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Erfindung Erfindung: Gebetsteppich für Muslime mit Knieproblemen

Von André Klohn 08.12.2009, 15:29
Adnan Pirisan mit dem von ihm erfundenen orthopädischen Gebetsteppich mit speziellen Kniepolstern. (FOTO: DDP)
Adnan Pirisan mit dem von ihm erfundenen orthopädischen Gebetsteppich mit speziellen Kniepolstern. (FOTO: DDP) ddp

Schwentinental/ddp. - Aber Kunststoffpolster an der Unterseite desTeppichs linderten ihre Schmerzen. Die Polsterung ist eine Idee ihresSohnes Adnan Pirisan aus dem schleswig-holsteinischen Schwentinentalbei Kiel. Eigens für die Pilgerreise seiner Eltern im vergangenenJahr hat der Unternehmer einen orthopädischen Gebetsteppich erfundenund sorgt damit seither für Interesse bei muslimisch Gäubigen.

«Die waren begeistert und wollten kaufen. Aber es war ja nur einPrototyp», sagt der 46-Jährige. Mittlerweile ist der Teppich mit denPolstern auf dem Weg zur Markeneinführung.

Die positiven Reaktionen in Mekka überzeugten Pirisan vollends vonseiner Erfindung. Den Radio- und Fernsehladen in Kiel gab er nach 21Jahren schließlich auf und meldete seine Erfindung zum Patent an.Seit Ende Oktober wird der orthopädische Gebetsteppich in Fabriken inIzmir und Istanbul in der Türkei gefertigt. Seitdem baut PirisanStück für Stück ein Vertriebsnetz auf.

Von oben betrachtet sehen die Teppiche herkömmlich aus. Auf derUnterseite befinden sich unter einer wasserabweisende Folie jedochPolster aus Polyethylen für Knie, Füße und den Kopf. Zusammengefaltetverwandelt sich der Teppich in eine Sitzgelegenheit oder eineUmhängetasche mit Platz beispielsweise für eine Flasche Wasser undden Koran.

Der Orthopäde Wolfgang Schultz hält eine Polsterung für die Kniebeim Gebet insbesondere bei Menschen, die beispielsweise unterArthrose leiden, für sinnvoll: «Der Druck auf das Knie ist dabei sehrstark, besonders bei längerem Hinknien», sagt der Direktor derAbteilung Orthopädie des Universitätsklinikums Göttingen. DerTeppichentwickler Pirisan hat eigenen Angaben zufolge zehn Exemplarezu Testzwecken an das Median Klinikum in Bad Salzuflen(Nordrhein-Westfalen) geschickt. Auf ddp-Anfrage konnte das Klinikumaber keine Angaben darüber machen, ob diese dort bereits zum Einsatzkommen.

«Mein Wunsch war es immer, einmal im Leben etwas herzustellen»,sagt Pirisan. Bearbeitung und Versand der Internet-Bestellungenübernimmt das Familienunternehmen. Auch zwei deutsche Frauen hättenauf diesem Weg bereits Teppiche geordert, die sie ihren muslimischenMännern schenken wollen, sagt der Unternehmer.

Das große Interesse an dem Teppich hat den Familienvaterüberrascht. «Damit hatte ich nicht gerechnet», sagt er. Erst vorwenigen Tagen hatte seine junge Firma eine Anfrage aus Singapur.

Die Ziele, die er sich gesetzt hat, sind hoch: »Ich träume davon,zehn Prozent der weltweit 1,5 Milliarden Muslime zu erreichen«, sagtder Unternehmer. Macht rund 150 Millionen verkaufte Teppiche. Reinrechnerisch. 40 Mal pro Tag gehe ein Gläubiger zum Beten auf dieKnie, kalkuliert er. «Von zehn Leuten haben acht Knieschmerzen.» Umdenen zu helfen, suchte er Rat bei Imamen und auch Orthopäden. Dasfertige Produkt, versichert er, genüge religiösen Ansprüchen undeigne sich auch für schwergewichtige Menschen.

Sollte das Interesse der Muslime an den orthopädischen Teppichenweiter wachsen, muss das Familienunternehmen aus Schwentinental baldexpandieren. Eine zweite Verkaufsversion ist bereits in Planung.Anfang kommenden Jahres soll der orthopädische Gebetsteppich imFernsehen beworben werden. Im Frühjahr will der 46-Jährige danngemeinsam mit seiner Frau Yasemin erstmals selbst nach Mekka reisen -samt verkaufsfähiger Teppiche.