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Erst lächeln, dann zocken Erst lächeln, dann zocken: Gesichtserkennung vor Spielhallen soll Jugendliche schützen

Von Tanja Goldbecher 22.11.2019, 09:00
Rund zehn Millionen Menschen spielen in Deutschland regelmäßig oder gelegentlich an Glücksspiel-Automaten.
Rund zehn Millionen Menschen spielen in Deutschland regelmäßig oder gelegentlich an Glücksspiel-Automaten. dpa

Magdeburg - Eine junge Frau tritt vor den Eingang einer Spielhalle. Eine  Kamera überträgt ihr Gesicht augenblicklich auf einen Monitor. Unter ihrem Bild erscheint ein orangefarbener Balken.

„Dadurch wissen wir, dass das Alter der Frau grenzwertig ist“, sagt ein Mitarbeiter, der das neue biometrische Zutrittssystem vorführt. Grenzwertig deshalb, weil der Computer die Testperson als zu jung einschätzt. Besucher einer Spielhalle müssen mindestens 18 Jahre alt sein.

Ein Blick des Mitarbeiters in den Personalausweis der potenziellen Kundin verrät, dass sie bereits  19 Jahre alt ist. Erst danach bekommt sie grünes Licht und darf eintreten.

„Das System ist eine Erleichterung für die Mitarbeiter in den Spielhallen“, sagt Thomas Breitkopf, Präsident des Bundesverbands der Automatenunternehmer. Das Alter großer Besuchergruppen könne damit schnell und sicher kontrolliert werden. Die Daten werden im Anschluss gelöscht. 

Der Verband will mit den Gesichtsscannern zudem Spielsüchtige besser schützen. Gesperrte Personen können mit einem Foto in dem System hinterlegt werden. Ergibt ein Abgleich der Gesichter eine Übereinstimmung, wird der Zutritt verweigert.

Das Bundesministerium für Gesundheit beziffert die Zahl der Glücksspielsüchtigen auf 500 000 Personen im Alter von 16 bis 65 Jahren.

Laut Breitkopf fordert der Verband, das biometrische Kontrollsystem bundesweit in allen Spielhallen und Gastronomien mit Automaten zu installieren. 

In Brandenburg wurden bereits Hallen damit ausgestattet. In Sachsen-Anhalt sei das wegen der vorgeschriebenen Ausweiskontrolle noch nicht möglich.

„Wir hoffen, dass sich diese gesetzliche Regelung diesbezüglich ändert“, so Breitkopf. In Sachsen-Anhalt gibt es rund 260 Spielhallen. 

Außerdem sollen die Hallen gesetzlich zertifiziert und die Mitarbeiter besser ausgebildet werden. Mit diesen Maßnahmen will die Branche die Qualität der Spielhallen erhöhen – und sich damit von illegalen Online-Casinos absetzen.

Aus Sicht der Deutschen Automatenwirtschaft findet bereits über 20 Prozent des Glücksspiels illegal im Internet und  in privaten Sport- und Pferdewetten statt – zum Ärger der Spielhallenbetreiber.

Denn das illegale Glücksspiel unterwirft sich nicht den Vorschriften zum Schutz von Minderjährigen und süchtigen Spielern.

Im genehmigten Glücksspiel müssen zum Beispiel Pausenzeiten an den Automaten eingehalten werden. „Wir beobachten die aktuelle Entwicklung  mit großer Sorge“, sagt Breitkopf.

Die Marktveränderung spiegelt sich in den Umsatzzahlen wider. Laut dem Statistikportal „Statista“ beliefen sich die Bruttospielerträge im regulierten Markt im vergangenen Jahr auf 11,3 Milliarden Euro und im nicht regulierten auf 2,6 Milliarden Euro. (mz)