Bremen Bremen: Lehrerin erstochen wegen verschmähter Liebe

Bremen/dpa. - «Augenblicklich gehe ich von Mord aus», sagteStaatsanwalt Uwe Picard am Samstag in der Hansestadt. Der 21-Jährigehabe sein Opfer bereits seit April beobachtet, weil er für die Frau«massiv schwärmte» und eine Liebesbeziehung wollte.
Bis März dieses Jahres ging er auf das Gymnasium imniedersächsischen Osterholz-Scharmbeck, wo die Frau ihn im FachChemie unterrichtete. Weil die Lehrerin seine Gefühle nichterwiderte, beging der junge Mann am Freitag ein schrecklichesVerbrechen: Er tötete seine Angebetete vor deren Haustür.
Die Betroffenheit an der Schule ist groß, Bilder und Texteerinnerten dort gleich am Tag nach der Tat an die Getötete. Sie seieine sehr beliebte und engagierte Lehrerin mit einem guten Draht zuden Schülern gewesen, berichteten Trauernde vor dem Gymnasium. FürMontag sei eine Gedenkfeier geplant.
Rückblende: 2006 kam die Lehrerin zum Referendariat an die Schule.«Da hat er sich in sie verguckt», berichtete Picard. «Das war mehrals nur eine normale Schwärmerei. Es war aber eine einseitigeBeziehung.» Die Lehrerin habe sich immer korrekt verhalten. 2008wandte sich die Frau an die Polizei, weil sie befürchtete, ihrSchüler wolle sich das Leben nehmen.
Der Einzelgänger sei zudem aggressiv und aufmüpfig, sein Interesseim Chemieunterricht für Explosives sehr auffällig, meldete dieLehrerin. Bei einer Durchsuchung fand die Polizei bei dem Schüler,der noch bei seiner Mutter in Osterholz-Scharmbeck wohnt,Silvesterknaller und Schwarzpulver. Der junge Mann bekampsychologische Hilfe. Im Frühjahr musste er das Gymnasium ohne Abiturverlassen und ging einige Monate später zur Bundeswehr.
Seine Fixierung auf die Biologie- und Chemielehrerin aber endetedamit nicht: Er spionierte sie aus, studierte ihre Gewohnheiten. DieFrau selbst merkte davon nichts, eine Anzeige wegen Stalkings liegtder Polizei nicht vor. Am Freitagmorgen befestigte ihr Verfolgerschließlich vor der Schule einen Peilsender für Geodaten am Auto derLehrerin. So wollte der Verliebte abschätzen, wann er die Frau vorihrem Haus in Bremen-Nord abpassen kann.
Mit dem Fahrrad machte er sich am Nachmittag auf den Weg. ImVerhör schilderte er den Beamten später seinen Plan: Er wollte dieFrau in ihre Wohnung zwingen, um ihr «mehrere tausend Fragen» zuverschiedenen Themen zu stellen, die er vorher akribischausgearbeitet hatte. Er habe mit ihr unter anderem über «Sexualitätund Nähe» sprechen wollen, sagte Picard.
Die 35-Jährige aber setzte sich zur Wehr, schrie um Hilfe.Daraufhin stach der junge Mann wieder und wieder auf sie ein. EinPostbote versuchte vergeblich, ihr zu helfen. Die Lehrerin hattekeine Chance: Bei der Attacke wurde sie so schwer am Hals verletzt,dass sie noch am Tatort starb. Bei der grausigen Tat schnitt sich der21-Jährige nach Angaben der Ermittler versehentlich selbst.
Mit seinem Handy rief er die Polizei, sagte nach Angaben derMordkommission: «Ich habe einen Menschen umgebracht.» Dann fügte erhinzu: «Ich stehe hier und habe meine Waffen niedergelegt. Bittekommen Sie her und holen mich ab.» Widerstandslos ließ er sichfestnehmen.