Justiz Bugwelle unerledigter Verfahren bei Sachsens Staatsanwälten
Sachsens Staatsanwälte kämpfen mit einem immer größeren Verfahrensstau. Etwa 46.000 unerledigte Fälle liegen auf ihren Tischen.

Dresden - Die sächsischen Staatsanwaltschaften schieben laut einer Umfrage eine Bugwelle unerledigter Verfahren vor sich her. Die Entwicklung im Freistaat sei dynamisch, teilte der Deutsche Richterbund mit. Ende 2021 verzeichneten die Staatsanwaltschaften demnach knapp 30.000 unerledigte Fälle, zum Halbjahr 2025 war die Zahl bereits auf rund 46.000 angestiegen - das war ein Zuwachs um 54 Prozent.
Bei den Neuzugängen liegt das Niveau etwas unter dem des vergangenen Jahres. Bis Ende Juni gingen bei den Staatsanwaltschaften im Freistaat rund 132.000 neue Fälle ein. Im ganzen Jahr 2024 waren es rund 301.000. Die Zahl war in den vergangenen Jahren um gut ein Drittel angestiegen, 2021 etwa hatte es erst 225.000 Neuzugänge gegeben.
Bundesweit fast eine Million Verfahren offen
Die Zahlen gehen auf eine Umfrage bei den Landesjustizministerien zurück, die die vom Richterbund herausgegebene „Deutsche Richterzeitung“ zum Stichtag 30. Juni durchführte. Deutschlandweit sind demnach rund 964.000 Verfahren offen. Das sind 225.000 mehr als noch Ende 2021.
„Der Verfahrensstau bei den Staatsanwaltschaften wird immer länger“, sagte Sven Rebehn, Bundesgeschäftsführer des Richterbundes. Viele Strafverfahren zögen sich in die Länge und Verfahrenseinstellungen nähmen zu. Die Bundesregierung wolle die Justiz mit 450 Millionen Euro stärken - es liege an den Ländern, dass das Geld schnell in der Justiz ankomme. Rebehn forderte von den Ländern, noch im Herbst bei einer Ministerpräsidentenkonferenz 2.000 zusätzliche Stellen für die Strafverfolgung zusagen.
Anzahl in Hamburg fast verdreifacht
Als „besonders dramatisch“ bezeichnete der Richterbund die Entwicklung in Hamburg. Dort verdreifachte sich die Zahl offener Verfahren fast - von 22.900 Fällen zum Jahresende 2021 auf rund 64.000 zur Jahresmitte 2025.
Ausreißer ist den Angaben nach Brandenburg. Nach einem starken Anstieg bis 2023 sind die Bestandszahlen dort inzwischen klar rückläufig.