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Ermordeter Facebook-Star in Pakistan Ermordeter Facebook-Star in Pakistan: Qandeel Baloch von eigenem Bruder erwürgt

17.07.2016, 12:12
Qandeel Balochs Videos wurden millionenfach geklickt.
Qandeel Balochs Videos wurden millionenfach geklickt. AP

Eine über Facebook berühmt gewordene junge Pakistanerin ist von ihrem eigenen Bruder ermordet worden, weil er ihre Videos als anzüglich empfand.

Muhammad Wasim sei unter dringendem Tatverdacht festgenommen worden und habe bereits den „Ehrenmord“ an seiner Schwester Qandeel Baloch gestanden, erklärte die Polizei in der Stadt Multan am Sonntag. Demnach sagte Wasim nach seiner Festnahme aus, seine Schwester nach ihren jüngsten „anstößigen Videos“ ermordet zu haben, die größtenteils im sozialen Netzwerk Facebook veröffentlicht wurden.

Der Polizeichef von Multan, Azhar Akram, sagte, Wasim habe am Samstagabend gestanden, seine Schwester betäubt und dann erdrosselt zu haben. Die Polizei hatte bereits am Samstag erklärt, die für erotische Internet-Auftritte bekannte Baloch sei von ihrem eigenen Bruder erwürgt worden.

Qandeel war 2014 durch ein Video berühmt geworden

Wasim war zunächst untergetaucht. Baloch war anlässlich der Feierlichkeiten zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan von der Metropole Karachi nach Muzzafarabad, das bei Multan gelegene Dorf ihrer Eltern in der Provinz Punjab, gereist. Am Freitagabend informierte die Familie der Mittzwanzigerin die Polizei über die Tat.

Die Leiche der jungen Frau wurde am Samstag gefunden, ihr flüchtiger Bruder später im Distrikt Muzzaffargarh gefasst.

Baloch war in Pakistan 2014 durch ein Video berühmt geworden, in dem sie in die Kamera blickt und fragt: „Wie seh' ich aus?“ In Videos und auf Fotos zeigte sie sich seitdem immer wieder in eng anliegender Kleidung oder in Nahaufnahme mit stark geschminkten Lippen, dabei machte sie laszive Bewegungen.

Junge Menschen bewunderten sie

In Pakistans konservativ-patriarchalischer Gesellschaft wurde Baloch von vielen angefeindet und öffentlich beschimpft. Andere, besonders junge Menschen,bewunderten sie wegen ihres Muts und ihrer Freiheitsliebe.

Berichten zufolge fühlte sich Baloch zuletzt nicht mehr sicher in Pakistan und plante, nach den Ramadan-Feierlichkeiten auszuwandern. Sie sagte örtlichen Medien, dass sie Todesdrohungen erhalten habe und die Behörden ihre Bitte um Schutzmaßnahmen abgelehnt hätten.

Ein Polizist sagte am Samstag in Muzzafarabad, Balochs Eltern seien „arme Leute“, und sie habe ihre Miete bezahlt. Ihr Bruder habe eine Zeitlang einen Laden für Mobiltelefone betrieben, sei jetzt aber erwerbslos und ohne Einkommen. Der Vater Azeem Ahmad sagte: „Meine Tochter ist unschuldig, wir sind unschuldig. Wir wollen Gerechtigkeit. Warum ist meine Tochter getötet worden?“ In einer Anzeige bei der Polizei beschuldigte Ahmad seinen Sohn, Baloch ermordet zu haben.

Jedes Jahr werden in Pakistan hunderte Frauen Opfer sogenannter Ehrenmorde, weil sie sich über traditionelle Regeln oder schlicht den Willen ihrer Angehörigen hinweggesetzt haben. Oft gehen die Täter straflos aus, weil ein Gesetz die Möglichkeit bietet, dass Verwandte des Opfers dem Täter oder der Täterin vergeben. Anfang Juni hatte eine Mutter im pakistanischen Lahore ihre 16-jährige Tochter bei lebendigem Leib verbrannt, weil das Mädchen gegen den Willen seiner Familie geheiratet hatte. (afp)