei Goldstar TV), Thomas Ohrnerübernahm das Format, an seine Seite trat statt Sonya Kraus dieaktuelle «Miss Germany» Kathrin Wrobel. Ohrner und Wrobel sollen beimSender aber neue Aufgaben bekommen, kündigte Bartl an.

Die Gründe für erlahmende Kraft des «Glückrads» sind vielfältig.Kaum eine Spielshow hat sich bislang so lange gehalten wie das ausden USA stammende «Wheel of Fortune», das gegenwärtig noch in fast 30Ländern zu Hause ist. Nur Werner Schulze-Erdels «Familienduell» aufRTL hat eine ähnliche Lebensdauer aufzuweisen. Der vor kurzemeintretende Quiz-Boom nahm schließlich dem verstaubten «Glücksrad»und anderen Vorabendshows wie «Geh aufs Ganze» (auch Kabel 1) dieZuschauer weg. Günther Jauch wurde mit der Show «Wer wird Millionär?»beispielhaft für ein neues Genre, das aber rasch wieder in sichzusammenbrach - heute gehören nur noch Jauch selbst und Jörg Pilawas«Quiz» in der ARD zu den Gewinnern des Trends.

Der allmähliche Abstieg des privaten TV-Klassikers zeichnete sichjedoch schon Mitte der neunziger Jahre bei SAT.1 ab. Damals schautenzwar regelmäßig noch rund vier Millionen Menschen die Sendung, aberdem damals neuen SAT.1-Programmgeschäftsführer Fred Kogel passte diezu alte Zuschauerschaft nicht in das Konzept seines Senders, den erauf ein neues jugendliches Image trimmen wollte. Werbung fürBlasentee oder orthopädische Strümpfe wollte Kogel nicht in seinemProgramm haben. Also musste Kabel 1, der Sender für die etwas ältereZielgruppe innerhalb der neu gegründeten ProSieben-Senderfamilie,das Format übernehmen.

Die Bilanz der Show ist jedoch beachtlich. Mehr als 2500 Ausgabensind bereits ausgestrahlt worden. Fast 13 000 Kandidaten versuchtenihr Glück am Rad, beinahe 9000 Geld- und Sachpreise im Wert von etwa40 Millionen Euro gingen an die Mitspieler. Lange erinnerte eineKarikatur am Schwarzen Brett bei SAT.1 in Berlin an die lustigenSeiten der Rateshow. Darauf stand der für den überfordertenKandidaten zu erratene Begriff: «Doof bl.ibt doof.» Nur noch einenBuchstaben musste er einbauen und sagte prompt: «Ich kaufe ein "a"».