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Bulgarien Bulgarien: Tanzbären von Nasenringen und Ketten befreit

Von Elena Lalowa 21.06.2007, 06:23
Ein bulgarischer Roma spielt in Sofia neben einem Tanzbär auf einem Instrument (Gadulka - Archivfoto vom 01.02.1999). Die Tanzbären an der bulgarischen Schwarzmeerküste und im Zentrum der Hauptstadt Sofia gehören als Touristen-Attraktion endgültig der Vergangenheit an. (Foto: dpa)
Ein bulgarischer Roma spielt in Sofia neben einem Tanzbär auf einem Instrument (Gadulka - Archivfoto vom 01.02.1999). Die Tanzbären an der bulgarischen Schwarzmeerküste und im Zentrum der Hauptstadt Sofia gehören als Touristen-Attraktion endgültig der Vergangenheit an. (Foto: dpa) EPA

Beliza/dpa. - Im Naturpark Beliza, rund 180 Kilometer südöstlich vonSofia, haben «Swetla», «Mischo» und «Mima» ein neues Zuhausegefunden. Damit leben jetzt 23 ehemalige Leidensgenossen in diesem 12Hektar großen Schutzpark.

«Das ist der größte Tag für "Vier Pfoten"», jubelt ZwetelinaIwanowa. Sie ist Direktorin der Tierschutz-Organisation mit Sitz inWien, die zusammen mit der Stiftung der früheren französischenSchauspielerin Brigitte Bardot den Bärenpark Beliza mit Spendenunterhält. Iwanowa ist stolz auf ihren Erfolg, als die drei Tiere imTanzbärenpark des Rila-Gebirges frei gelassen werden. Nach einerlangen Reise in einem speziellen Krankenwagen quer durch Bulgarienmüssen sich die drei in dem 2000 gegründeten Park erst einmaleingewöhnen.

«Vier Pfoten» kaufte die drei letzten Tanzbären Roma-Familien inRasgrad in Nordostbulgarien ab. Die Roma hätten traditionell mit denTieren ihr tägliches Brot verdient, erzählt Park-Sprecher PetarMilanow. Für einen Bären wurden bis zu 15 000 Lewa (7500 Euro) alsAbfindung gezahlt. «Die Tanzbären wurden von klein an misshandelt»,beschreibt Milanow deren Schicksal. Ihnen sei das Tanzen auf eine«besonders grausame Weise» beigebracht worden.

Die Bärenjungen wurden auf glühend heiße Metallplatten gestellt,während ihr Besitzer auf seiner Geige spielte. Künftig zeigten siedas «tanzartige» Abspringen von der heißen Fläche und hobenabwechselnd die Tatzen, wann immer die Melodie ertönte. Dabei wurdendie Bären an Ketten gezogen, die mit Metallringen an ihren Nasenbefestigt wurden. Oft standen sie unter Alkoholeinfluss. Auch nachmehreren Jahren im Naturpark «tanzt» die 17-jährige Bärin «Elena» abund zu, obwohl sie niemand dazu zwingt.

In den Wäldern und Teichen des Parks leben «Elena» und die anderenBraunbären wieder in einer natürlichen Umgebung, wie ParkführerinMalina erklärt. 3,20 Meter hohe Zäune schützen sowohl die Besucherals auch die Bären, da sich die Tiere nach Überzeugung von Expertenin der freien Natur allein nicht zurecht finden könnten. In Belizawerden die Bären täglich mit mehreren hundert Kilogramm Obst undGemüse versorgt: Birnen, Äpfel oder Kirschen sowie Gurken, Tomatenund Möhren. Dazu kommen noch Brot, Honig und Nüsse.

Bis zu 400 Lewa (rund 200 Euro) im Monat koste die Verpflegung undtierärztliche Versorgung eines Bären, erklärt Park-Sprecher Milanow.Ein krasser Gegensatz zum Elend der aktiven Tanzbären, dieunterernährt waren und nur mit Brot und Süßigkeiten gefüttert wurden.Daher hatte der deutsche Zahnmediziner Mark Loose schon erwartet, beiden letzten drei Tieren schlechte Zähne zu finden. Die Untersuchungzeigte dann, dass dem 19-jährigen «Mischo» nur noch Zahnruinen undStummel geblieben waren, die gezogen werden mussten.