Bergsport Bergsport: Vor 100 Jahren wurde die Barbarine im Elbsandstein erstmals bestiegen

Königstein/dpa. - Die Natur hat sie «wohlgeformt» - dieBarbarine in der Sächsischen Schweiz. Vor 100 Jahren wurde dieFelsennadel neben dem Pfaffenstein erstmals von Kletterern bezwungen.Viele Seilschaften standen schon auf ihr, bis sie 1975 als beliebter Gipfeltraum gesperrt werden musste. Um den Felsen vor weitererZerstörung und den oberen Teil vor Absturz zu bewahren, konserviertenFachleute ihn. Eine in den Gipfelkopf getriebene Eisenstange hattewiederholt Blitzeinschläge provoziert.
«Das ist schon ein komisches Gefühl, da nicht mehr hoch zudürfen», sagt der Bergsteiger und -wächter Lutz Feldmann. Schließlichsei die Barbarine eine Art Wahrzeichen der Sächsischen Schweiz.Klettertechnisch wäre der Felsen mit zwei Wegen der Schwierigkeit 6und 7c auf der sächsischen Skala nicht allzu anspruchsvoll. Dochinzwischen hat Feldmann, der in seiner Freizeit bei der Bergwachtarbeitet, den Traum von der Barbarine ausgeträumt.
Am 19. September 1905 war es zwei Männern vorbehalten, dem«Mädchen» erstmals auf dem Kopf zu stehen. Rudolf Fehrmann und OliverPerry-Smith landeten nach zweitägigen Versuchen ganz oben. Überhaupterwies sich dieses Jahr für Erstbesteigungen als guter Zeitpunkt.Auch Felsen wie Schrammtorwächter, Höllenhund, Schiefer Turm, Eule,Herkulessäulen, Türkenkopf und Schwedenturm konnten erstmalsbezwungen werden.
Rudolf Fehrmann - mit Oscar Schuster einer der «Väter» dessportlichen Kletterns in Sachsen - hatte als 17-Jähriger mit diesemSport begonnen. Damalige Spitzenkletterer gründeten als einen derersten den Klub «Schwarzer Kamin». Fehrmann war zugleich einNaturfreund und vertrat deshalb einen sportlich fairen Kletterstilmit Verzicht auf künstliche Hilfsmittel. Die strengen Regeln geltenbis heute. 1908 gab er den ersten Kletterführer für das sächsischeFelsengebirge heraus.
50 Jahre nach Erstbesteigung der Barbarine wurde eine «Jubiläums-Wallbergfahrt» zu dem außergewöhnlichen Gipfel organisiert. 13Bergsteiger schafften damals den Aufstieg auf die 32 Meter hoheFelsnadel. «Während wir steigen und nachholen, herrscht Totenstille,nur ab und zu unterbrochen von Schreien der Turmfalken, Mäusebussardeund Eichelhäher», heißt es im Bericht einer Festzeitung. Sogar eineBirke wurde damals auf den Felsen gehievt.
Die Sächsische Schweiz gilt als Kletterparadies. 1106 Gipfel unddrei Massive bieten mehr als 18 000 Aufstiegen verschiedenerSchwierigkeiten. Als Ursprungsland des Freikletterns ist dasElbsandsteingebirge zugleich das traditionsreichste KlettergebietDeutschlands.