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Weltgrößte Bücherschau Das alles bringt die Frankfurter Buchmesse

Buchpreis am Montag, der neue Literaturnobelpreisträger am Dienstag, Friedenspreis am Sonntag: Es ist wieder Frankfurter Buchmesse. Sie ist stark im Wandel. Was man zur Ausgabe 2025 wissen sollte.

Von Sandra Trauner, dpa 12.10.2025, 08:00
Schon ab Freitagmorgen dürfen Leser aufs Gelände. (Archivbild)
Schon ab Freitagmorgen dürfen Leser aufs Gelände. (Archivbild) Boris Roessler/dpa

Frankfurt/Main - Mehr als 1.000 Autoren, Aussteller aus 92 Ländern, Fachbesucher aus 140 Ländern und ein frisch gekürter Nobelpreisträger werden zur Frankfurter Buchmesse erwartet. Die weltgrößte Bücherschau beginnt am Mittwoch (15.10.), schon am Montag wird der Buchpreis verliehen. 

Ehrengast sind in diesem Jahr die Philippinen. Was erwartet die Besucher? Im vergangenen Jahr hatte die Buchmesse nach der Corona-Delle wieder auf 230.000 Gäste zugelegt, und auch in diesem Jahr läuft der Vorverkauf laut Veranstaltern gut. 

Die Eckdaten für den Terminkalender

Am Montagabend (13.10.) gibt die Jury bekannt, wer den Deutschen Buchpreis bekommt. Zur Auswahl stehen: Dorothee Elmiger, Kaleb Erdmann, Jehona Kicaj, Thomas Melle, Fiona Sironic und Christine Wunnicke.

Am Dienstagabend (14.10.) wird die Buchmesse eröffnet. Der bisweilen recht zähe Festakt ist völlig neu gestaltet worden. Wie genau, wird nicht verraten. Aber Buchmessen-Sprecher Torsten Casimir verspricht „Einschlafgefahr nahe null“.

Am Mittwoch und Donnerstag (15./16.10.) ist die Messe Fachbesuchern vorbehalten. Am Freitag und Samstag (17./18.10.) ist auch Otto Normalleser willkommen. 

Am Sonntag (19.10.) wird der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels übergeben. Den bekommt in diesem Jahr der Historiker Karl Schlögel, der sich vehement für die Ukraine einsetzt. 

Was gibt es Neues fürs Publikum?

Die Messe hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt. Zwar schlägt das Herz der Buchmesse noch immer im Agentenzentrum, wo unter Ausschluss der Öffentlichkeit Rechte für Stoffe gehandelt werden. Es gibt auch weiterhin Hunderte Veranstaltungen für Fachbesucher, wo etwa über KI im Verlagswesen diskutiert wird.

Aber die Messe hat die Fans und Leser mehr im Blick. Neu in diesem Jahr: 

  • Das Publikum darf schon früher auf die Messe. Jahrzehntelang war das nur am Wochenende erlaubt, dann kam der Freitagnachmittag dazu, nun ist der komplette Freitag öffentlich.
  • Der Buchverkauf ist schon ab Tag eins erlaubt.
  • Die Festhalle wird zum „Meet the Author“-Areal: Auf 5.600 Quadratmetern signieren 84 Autoren 91 Stunden lang Bücher oder lassen sich mit den Fans fotografieren. Die Buchmesse erwartet hier rund 20.000 Menschen.

Die Philippinen singen um die Wette

Der Ehrengast Philippinen bringe eine im wahrsten Sinne „vielstimmige Literatur“ nach Deutschland: Auf den 7.641 Inseln des Archipels werden 134 verschiedene Sprachen gesprochen. 60 neue Bücher erscheinen erstmals auf Deutsch. Die meisten wurden allerdings nicht in den indigenen Sprachen, sondern auf Englisch geschrieben, der zweiten Nationalsprache neben Tagalog/Filipino. Das Motto des Ehrengast-Auftritts lautet „Fantasie beseelt die Luft“.

Im Ehrengast-Pavillon sollen vorwiegend landestypische Materialien zum Einsatz kommen wie Muscheln, Bambus und Ananasgewebe. Der Ehrengast bringt zwei landestypische Besonderheiten mit: „Fliptop“-Battles sind Wettkämpfe im Sprechgesang; der „Jeepney“ ist als Transportmittel beliebt, hat in der Frankfurter Innenstadt aber passend zum Anlass Bücher an Bord.

Wieso ist die Buchmesse überhaupt wichtig?

„Die Frankfurter Buchmesse ist der Ort, an dem sich die Welt begegnet: ein globaler Resonanzraum“, sagt Buchmessen-Direktor Juergen Boos. „In Zeiten globaler Spannungen brauchen wir mehr denn je Räume für Austausch, Zuhören und Zusammenarbeit. Unser Auftrag ist es, Menschen miteinander zu verbinden.“

Das findet vor allem im Debatten-Programm „Frankfurt Calling“ statt - in diesem Jahr nicht in dem schicken Holzpavillon im Innenhof, sondern auf einer neuen Bühne namens „Center Stage“ in einer der Messehallen. Dort diskutiert zum Beispiel die philippinische Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa mit Ex-Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg über Sicherheitspolitik.

Bei der Buchmesse geht's um mehr als Bücher

Vorbei die Zeiten, in denen es auf der Buchmesse nur um Bücher ging. „Die kreativen Nachbarmärkte werden für uns immer wichtiger“, sagte Buchmessen-Sprecher Casimir. Hören wird immer wichtiger. Unter anderem gibt es ein gläsernes Podcast-Studio oder eine „Silent Disco“ für Hörbücher.

Bücher sind auch Grundlage für Games und Filme. Bei „Book to Screen“ diskutiert etwa die Autorin Caroline Wahl mit der Drehbuchautorin und der Regisseurin der Verfilmung ihres Buches „22 Bahnen“. Der Film wurde gerade mit dem Preis der Frankfurter Buchmesse für die beste Adaption ausgezeichnet. 

Wie geht's der Buchbranche?

Die Verlage waren mit dem Jahr 2024 einigermaßen zufrieden. Das erste Halbjahr 2025 lief schlechter. 2024 stieg der Gesamtumsatz der Buchbranche im Vergleich zu 2023 um 1,8 Prozent auf 9,88 Milliarden Euro. Sowohl der stationäre als auch der Online-Buchhandel verzeichneten Zuwächse.

„Getrieben wird die positive Entwicklung am Buchmarkt durch die Buchbegeisterung junger Menschen zwischen 16 und 29 Jahren“, sagt Karin Schmidt-Friderichs, die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. „Das Interesse an Büchern ist groß, aber wir erreichen damit nur diejenigen, die in der Lage sind, funktional zu lesen“, sagte Schmidt-Friderichs. Jedes vierte Kind bleibe außen vor, weil es nicht gut genug lesen könne.

Ein Astronaut beamt Kinder ins All

Kein Wunder, dass die Buchmesse junge Menschen besonders umwirbt. Für das „Kids Festivals“ wird im Innenhof des Messegeländes der „Spacebuzz One“ aufgebaut, mit dem Kinder virtuell ins All fliegen können. Reiseleiter ist Astronaut Matthias Maurer. 

Früher als seicht geschmähte Genres wie „New Adult“ und „Romantasy“ sind auf der Messe angekommen. Die Plattform Tiktok verleiht auf der Buchmesse den Tiktok Book Award. Der Langenscheidt-Verlag verkündet das mit Spannung erwartete Jugendwort des Jahres (18.10.). Comics und Mangas haben schon seit Jahren eine eigene Halle. 

Frisch gekürter Nobelpreisträger

Insgesamt werden mehr als 1.000 Autoren und Sprecher auf der Buchmesse erwartet. Auf 15 Bühnen gibt es mehr als 500 Stunden Programm. Die Aussteller kommen aus 92 Ländern, die Fachbesucher aus 140 Ländern. 

Bei der Eröffnungspressekonferenz am Dienstag (14.10., 11.00 Uhr) spricht der frisch gekürte Literaturnobelpreisträger László Krasznahorkai. Der Ungar war gerade privat in Frankfurt, als er am Donnerstag von der Auszeichnung erfuhr. 

Zu den weiteren Veranstaltungen zählt etwa die „Literaturgala“ mit den Literaturkritikern Thea Dorn und Denis Scheck, Schauspieler Christian Berkel und Autorin Ursula Poznanski („Erebos“).

Tennislegende Boris Becker war zunächst angekündigt, sagte dann aber ab. Ansonsten kommen viele, die jedes Jahr da sind - und viele, die für bestimmte Zielgruppen Superstars sind, während andere den Namen nie gehört haben. Mangels Monarchie im Ehrengastland ist auch kein Königspaar in Sicht. 

Eintrittskarten und Öffnungszeiten

Die Messe ist von 9.00 Uhr bis 18.30 Uhr geöffnet. Ausnahme: Der erste Publikumstag beginnt am Freitag um 10.00 Uhr. Das Tagesticket kostet Freitag und Sonntag 30 Euro, am besucherstärksten Samstag 35 Euro. Wer alle drei Tage bucht, zahlt 59 Euro. Ein Familien-Tagesticket kostet für zwei Erwachsene und drei Kinder 60 beziehungsweise 70 Euro. 

Achtung: Die Zahl der Privatbesucher ist limitiert und Tickets gibt es nur vorab und nur online. Spontan kommen kann man also nicht.

Lesungen und Ausstellungen in der Stadt

Beim Lesefest „Open Books“ kann man vom 14. bis 18. Oktober 175 Autorinnen und Autoren erleben. Alle Lesungen finden bei freiem Eintritt in der Innenstadt rund um den Römer statt. Präsentiert werden Neuerscheinungen aus den Sparten Belletristik, Sachbuch, Lyrik, Graphic Novel und Kinderbuch. 

Das Gastland Philippinen kann man in einer Reihe von Ausstellungen in Frankfurt kennenlernen, etwa im Architekturmuseum oder im Fotografie Forum. Die Kunsthalle Schirn zeigt als erste Ausstellung in den temporären Räumen nach ihrem sanierungsbedingten Umzug Werke der philippinisch-kanadischen Künstlerin und Filmemacherin Stephanie Comilang.