Bayern Bayern: Ex-Trainer gesteht sexuellen Missbrauch junger Sportler

München/ddp. - Vor dem Münchner Landgericht gesteht der49-Jährige am Dienstag, zwischen 1990 und 2008 acht seinerSportschüler im Alter zwischen 8 und 17 Jahren in mindestens 300Fällen sexuell missbraucht zu haben. Hauptleidtragender war ein zumTatbeginn acht Jahre alter Junge aus dem oberbayerischen Penzberg.
Der 49 Jahre alte Angeklagte räumt vor Gericht ein, das Kind etwasechs Jahre lang regelmäßig zum Sex gezwungen zu haben. Mal drohte erseinem Schützling mit Rauswurf aus der Trainingsgruppe, mal machte erihm teure Bestechungsgeschenke. «Das entspricht alles der Wahrheit»,sagt K. vor Gericht zu den Vorwürfen der Anklage. Seine Taten könneer heute «auch nicht mehr nachvollziehen». Er bereue, was er getanhabe, sagt er.
Dank dieses Geständnisses kommt K. voraussichtlich mit einem«recht moderaten» Urteil davon, wie es sein Verteidiger FlorianSchneider in einer Verhandlungspause formuliert. In einemRechtsgespräch haben sich Gericht, Staatsanwaltschaft undVerteidigung nämlich kurz zuvor darauf geeinigt, dass der Angeklagtemit einem «vollumfänglichen Geständnis» zu einer Freiheitsstrafe «vonnicht mehr als acht Jahren» verurteilt wird.
Durch die Aussagen des gelernten Restaurantfachmanns, der nebenseinen Trainertätigkeiten in mehreren Münchner Luxushotels arbeitete,bleibt seinen Opfern eine Zeugenaussage vor Gericht erspart. Nebendem damals Achtjährigen sind dies sieben junge Sportler, die vonihrem Trainer zwischen 2004 und 2008 unter anderem in Räumen desMünchner Olympiastadions, der Münchner Werner-von-Linde-Halle, in derOberhachinger Sportschule oder in einem Trainingslager im türkischenAntalya missbraucht wurden. Dabei gaukelte K. ihnen wahlweise vor,sie massieren oder eine Fehlstellung der Hüfte korrigieren zu wollen,ihre Wirbelsäule lockern oder mit ihnen ein «mentales Training»absolvieren zu müssen.
Seinem achtjährigen Opfer habe er Jahre zuvor allerdings nichtsmehr vorspielen müssen, gibt K. vor Gericht an. Dieser habe am Endeschon gewusst, worum es ging, wenn er ihn zu sich gerufen habe.Einmal missbrauchte er den Jungen sogar in dessen Kinderzimmer in derelterlichen Wohnung, einmal bei einem Familienausflug in einemFreizeitpark in der Geisterbahn. Immer wieder erlitt sein jüngstesOpfer laut Anklage durch die Misshandlungen erhebliche Schmerzen, ofthabe nach den Taten eines der Beine des Jungen bis zu einer halbenStunde gezittert.
Er sei sich nicht bewusst gewesen, dass er den Kindern undJugendlichen psychisch und physisch geschadet habe, sagt K., derzunächst Leichtathletiktrainer im oberbayerischen Penzberg und amIsar-Sportgymnasium in München war und sich später zum Landes- undBundestrainer hocharbeitete. Er habe als Leichtathletiktrainer fastTag und Nacht gearbeitet, habe unter einem «wahnsinnigenErfolgsdruck» gestanden, sagt er. Mit den Handlungen habe erversucht, «davon ein bisschen runterzukommen». Erst als er imNovember vergangenen Jahres in U-Haft kam, sei ihm das Ausmaß seinerTaten so richtig klargeworden.
Freunde und Bekannte, die K. von früher kennen, sind fassungslos.Eine 21-jährige Frau, die am Dienstag auch in den Zuschauerreihen desVerhandlungsraumes sitzt, kann noch immer nicht richtig glauben, wasder gute Bekannte ihrer Eltern getan haben soll. Sie kenne ihn nochals große Respektsperson, erzählt die ehemalige Leichtathletin ineiner Gerichtspause. Ein «offener, netter, fröhlicher und positiverMensch» sei er gewesen. Irgendwelche Missbrauchsgerüchte habe es biszur Verhaftung von K. niemals gegeben unter den Sportlern, versichertsie. «Das hat mein Weltbild zusammengeschmissen.»
Für den Prozess sind zwei Verhandlungstage angesetzt.