DNA-Analyse DNA-Analyse: Die Leiche von Elias ist identifiziert

Berlin - Ein Farbfoto hängt an diesem Sonntag an der Wand des Besprechungssaals des Polizeipräsidiums in Potsdam-Eiche. Es zeigt eine ausgehobene Grube auf dem Luckenwalder Gartengrundstück von Silvio S., dem mutmaßlichen Mörder des Flüchtlingskindes Mohamed. Am Rande der Grube ist eine Schubkarre zu sehen.
Die Grube, soviel steht nun fest, ist das Grab des kleinen Elias aus Potsdam geworden, der vor vier Monaten spurlos von einem Spielplatz im Potsdamer Stadtteil Schlaatz verschwand. Am Freitag hatten die Ermittler das Erdreich des Gartens von Silvio S. abgesucht und ein Paket mit einer Kinderleiche gefunden. Am Sonntag kam das Ergebnis des DNA-Abgleichs. „Es ist nun traurige Gewissheit, der kleine Elias ist tot“, sagt Heinrich Junker, Potsdams Leitender Oberstaatsanwalt.
Sexuelle Motive
Laut Junker habe die Obduktion ergeben, dass der sechsjährige Elias gewaltsam zu Tode gekommen sei. Und es gebe Anhaltspunkte dafür, dass Silvio S. sexuelle Motive für die Entführung und Tötung des Jungen gehabt habe. Er könne jedoch keine weiteren Angaben machen – weder zur Todesursache und zum Todeszeitpunkt, noch zum Tatort. Silvio S., der bei einem Wachschutz gearbeitet hat, wird nun des zweifachen Mordes beschuldigt.
Der 32-jährige mutmaßliche Kindermörder war am Donnerstag in seinem Wohnort in Kaltenborn, einem Ortsteil von Niedergörsdorf (Teltow-Fläming), festgenommen worden. Seine Mutter hatte die Polizei alarmiert, nachdem sie ihren Sohn auf veröffentlichten Fotos erkannt hatte, mit denen die Polizei in Berlin nach dem Entführer des vierjährigen Mohamed gefahndet hatte.
Im Kofferraum des weißen Dacias von Silvio S. fand die Polizei die Leiche des seit Anfang Oktober vermissten Flüchtlingsjungen. Mohamed lag unter Katzenstreu in einer Plastikwanne. Der Junge aus Bosnien-Herzegowina war sexuell missbraucht und erdrosselt worden.
Junker sagt, alles deute darauf hin, dass Elias kurz nach seiner Entführung am 8. Juli getötet worden sei. In dem Wohnhaus in Kaltenborn, in dem Silvio S. bei seinen Eltern lebte, habe man Computertechnik sichergestellt. Auf dem Gartengrundstück in Luckenwalde wurde mit einem Bagger der gesamte Boden umgegraben. Die Maßnahmen sollten Beweise ans Licht bringen, wie Elias zu Tode gekommen ist. „Anders als im Fall Mohamed hat der Tatverdächtige keine detaillierten Angaben zu der Tat gemacht“, sagte Junker.
Nach einer stundenlangen Vernehmung durch Beamte der Berliner Mordkommission hatte Silvio S. am Donnerstag nicht nur den Mord an Mohamed umfangreich eingeräumt. Überraschend nannte er am Ende des Verhörs auch den Namen Elias, und zeichnete eine Skizze von seiner Gartenparzelle mit dem Ort, an dem er den toten Jungen verscharrt hatte. Seitdem schweigt Silvio S., so wie es ihm seine beiden Anwälte offenbar geraten haben.
Gegen den mutmaßlichen Mörder des kleinen Mohamed ist inzwischen Haftbefehl wegen Mordes erlassen worden. „Wir werfen ihm vor, den Jungen heimtückisch, aus Mordlust zur Befriedigung des Geschlechtstriebs und zum Verdecken einer Straftat getötet zu haben“, sagt Martin Steltner, der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft. Silvio S. sitze noch in der Untersuchungshaftanstalt in Moabit, er soll jedoch in der kommenden Woche nach Brandenburg überführt werden. Das bestätigt auch Junker.
Brandenburg werde die Ermittlungen in beiden Fällen übernehmen, weil der Tatort jeweils in Brandenburg gelegen habe. „Wir werden gegen Silvio S. auch einen erweiterten Haftbefehl im Fall Elias beantragen.“ Die Soko Schlaatz wird aufgelöst. Mehr als 1300 Hinweisen sind die Beamten noch bis Donnerstag nachgegangen. Zuletzt war nach einem dunklen Kombi gefahndet worden. Hinweise, dass Silvio S. ein solches Fahrzeug gefahren haben könnte, gebe es bisher nicht, sagt Chefermittler Michael Scharf. Man habe auch alle bis Donnerstag eingegangen Hinweise zum Verbleib des kleinen Elias noch einmal geprüft. Keiner der Hinweise habe zu Silvio S. geführt.
Die Ermittler prüfen nun, ob Silvio S. auch für das Verschwinden der fünfjährigen Inga aus Sachsen-Anhalt verantwortlich ist. Hinweise gebe es bisher nicht, heißt es. Auch anderen Vermisstenfällen werde nachgegangen. Man sei beispielsweise in Kontakt mit Kollegen in Rostock. Dort hatte ein Unbekannter mehrfach Kinder angesprochen. Nicht bestätigen wollen die Ermittler, dass im Wohnhaus von Silvio S. Spielzeug gefunden wurde, das vor allem kleine Mädchen ansprechen soll.
Eltern zogen aus
Die Eltern von Silvio S. sind zu ihrem eigenen Schutz erst einmal aus dem Haus ausgezogen. Polizisten sollen ihnen dazu geraten haben. Die Mutter von Silvio S. betreibt, wie berichtet, in Luckenwalde einen kleinen Getränkehandel. Unbekannte haben am Wochenende auf die geschlossenen Jalousien des Marktes das Wort „Arschloch“ geschmiert.
Auch die Sonderkommission Mohamed wurde aufgelöst.

