Daum-Prozess Daum-Prozess: Möglicherweise Verständigung

Koblenz/dpa. - Nach einer ersten Runde sagte Staatsanwalt Ludger Griesarallerdings im Gerichtssaal mit Blick auf die geplante Fortsetzung amNachmittag: «Wenn das so weiter geht, brauchen wir gar nicht erst zukommen.» Bereits kurz nach dem Beginn des ersten Treffens amVormittag in einem Konferenzzimmer des Koblenzer Justizgebäudeshatten Griesar und der zweite Staatsanwalt Jörg Angerer den Raumvorzeitig wieder verlassen. Der ehemalige Bundesliga-Trainer Daumnahm an dem Gespräch nicht teil. Details wurden zunächst nichtbekannt.
Falls es nicht zu einem vorzeitigen Prozessende kommt, wird mitSpannung die Fortsetzung des Verfahrens am 5. März erwartet. Dannsind der Manager des Fußballclubs Bayer Leverkusen, Reiner Calmund,der Kölner Rechtsmediziner Prof. Herbert Käferstein und DaumsLeverkusener Notar Dieter Janke als Zeugen geladen.
Nach Gerüchten über eine mögliche Vertauschung der umstrittenenHaarprobe von Daum will die Erste Große Strafkammer mit Hilfe dieserdrei Männer versuchen, den Weg der Probe von dem Coach zum KölnerInstitut für Rechtsmedizin minuziös nachzuzeichnen. KäfersteinsUntersuchung der Kopfhaar-Probe soll im Oktober 2000 die hoheKokainkonzentration von 72 Nanogramm pro Milligramm ergeben haben.Janke soll an der Entnahme und Calmund am Transport der Probebeteiligt gewesen sein.
In der Koblenzer Hauptverhandlung hatte am Dienstagmorgen zunächsteiner der beiden Mitangeklagten den versuchten Erwerb von 100 GrammKokain für den Coach bestritten. «Zu keiner Zeit hatte ich denAuftrag erhalten, 100 Gramm für Daum zu besorgen», sagte derVerteidiger des 55 Jahre alten Mitangeklagten, Michael Hasslacher, andessen Stelle.
Richtig sei nur, dass der angeklagte Gastronom aus dem rheinland-pfälzischen Ahrbrück im Gespräch mit einem V-Mann der Polizeigeprahlt habe, den Trainer persönlich zu kennen und Kokain für ihnbesorgen zu wollen. Dies sei jedoch nur Teil eines «Lügengeflechts»gewesen. Der Anwalt des 55-Jährigen ergänzte, sein Mandant wolle sich«in aller Öffentlichkeit» bei Daum entschuldigen. Er habe dem Trainergegenüber «ein sehr schlechtes Gewissen».
Hasslacher gab allerdings zu, sein Mandant habe den drittenAngeklagten des Verfahrens, Daums mutmaßlichen Kölner Dealer (40),mit einem Drogen-Scheingeschäft betrogen. Er habe von dem Hotel-Hausmeister 25 000 Mark (12 782 Euro) kassiert und ihm vorgespiegelt,dafür ein halbes Kilo Kokain aus Venezuela zu besorgen. In Wahrheithabe sein Mandant aber diese Lieferung niemals ernsthaft erwogen,ergänzte der Anwalt. Diese Aussagen waren die erste Einlassung desangeklagten Gastronoms in dem seit vier Monaten laufenden Prozess.
Die Anklage hält Daum neben dem illegalen Erwerb von jeweils 3 bis5 Gramm Kokain in 63 Fällen vor, die Beschaffung von 100 Grammder Droge in Auftrag gegeben zu haben. Daum trainiert heute dentürkischen Spitzenclub Besiktas Istanbul.