Abgeordnetenhauswahl 2026 Jubel und Lametta: Eralp ist Spitzenkandidatin der Linken
Kämpferisch, aber auch emotional war die Antrittsrede der Linken-Spitzenkandidatin. Auch auf ihre Biografie und ihre aus der Türkei geflohenen Eltern ging sie ein.

Berlin - Mit viel Applaus und Jubelrufen hat die Berliner Linke die 44-jährige Juristin Elif Eralp zur Spitzenkandidatin für die Abgeordnetenhauswahl im September 2026 gekürt. Bei einem Landesparteitag in Lichtenberg wurde Eralp von den etwa 175 Delegierten per Akklamation bestimmt, also durch Beifall und ohne formelle Wahl. Zahlreiche Delegierte klatschten nach ihrer Rede anhaltenden Beifall und hielten im gold-roten Lamettaregen Plakate mit dem Slogan „Elif für Berlin“ hoch.
Eralp ist Juristin und seit 2021 Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses. Dort ist sie stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Sprecherin für Migration und Antidiskriminierung. Sie tritt am 20. September 2026 unter anderem gegen den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) an, der seit April 2023 eine Koalition mit der SPD anführt.
Wohnungs- und Mietenpolitik als zentrales Wahlkampfthema
In ihrer Antrittsrede betonte Eralp ihr Ziel, Regierende Bürgermeisterin von Berlin werden zu wollen und stellte die Wohnungs- und Mietenpolitik als wichtigstes Wahlkampfthema vor. „Ich trete an, damit unsere Stadt wieder bezahlbar wird und damit nicht die Immobilienspekulanten über unsere Stadt entscheiden, sondern wir gemeinsam.“ Die Mietenfrage sei die soziale Frage unserer Zeit und treibe alle Menschen in Berlin um.
„Diese Stadt gehört uns allen und nicht den Spekulanten“, rief Eralp in ihrer anfangs eher ruhigen, später dann emotionalen und kämpferischen Rede. Aber auch gut ausgestattete Schulen, bezahlbare Busse und Bahnen sowie ein Leben frei von Diskriminierung seien entscheidende Themen für das Zusammenleben in Berlin.
Eralp: Eltern 1980 aus der Türkei geflohen
In einer kurzen Passage ging Eralp auf ihre Biografie ein. Ihre Eltern seien als Sozialisten und Gewerkschafter 1980 aus der Türkei nach Deutschland geflohen. Bei ihrer Familie hätten immer wieder geflohene Menschen gewohnt. Oft hätten sie Ärger mit Behörden wegen der Asylverfahren gehabt. „Das alles hat mich geprägt. Und so habe ich schon mit zwölf Jahren entschieden, Jura zu studieren. Als Menschenrechtsanwältin wollte ich gegen all diese Ungerechtigkeiten kämpfen.“
Im Streit um den Nahost-Konflikt warf Eralp dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) vor, die Stadt zu spalten. Wegner habe sich nicht mit den Angehörigen von Palästinensern getroffen, um Empathie zu zeigen. Die CDU habe sich stattdessen daran beteiligt, antimuslimische Erzählungen zu stärken. „Ich bin froh, dass hier in Berlin die größte palästinensische Community Europas lebt.“
Nahost-Konflikt: Leiden beider Seiten darf nicht gegeneinander ausgespielt werden
Sie sei aber auch froh, „dass es in Deutschland in Berlin wieder jüdisches Leben gibt und es darf nicht sein, dass Menschen, weil sie eine Kippa tragen, angegriffen werden“, sagte Eralp. „Ich werde immer einstehen für den Schutz und Sichtbarkeit jüdischen Lebens. Für alle, aber ganz besonders für sie war das grausame Massaker der Hamas am 7. Oktober eine Zäsur.“
Das Leid und die Trauer auf der einen Seite dürften nicht gegen das Leid und die Trauer der anderen Seite ausgespielt werden. „Die Verbrechen der einen Seite können nicht legitimiert werden durch Verbrechen der anderen Seite.“