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Extra Extra: Wie sich die Blätter färben

12.10.2001, 12:46

Berlin/dpa. - Den grauen Regentagen folgten in dieser Wochebunte Herbsttage. So schön wie der «Indian Summer» in den New EnglandStaaten der USA sind die Farben in Berlin zwar nicht, aber das Spielder Blätter kann sich auch hier zu Lande sehen lassen.

Der Blattfall dient dem Baum zum Schutz. Wegen des geringerenTageslichtes und der kühleren Nächte vermindern die Pflanzen ihreStoffwechselaktivitäten. Alle stickstoffhaltigen Verbindungen, dienoch verwertet werden können, werden aus den Blättern abgezogen undals Reserve im Wurzelbereich eingelagert. Durch den winterlichenFrost können die Bäume nicht mehr ausreichend Flüssigkeit ziehen. Umdem Vertrocknen zu entgegnen, werden die Blätter abgeworfen. Das istdas ganze Geheimnis.

Im Gegensatz zu Nadelgehölzen, die eine wesentlich geringereBlattoberfläche und eine Art Frostschutz haben, sind Laubbäume zudemdurch Frost gefährdet. Dieser zerstört bei Gefrieren des in denBlättern gespeicherten Wassers die Gefäße.

Die Herbstfärbung der so genannten «laubwerfenden Gehölze» isteine Folge chemischer Abbau- und Umlagerungsvorgänge im Blattgewebe.Die Botaniker unterscheiden drei Färbungen: Rot-, Gelb- undBraunfärbung.

«Die Rotfärbung wird von einem im Zellsaft gelösten,zuckerhaltigen Farbstoff hervorgerufen, dem auch das 'blutfarbige'Laub von Blutbuchen und Bluthaseln seine Färbung verdankt», erläutertBrigitte Zimmer, Direktorin der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit undHerbarien vom Botanischen Garten und Botanischen Museum Berlin-Dahlem. Dies werde gefördert, wenn infolge niedrigerNachttemperaturen der Abtransport der tagsüber durch diePhotosynthese gebildeten Zuckermoleküle aus den Blättern gehemmt ist.«Wenn sonnige Tage mit kalten Nächten abwechseln, erscheinen dieschönsten Rotfärbungen, was vor allem in Nordamerika eindrucksvollder Fall ist», sagt Zimmer. Hier zu Lande sind die Verfärbungen vonder heimischen Rot-Eiche, dem Rot- und Zucker-Ahorn oder demEssigbaum bekannt.

Die herbstliche Gelbfärbung komme dadurch zustande, dass vor demLaubfall das grüne Chlorophyll abgebaut und seine verwertbarenAnteile in die überwinternden Sprossachsen verlagert werden, so dassnur wasserlösliche, gelb oder orange gefärbte Farbstoffe(Carotinoide) übrig bleiben. «Namensgebend für diese Farbstoffgruppeist die Karotte, deren Wurzel reichlich das orangerote Carotinenthält.» Gelb werden die Blätter von Birke, Esche, Linde, Ginkgosowie die Nadeln der Goldlärche.

Weniger schön wird die Braunfärbung empfunden. Hervorgerufen wirdsie durch Phäophytine, die durch Abspaltung von Atomen aus denChlorophyllmolekülen entstehen. «Die Bräunung absterbenderLaubblätter geht jedoch meistens auf das dem Zelltod folgendeAuftreten brauner oxidierter Gerbstoffe zurück, die aus demAminosäurestoffwechsel der lebenden Blattzellen zurückbleiben»,erklärt die Botanikerin. Solche Verfärbungen finden sich bei Eichenund Buchen.

Die rund 400 000 Straßenbäume Berlins produzieren etwa 90 000Kubikmeter Laub. Bernd Müller, Pressesprecher der BerlinerStadtreinigungsbetriebe: «Diese Menge würde etwa 2 300 Güterwagenfüllen.» Alles wird laut Müller ökologisch verwertet. Zusätzlichfallen rund eine Million Laubsäcke aus privaten Haushalten an.