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Bayern Bayern: Mutmaßlicher Erpresser von Susanne Klatten angeklagt

Von Petr Jerabek 11.12.2008, 14:57

München/ddp. - Sie wirft dem43-jährigen Schweizer gewerbsmäßigen Betrug, versuchtengewerbsmäßigen Betrug und versuchte gewerbsmäßige Erpressung vor.Lässt die 8. Strafkammer des Landgerichts München die Anklage zu,könnte der Prozess möglicherweise schon Anfang 2009 beginnen.

Klatten hatte im Januar 2008 Strafanzeige wegen Betrugs undErpressung bei der Staatsanwaltschaft München gestellt. Die Erbin derUnternehmerfamilie Quandt soll mit kompromittierenden Aufnahmen vonihren Treffen mit S. in Hotels erpresst worden sein. Etwa 7,5Millionen Euro soll S. laut Medienberichten von der wohl reichstenFrau Deutschlands zuvor mit Lügengeschichten ergaunert haben.Italienische Medien hatten vor einem Monat Vernehmungsprotokolle vonzwei weiteren Frauen veröffentlicht, die ähnliche Vorwürfe gegen S.erheben: Demnach erbeutete er insgesamt mehr als zwei Millionen Eurovon Marie Luise H. sowie 300 000 Euro von Monika S.

Wie viele Betroffene die Staatsanwaltschaft ermittelt hat, bleibtvorerst offen. In der Mitteilung der Justizpressestelle hieß es amDonnerstag lediglich, S. werde zur Last gelegt, möglichst vermögendeFrauen durch Täuschung oder Bedrohung zu «erheblichenBargeldübergaben» veranlasst oder dies zumindest versucht zu haben.Dazu habe er teils einen «unterschiedlich ausgeschmückten»Verkehrsunfall mit einem verletzten Kind erfunden, durch den ererheblichen Schadensersatzforderungen, Erpressungen oder sonstigenRepressalien ausgesetzt sei und dringend finanzielle Unterstützungbenötige. Gegenüber Marie Luise H. und Monika S. behauptete derAngeschuldigte nach deren Aussagen sogar, er werde von der Mafiabedroht.

Zum Teil soll der Angeschuldigte laut Anklage auch damit gedrohthaben, mit Aufnahmen von intimen Treffen an die Öffentlichkeit zugehen, sollte er das geforderte Geld von den Frauen nicht erhalten.Weitere Details will die Justizpressestelle vor der Entscheidung desGerichts über die Eröffnung des Hauptverfahrens nicht nennen. Aus denim Internet veröffentlichten drei Vernehmungsprotokollen sind aberzahlreiche Einzelheiten längst bekannt. So sagte Klattenbeispielsweise aus, S. habe ihr Mitte Oktober 2007 erstmals Fotos voneinem gemeinsamen Treffen zukommen lassen. Bei Telefonaten habe erzunächst «viermal seven up» gefordert, also viermal sieben MillionenEuro, später dann nur noch 14 Millionen Euro.

Bei einer fingierten Geldübergabe in der Tiefgarage einesEinkaufszentrums in Vomp bei Innsbruck wurde S. am 14. Januarfestgenommen und im März nach Deutschland ausgeliefert. Seither sitzter in München in Untersuchungshaft. Die Anklage gegen ihn wurdebereits am 3. Dezember erhoben, musste aber zunächst demAngeschuldigten zugestellt werden. Die «Bild»-Zeitung hatte bereitsvor einer Woche berichtet, dass zu einem Prozess mehr als 30 Zeugengeladen werden sollen, darunter Klatten.