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Bubble Tea Bubble Tea: Süßer Spaß in Kugeln

Von Nina C. Zimmermann 12.10.2012, 16:47

Halle (Saale)/MZ. - Schwarzer oder grüner Tee? Mit oder ohne Milch? Heidelbeer-, Mango- oder ein anderer Fruchtsirup als Aroma dazu? Feste Würfel aus Fruchtgelee oder doch lieber mit Sirup gefüllte Tapiokakugeln als Topping? Wer einen Bubble Tea bestellt, hat die Qual der Wahl: Die Menükarten der wie Pilze aus dem Boden schießenden Modegetränk-Läden bieten eine schier unüberschaubare Vielfalt an Kombinationsmöglichkeiten. Erwachsene scheint das eher zu überfordern - die Kundschaft ist mehrheitlich im Teenageralter.

"Von der Aufmachung und der Idee her ist Bubble Tea ein junges Produkt", sagt die Foodtrend-Forscherin und Gesundheitspsychologin Hanni Rützler aus Wien, wo - wie in deutschen Großstädten - ein Laden nach dem anderen eröffne. Im Prinzip handele es sich um eine flüssige Süßigkeit, die farbenfroh und intensiv im Geschmack daherkomme und dadurch eher jugendliche Gaumen anspreche. "Das ist etwas für die Spaßfraktion, nicht für die Genussfraktion." Sie selbst könne dem Gedanken wenig abgewinnen, im Gehen zu trinken.

"Überwiegend sind unsere Kunden Jugendliche im Alter von zwölf bis 18 Jahren", bestätigt Tan Huynh von BoBo Q, dem eigenen Angaben nach größten Bubble-Tea-Anbieter in Deutschland. Beliebt sei das Getränk aus mehreren Gründen: "Das Design, der Verkaufsbecher ist im Gegensatz zu anderen Softgetränken etwas ganz Neues, die versiegelten Becher mit den Toppings und den XL-Strohhalmen sind ein absoluter Hingucker." Auch die Kombi aus fruchtigem Geschmack mit Kugeln, die im Mund zerplatzen, sei für viele Kunden neu.

Grundlage des Getränks ist grüner oder schwarzer Tee, ursprünglich mit Milch. Hinzu kommen die mit Sirup gefüllten Tapiokaperlen, die auch Popping Bobas genannt werden. Sie gelangen beim Trinken durch den extra breiten Strohhalm in den Mund. Serviert wird das fertig zubereitete Getränk in einem Becher, der in einer speziellen Maschine oben mit einer Folie fest verschlossen wird. Je nach ausgewählter Frucht-Tee-Aroma-Kombination ist das Geschmackserlebnis durchaus gewöhnungsbedürftig.

Bubble Tea hat seine Wurzeln in Taiwan. Dort existiere er schon seit etwa 25 Jahren, erläutert Huynh. Nach und nach habe er sich von ganz Asien über die Chinatowns in Nordamerika nach Europa und Deutschland ausgebreitet. Der Unterschied zwischen Bubble Tea hierzulande und in Taiwan sei lediglich, dass der deutsche Kunde eher Bubble Teas mit verschiedenen fruchtigen Sirups und Popping Bobas bestellt. "In Taiwan wird eher der Standard-Bubble-Milk-Tea mit den Tapiokaperlen bevorzugt." Die Perlen bestehen aus Stärke, die aus der Wurzel der Maniokpflanze gewonnen wird, wie Huynh erläutert. In der asiatischen Küche dient diese Stärke oft als Bindemittel, zum Beispiel für Soßen.

Tee an sich hat in Asien ohnehin eine lange Tradition. "Er ist auch weltweit nach Wasser das am meisten getrunkene Getränk", sagt Monika Beutgen vom Deutschen Teeverband in Hamburg. "In Asien ist er das Alltagsgetränk und hat eine hohe kulturelle Bedeutung." Dort werde er bei weitem nicht nur pur getrunken, wie das mancher Purist in Europa denken mag. "Es gibt sehr unterschiedliche Konsumgewohnheiten", betont Beutgen. Als Beispiel nennt sie den indischen Chai, der mit Gewürzen und Milch und oft auch mit Zucker angereichert wird. Der Weg zum Bubble Tea ist da gar nicht so weit.

Trendforscherin Rützler erklärt sich den Erfolg von Bubble Tea damit, dass er mit verschiedenen Produkten und Ausgangspunkten (fest / flüssig, süß / herb) spielt. Das erinnere ein wenig an das, was der Spanier Ferran Adrià mit seiner Molekularküche vorgemacht hat: "Er hat das sensorische Erlebnis auf ein anderes Niveau gehoben und das Spiel mit den Konsistenzen ins Bewusstsein gebracht."

Als echten Trend mag sie das Getränk noch nicht bezeichnen, als Modeerscheinung dagegen schon. Moden allerdings vergehen auch schnell wieder. Mit etwas Glück könne es Bubble Tea aber gelingen, sich zu behaupten, sagt Rützler. Sie sieht durchaus das Potenzial, dass sich Bubble Tea als "sensual food" etablieren könnte. "Das Thema ist so gut, dass ich mir vorstellen könnte, dass die Gastronomie das aufgreift." Wenn man sich den für sie zu süßen Fruchtsirup wegdenke, könne daraus ein neues Trinkerlebnis werden. "Ich kann es mir als Aperitif, Dessert oder Zwischengang vorstellen." Doch das dürfte noch dauern - wenn es überhaupt so weit kommt. Denn bislang hat nur eine große Fast-Food-Kette das Getränk ins Sortiment aufgenommen.

Damit gerät auch ein wesentlicher Aspekt von Tee ins Hintertreffen, auf den Beutgen hinweist: "Tee hat das Image eines gesunden Lebensmittels und ist an sich kalorienfrei." Ein Bild, das nicht so recht zum Umfeld Fast Food passen mag. Denn sobald Zucker dazu kommt, ist es vorbei mit Kalorienarmut. Das gilt für Chai wie für Bubble Tea. Rützler rät daher, solche Getränke ähnlich wie Smoothies nicht als Durstlöscher, sondern als flüssige Mahlzeit zu werten, die als Geschmackserlebnis durchaus mal drin sein können. Und es muss ja nicht unbedingt eine so wilde Kombination wie grüner Tee mit Heidelbeersirup und Milch sein.