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Brandenburg Brandenburg: Ehemaliger Jurastudent gesteht Mord an Eltern

Von Katharina Wichers 11.01.2011, 16:58
Rechtsanwalt Jürgen Schindler-Clausner (l) sitzt am Dienstag in Potsdam im Gerichtssaal neben seinem Mandanten Rene Detlef-Günter S. (FOTO: DPA)
Rechtsanwalt Jürgen Schindler-Clausner (l) sitzt am Dienstag in Potsdam im Gerichtssaal neben seinem Mandanten Rene Detlef-Günter S. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Potsdam/dapd. - Jahrelang lang quälte sich Rene S. durch dasJura-Studium, zu das ihn seine Mutter gedrängt hatte. Als er sichnach 17 Semestern endlich zum Abbruch entschied und sich an einerFachhochschule für eine Ausbildung zum Finanzbeamten bewarb, war dieEnttäuschung bei den Eltern groß. «Versager» bezeichnete ihn seinerMutter und die FH als Hochschule «zweiter Klasse». Als sich der28-Jährige eines Morgens im Juni vergangenen Jahres auf den Weg zueinem Bewerbungsgespräch nach Hamburg machen wollte, eskalierte derKonflikt. Rene S. tötete erst seinen Vater und anschließend seineMutter. «Ich wollte einfach meine Ruhe haben», sagte er am Dienstagvor dem Landgericht Potsdam zur Begründung.

Die Zwischenprüfung an der Universität Potsdam habe er nochbestanden, sagte der Angeklagte, ein groß gewachsener, blasser Mannmit hellen Haaren und unsicherer Körperhaltung, der deutlich jüngerals 28 wirkt. Schon nach kurzer Zeit sei er immer wenigermitgekommen: «Ich hab's einfach nicht verstanden.» Vor seinen Elternbaute er ein Lügenkonstrukt auf, schwebte doch seine Mutter, dieChemie studiert hatte, der «ehrenwerte» Anwaltsberuf für ihren Sohnvor. Er erfand Prüfungen und später sogar das angeblich bestandeneStaatsexamen.

Selbstmordversuch des Angeklagten wenige Monate vor der Tat

Letztlich schien ihm eigenen Angaben zufolge nur noch einSelbstmord als Ausweg möglich. Als der Versuch, sich die Pulsadernaufzuschneiden, Ende 2009 scheiterte und er nach einer Woche wiederzu Hause war, schlug ihm der Ärger der Eltern entgegen. Der Vaterhabe gesagt, nicht einmal der Selbstmord habe bei Rene «geklappt»,erinnerte sich der Angeklagte. Bei der Mutter habe vor allem seinEntschluss, das Studium endgültig abzubrechen, für großeEnttäuschung gesorgt.

Die folgenden Monate habe er meist zu Hause verbracht, an einenAuszug aber nie gedacht und Freude nie gehabt, sagte Rene S. «Ichwürde mich selbst eher als verschlossen beschreiben», sagte er. DieMutter habe ihm ständig Vorhaltungen gemacht und ihn zur Rückkehr andie Uni bewegen wollen. Während der Vater schwieg oder der Ehefrauzustimmte, nahm Rene S. wie immer alles nur hin.

Im Juni 2010 eskaliert der Streit

Bis ihm am 9. Juni der Kragen platzte. An jenem Morgen wollte ernach Hamburg zu einem Vorstellungsgespräch, zu dem er nach einembestandenen Eingangstest eingeladen worden war, fahren. Sein Vater,der ihn zum Bahnhof bringen sollte, beschwerte sich laut Rene S.über das frühe Aufstehen, obwohl die Reise ja ohnehin «sinnlos» sei.«Da hat es bei mir klick gemacht», sagte der 28-Jährige. Er habe dasMesser gegriffen, dass der Vater zuvor abgelegt hatte, und vonhinten auf ihn eingestochen.

Als wenig später die Mutter aufwachte und ihrem Sohn ebenfallsvorwarf, die Reise umsonst anzutreten, da er ohnehin keinen Erfolghaben werde, drosch er laut eigener Aussage mit einem Hammer auf denKopf der im Bett Liegenden ein. Daraufhin packte er seine Sachen undfuhr trotz allem zu dem Gespräch nach Hamburg.

Zwtl: Leichen der Eltern zerstückelt und teils verbrannt

Nach seiner Rückkehr nach Rathenow habe er über mehrere Tagehinweg zuerst die Leiche des Vaters mit einer Kettensäge zerstückeltund die einzelnen Teile im Ofen verbrannt. Die inneren Organe habeer mit einem Messer zerschnitten und die Toilette hinunter gespült,sagte er. Die zerstückelte Mutter verstaute er hingegen inMaischefässern im Gartenschuppen - die Gefahr, dass Nachbarn durchden Rauch beim Verbrennen aufmerksam werden könnten, sei ihmmittlerweile zu groß gewesen.

Erst rund einen Monat später fand die Polizei die Fässer, solange war Rene S. vermutlich zum ersten Mal im Leben tatsächlichallein. Eigentlich habe er seine Eltern umgebracht, um endlich seineRuhe zu haben, wiederholte der Angeklagte am Schluss seinerVernehmung. «Aber dann hatte ich mehr Ruhe als mir lieb war», fügteer nüchtern hinzu.