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EM der Gemüseschnitzer EM der Gemüseschnitzer: Wie aus Melonen Vögel werden

Von Jörg Aberger 05.09.2011, 13:43
Eine Frau schnitzt in Leipzig ein Muster in eine Melone. Auf der Fachmesse «Gäste» schwingt die europäische Elite der Gemüseschnitzer noch bis zum 6. September die Messer. (FOTO: ZB)
Eine Frau schnitzt in Leipzig ein Muster in eine Melone. Auf der Fachmesse «Gäste» schwingt die europäische Elite der Gemüseschnitzer noch bis zum 6. September die Messer. (FOTO: ZB) dpa-Zentralbild

Leipzig/dapd. - Hoch konzentriert arbeitet Vadim Nefedyev an derSkulptur eines Vogels. Der junge Russe hat mit einer ähnlichenArbeit im März die russischen Meisterschaften gewonnen, nun will erEuropa-Champion werden. Gelegenheit dazu hat er am Montag auf derLeipziger Messe «Gäste», auf der die 1. Europameisterschaftveranstaltet wird - die erste Europameisterschaft im Obst- undGemüseschnitzen wohlgemerkt.

Nefedyev ist einer von 21 Startern im Einzelwettbewerb. SiebenNationen sind vertreten, das stärkste Kontingent kommt aus NefedyevsHeimat. Ebenfalls mit einem großen Aufgebot sind die Gemüseschnitzeraus Tschechien angereist, während Vadim Bekovski als einzigerSchnitzer die Farben Israels vertritt. Allen gemeinsam ist, dass siesich den strengen Augen einer vierköpfigen internationalen Jurystellen müssen. «Gestartet wird in drei Kategorien», erläutert dastschechische Jurymitglied Milan Sahanek. Bereits von zu Hausemitbringen können die Teilnehmer des Wettbewerbes ein Schaustück,vor Ort gefertigt werden müssen je zwei Cocktailglas- undTellerdekorationen sowie eine Komposition aus Obst und Gemüse, diezum Beispiel ein Büfett schmücken könnte.

Ebenfalls konzentriert, aber bei weitem noch nicht mit demmeisterlichen Geschick von Nefedyev bearbeitet Jan Hofmann eineMelone. Er ist Mitglied des Vereins Xiang Wang Food-Artistic, derdie europäischen Meisterschaften in Zusammenarbeit mit der LeipzigerMesse auf die Beine gestellt hat. Im Gegensatz zu zahlreichenanderen Vereinsmitgliedern kommt Hofmann weder aus der Gastronomieoder Nahrungsmittelbranche. «Ich bin Bankkaufmann», sagt erlächelnd. Gesehen hat er die Kunststücke von Obst- undGemüseschnitzern zuerst auf einer Kreuzfahrt, durch einenFernsehbericht wurde er auf den Verein aufmerksam, besuchte dortGrund- und Aufbaukurse. «Ich liebe das Ausgefallene, und die Obst-und Gemüseschnitzerei gehört sicher in diese Kategorie», meint er.

Von Messern und Meißeln

Zum Schnitzen braucht man laut Hofmann eigentlich nur ein ganznormales Küchenmesser, zum Hobeln von Gemüse kann man ein Käsemesserbenutzen. Aber es gibt natürlich auch eine spezielle Ausrüstung, zuder zum Beispiel Rillenmeißel, Gemüsespitzer oder Ausstechformen fürBlumen und Tiere gehören. «Sehr gut zum Schnitzen geeignet ist einThaimesser, das gut in der Hand liegt, sehr beweglich, sehr spitzund sehr scharf ist», zählt Hofmann auf. Dass der Umgang mit einemsolchen Messer auch schmerzhaft sein kann, muss denn auch einTeilnehmer der Europameisterschaften erfahren, der sich in denFinger schneidet. Aber mit einem Pflaster ist das Malheur schnellaus der Welt geschafft.

Unterdessen wird in der Messehalle 1 am Montag emsig gewerkelt.Auffällig ist, dass Männer in der Mehrheit sind. Den 14 männlichenTeilnehmern stehen sieben Frauen gegenüber, darunter die TschechinEliska Vostalova, mit 17 Jahren die jüngste Starterin. Warum sie andem Wettbewerb teilnimmt, kann man sie nicht fragen. «Bitte sprechenSie die Teilnehmer nicht an, weil die sich sehr konzentrierenmüssen», gibt Konstanze Töpel den Fotografen mit auf den Weg, die inden abgesperrten Bereich hinein dürfen. Sie hat seitens des Vereinsbei der Organisation der Europameisterschaften den Hut auf. «Esschlaucht, aber macht Spaß», sagt sie und ist gleich darauf schonwieder verschwunden, um sich um den Wettbewerb zu kümmern.

Geplant ist, das europäische Championat von nun an alle zweiJahre stattfinden zu lassen. Für 2013 ist als Austragungsort Moskauins Visier genommen worden.