Brauchtum Brauchtum: Halloween nach den Terroranschlägen
San Francisco/dpa. - Künstliches Blut, Furcht erregende Maskenund verstümmelte Plastik-Gliedmaßen gibt es in den Party- undKostümgeschäften noch reichlich zu kaufen. Polizei- und Feuerwehr-Uniformen sowie Make-up in den Farben Rot, Weiß und Blau sind dagegenwenige Tage vor Halloween zur knappen Ware geworden. Der Horror derTerror-Anschläge vom 11. September hat vielen Amerikanern den Spaß amHalloween-Grusel verdorben.
Traditionell laufen am 31. Oktober, in der Nacht vorAllerheiligen, bluttriefende Draculas, Freddy-Krüger-Figuren,Gespenster und Monster durch die Straßen. Die Kinder spielen «Trick-Or-Treat» und fordern bei ihren gruseligen Auftritten vor denHaustüren die Herausgabe von Süßigkeiten und kleinen Belohnungen.
In diesem Jahr wird es «Halloween Lite» geben, eine harmlosereVariante der Schreckens-Feier, prophezeit die «Los Angeles Times».Statt Horror-Verkleidungen sind «Heldenkostüme» der absolute Renner.Viele Schulen haben Schreckens-Outfits, Plastikwaffen und Tricks mitkünstlichem Blut verboten. Die Gruselfarben Orange und Schwarz werdendurch patriotische Schminke in Rot, Weiß und Blau ersetzt.
Auch in den Spuk-Schlössern der Vergnügungsparks geht es wenigerFurcht erregend zu. Im südkalifornischen «Castle Park» wurde ein seitMonaten geplantes Hölleninferno mit teuflischen Feuerwehrleuten durchein harmloseres Gruselszenario ersetzt. In anderen «VerwunschenenHäusern» werden bluttriefende Killer und verstümmelte Monster gegenaltmodische Gespenster ausgetauscht. Ein bisschen Gänsehaut darfsein, doch Albtraum-Horror ist tabu.
Per E-Mail zirkulieren Gerüchte, dass an Halloween mit neuenTerroranschlägen auf Einkaufszentren zu rechnen sei. DieseSchreckensmeldungen und die wachsende Angst vor Milzbrand-Infektionendürfte viele Amerikaner davon abhalten, Halloween auf der Straße zufeiern, heißt es in Zeitungsberichten. Die Organisatoren der «NewYork Village»-Halloween Parade, die alljährlich 30 000 Teilnehmer undzwei Millionen Schaulustige anlockt, wollen sich davon nichtabschrecken lassen. Sie haben jedoch für ihre Straßenparty ein neuesMotto gewählt: «Phoenix» als Zeichen des Neubeginns in New York.
Der mutmaßliche Drahtzieher des Terrors von New York undWashington, Osama bin Laden, scheint sich als Horror-Figur fürHalloween nicht durchzusetzen. Findige Unternehmer haben Masken desExtremistenführers anfertigen lassen, doch in den Geschäften sind siekaum zu finden. Der «Halloween Superstore», einer der größten Kostüm-Läden in San Francisco, hat diese Masken verbannt. «Das ist keinScherzartikel. Darüber lacht niemand», meint Besitzer GeorgeGranados. Umso größer ist die Auswahl an patriotischen Verkleidungen,von «Uncle Sam» über George W. Bush-Masken bis zur Gummi-Attrappe derFreiheitsstatue.