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Bekannt durch DDR-Moderator Bekannt durch DDR-Moderator: Warum das Ex-Schnitzler-Schloss in Klink zum Verkauf steht

Von Winfried Wagner 13.08.2020, 08:00
Das ehemalige Schnitzler-Schloss in Klink sucht einen neuen Besitzer.
Das ehemalige Schnitzler-Schloss in Klink sucht einen neuen Besitzer. picture alliance/dpa

Klink - Obwohl der DDR-Moderator Karl-Eduard von Schnitzler nie an der Müritz gewesen sein soll, wird über den Mann vom „Schwarzen Kanal“ in Klink viel gesprochen. Das Renaissanceschloss seiner Verwandten steht nun wieder zum Verkauf, im Dorf bangt man um die Arbeitsplätze.

Ex-Schnitzler-Schloss in Klink steht zum Verkauf

Einst Gut der Familie Schnitzler, dann in der DDR Vorzeigeurlaubsort - nun stehen wieder größere Veränderungen an. 30 Jahre nach der Wiedervereinigung wartet Klink an der Müritz auf den Neubau für das 2017 gesprengte FDGB-Hotel und einen neuen Schlosshotelbetreiber.

„Das Renaissance-Schloss mit Orangerie soll verkauft werden“, sagte Eigentümer Guido Gabriel der Deutschen Presse-Agentur. Der Gastronom möchte nach fast drei Jahrzehnten an der Müritz ins Ausland gehen und sich zugleich von einem weiteren Schloss in Groß Plasten und einem Gutshaus mit insgesamt 350 Betten trennen. Auf rund 16 Millionen Euro wird der Gesamtwert geschätzt. Etwa 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt es.

Ex-Adelsschloss Klink mit bewegter Vergangenheit

Der 57-Jährige betreibt den in Ostdeutschland bekannten Ex-Adelssitz als Schlosshotel mit schillernder Vergangenheit seit 1997. „Und fast jeder, der jetzt noch hierher kommt, fragt nach Karl-Eduard von Schnitzler (1918-2001)“, erzählt der aus Hessen stammende Gabriel, der durch seinen geschäftigen Stiefvater nach Mecklenburg kam.

Der Kommunist Schnitzler hatte durch seine Propaganda-Sendung „Der Schwarze Kanal“ im DDR-Fernsehen eine gewisse Bekanntheit in Ost und West erlangt.

Karl-Eduard von Schnitzler soll nie in Klink gewesen sein

Eine entfernte Verwandte des „Schwarzen Kanal“-Machers war die letzte adlige Besitzerin von Gut Klink, wie Bürgermeisterin Jana Böckmann (Unabhängige Bürger Klink) sagt.

„Karl-Eduard soll aber nie in Klink gewesen sein“, so die Gemeindechefin von knapp 1.200 Einwohnern am Nordwestufer der Müritz. „Wir wünschen uns, dass unser Schloss ein Hotel bleibt“

Schloss ein „architektonischer Zwiespalt“

Viele Klinker verbinden ganz persönliche Erinnerungen mit dem beeindruckenden Bau. Es wurde im Stile der französischen Loire-Schlösser Ende des 19. Jahrhunderts für die Familie von Hedwig und Artur Schnitzler errichtet. Die Frau stammte aus der als besonders reich geltenden Berliner Familie Borsig.

Schnitzlers „herrschten“ bis Kriegsende 1945 über die Ländereien, die bis zum Eldenburger Kanal reichten. Nach ihrer Flucht wurden viele sudetendeutsche Flüchtlinge dort untergebracht - bis die sogenannten Neubauten vor das Torhaus an der Straße zum Schloss gebaut wurden. Ein architektonischer Zwiespalt, schätzen Fachleute.

Beliebtes Urlaubsziel in der DDR

Schon in der DDR wurde Klink zu einem der beliebtesten Urlaubsziele im Osten Deutschlands. Kein Wunder, denn am Westufer der Müritz gibt es lange Strandabschnitte zum Baden, auf der anderen Seite liegt der Kölpin-See, auch Wald lockt Erholungswillige.

Ein Radweg verbindet das Dorf mit allen Müritz-Anliegern, darunter auch mit dem Heilbad Waren an der Müritz. Wenige hundert Meter weiter nördlich vom Schloss entstand mit staatlicher Hilfe eines der größten gewerkschaftseigenen Hotels des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes FDGB.

Nur wer Glück oder „Beziehungen“ hatte, kam dort unter. Das achtgeschossige Haus überstand, wie das Schloss, auch die Wende-Wirren.

Touristen sorgen für sprudelnde Kassen

„Als beide Hotels noch in Betrieb waren, hatte die Gemeinde bis zu 170.000 Euro an Kureinnahmen“, erläutert Böckmann. Das FDGB-Hotel wurde 2017 mittels Sprengung abgerissen, weil neben der Reha-Klinik ein neues Hotel gebaut werden soll.
„Wir warten auf den Startschuss“, sagt Böckmann. Jetzt habe das Dorf durch Schlosshotel und weitere Unterkünfte noch etwa 120.000 Euro an Kureinnahmen im Jahr.

Corona sorgt für Einbußen

„Die meisten Schlossgäste kommen aus Berlin, Hamburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt“, berichtet Gabriel. Die gute Buchungslage helfe auch über die Ausfälle hinweg, die durch Corona entstanden sind. „Alles in allem hat uns die zweimonatige Schließung rund eine Million Euro gekostet.“

Einen Teil habe man durch Kurzarbeitergeld aufgefangen, aber ausgeglichen sei das Minus noch lange nicht. Zumal es im Wellnessbereich immer noch Einschränkungen gebe. Jährlich um 400.000 Euro müsse man in den Erhalt des Adelssitzes investieren, lautet seine Erfahrung.

Schloss Klink gefragter TV-Drehort

Gerade wird ein uralter Keller saniert. Wegen seiner traumhaften Lage ist das Schloss auch schon Kulisse für TV-Serien wie „Gute-Zeiten, schlechte Zeiten“ (RTL) oder „Unser Charly“ (ZDF) gewesen - auch prominente Gäste wie Roberto Blanco und Udo Lindenberg hat Gabriel bereits begrüßt.

Im Schloss erinnert Gabriel mit einem Text an die Historie und die Familie Schnitzler. Die Gemeinde hat etliche Erinnerungstafeln aufstellen lassen, unter anderem an ein Mausoleum, das am Radweg um die Müritz einst stand, aber abgerissen wurde.

Nur das Porträt seines Stiefvaters Erwin Walloschke - ein Kaufmann aus Hessen, der nach 1990 die Schlösser erworben hatte - hat Gabriel im Foyer wieder abgenommen. „Es war nicht zu machen: Viele dachten immer wieder, dass dies Karl-Eduard von Schnitzler war.“ (dpa)