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Gewaltausbrüche Drei schwer verletzte Polizisten - „Schwarzes Wochenende“

Gewalt und Angriffe auf Polizisten häuften sich in den vergangenen Tagen in Berlin. Die Polizeipräsidentin vermisst den Blick auf den Menschen in der Uniform.

Von dpa Aktualisiert: 19.05.2025, 12:59
Polizeipräsidentin: Schwarzes Wochenende für Polizei
Polizeipräsidentin: Schwarzes Wochenende für Polizei Julius-Christian Schreiner/dpa

Berlin - Nach drei schwer verletzten Berliner Polizisten innerhalb weniger Tage und diversen weiteren Angriffen und Tumulten hat Polizeipräsidentin Barbara Slowik Meisel von einem „wirklich schwarzen Wochenende“ gesprochen. Es sei „unerträglich“, wenn so viele Kollegen verletzt würden, das habe sich von Donnerstag bis Sonntagabend hingezogen. 

Dass der „Respekt und der Blick auf den Menschen, der als Polizist oder Polizistin handelt, mir immer mehr verloren zu gehen scheint, das besorgt mich und bestürzt mich“, sagte Slowik Meisel im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses weiter. 

Auch Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sagte: „Die vergangene Woche macht mich in einem besonderen Maße betroffen.“ Das Geschehen sei ihr unbegreiflich. Harte Konsequenzen seien nötig, alle juristischen Möglichkeiten müssten ausgeschöpft werden.

Angriffe bei Demonstration, bei Fußballspiel und nachts in Neukölln 

Am Donnerstag war ein Polizist bei einer propalästinensischen Demonstration niedergerissen, getreten und schwer verletzt worden, weitere wurden leicht verletzt. Am Freitagabend erlitt ein Polizist bei der Kontrolle eines 28-jährigen Mannes in Neukölln lebensgefährlich Verletzungen bei einem Messerangriff. 

Am Sonntag wurde ein Polizist bei Tumulten mit Fußballfans beim Spiel BFC Dynamo gegen Zwickau schwer verletzt. Er wurde zu Boden gestoßen oder gerissen und laut Polizei gegen den Kopf geschlagen und getreten, sodass er ohnmächtig wurde. 

Am Sonntagabend wurden dann mehr als 30 Polizisten bei Ausschreitungen türkischer und türkischstämmiger Fußballfans am Ku'damm verletzt. Gewaltbereite Fans unter den insgesamt mehr als 2.500 versammelten Menschen warfen Böller und Flaschen und stürmten Absperrungen.

Lebensgefährlich verletzter Polizist zur Genesung wieder zu Hause

Spranger ging besonders auf die lebensgefährliche Verletzung des Polizisten in Neukölln ein. Der 31-Jährige sei nach der Tat operiert worden, befinde sich inzwischen außer Lebensgefahr und sei wieder zu Hause. 

Der 28-jährige mutmaßliche Täter war rund vier Stunden nach der Tat in der Nacht zu Samstag freigelassen worden. Die Staatsanwaltschaft erklärte, es gebe keinen dringenden Tatverdacht für „für einen gezielten Messereinsatz“. Ermittelt werde wegen schwerer Körperverletzung. 

Senatorin: Entlassung „hinterfragt“ - Auswertung von Videos

Videos aus Kameras an der Polizeiwache waren ausgewertet worden. Der „Tagesspiegel“ berichtete, ein unvorsichtiges Verhalten des Polizisten könne zu der Verletzung beigetragen haben. Der Polizist habe den Mann nicht mit etwas Abstand angesprochen, sondern von hinten überrascht und angegriffen, woraufhin ein Gerangel oder ein Kampf ausgebrochen sei.

Innensenatorin Spranger sagte, auch sie habe die schnelle Entlassung des mutmaßlichen Täters durch die Polizei „selbstverständlich hinterfragt“, wolle das jetzt aber nicht bewerten und sich auch nicht zum Stand der Ermittlungen äußern. „Ich habe das am Wochenende mit der Justizsenatorin besprochen, ich vertraue darauf, dass der Sachverhalt vollständig aufgeklärt wird.“ Die Senatsjustizverwaltung und die Staatsanwaltschaft würden sich dazu am Mittwoch im Rechtsausschuss äußern. 

Keine Rechtfertigung für Messer in der Tasche

Der 28-jährige mutmaßliche Täter wollte laut Polizei auf einer Polizeiwache im Rollbergviertel in Neukölln eine Anzeige erstatten. Er musste warten, verließ das Gebäude und beschädigte mit einem Messer ein Polizeiauto. Als der Polizist eingegriffen habe, sei es zu einer körperlichen Auseinandersetzung gekommen, bei der der Polizeibeamte mit dem Messer am Hals verletzt wurde. 

Spranger sagte: „Dieses furchtbare Ereignis zeigt erneut, welche Gefahr von Messern ausgeht und weshalb der Kampf dagegen so erforderlich ist.“ Sie betonte weiter: „Es gibt keine Rechtfertigung, ein Messer zugriffsbereit in der Öffentlichkeit mit sich zu führen. (...) Es ist kein Mittel der Verteidigung.“ Wer das tue, „trägt erheblich Mitverantwortung“ für das, was geschehe. 

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) teilte zu den gewalttätigen Fußballfans mit: „Sport ist immer mit Emotionen verbunden und man kann so etwas auch frenetisch feiern. Aber Flaschen-, Stein- und Pyrotechnikwürfe mögen vielleicht am Bosporus zum Feiern dazugehören, in unserem Land wirft man sie nicht auf Menschen und riskiert schwerste Verletzungen und sogar den Tod.“