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Bayern Bayern: Ein Käffchen mit Nicolas Cage

Von Ulf Vogler 13.03.2007, 09:22
Das Foto zeigt das Schloss Neidstein bei Etzelwang (Oberpfalz). Der US-amerikanische Schauspieler N. Cage hat das rund 500 Jahre alte Schloss vor einigen Monaten gekauft und will das Anwesen jetzt von Grund auf sanieren lassen. (Foto: dpa)
Das Foto zeigt das Schloss Neidstein bei Etzelwang (Oberpfalz). Der US-amerikanische Schauspieler N. Cage hat das rund 500 Jahre alte Schloss vor einigen Monaten gekauft und will das Anwesen jetzt von Grund auf sanieren lassen. (Foto: dpa) dpa

Etzelwang/dpa. - In diesen historischen Mauern im Landkreis Amberg-Sulzbach wird wohl schon bald ein Hollywoodstar seinen Zweitwohnsitz haben. Denn US-Schauspieler Nicolas Cage (43) hat das rund 500 Jahre alte Gemäuer vor einigen Monaten gekauft und will das Schloss jetzt von Grund auf sanieren lassen.

Die Menschen in der Gemeinde Etzelwang warten gespannt auf ihren prominenten Neubürger. Bürgermeister Ludwig Heinl träumt sogar schon von zünftigen bayerischen Gemeindefesten mit einem echten Oscar- Gewinner. «Wir würden gerne mit ihm in Kontakt kommen», sagt er. Dabei weiß Heinl aber auch, dass Cage das Schloss gekauft hat, um vom Show-Business ausspannen und seine Ruhe haben zu können.

In Etzelwang verteilen sich die rund 1600 Bürger auf 14 Ortsteile. Neidstein kann als kleinster Gemeindeteil gerade einmal zwei Anwesen aufweisen. Die einzigen Nachbarn der Familie Cage werden künftig Heinz Breitfelder und dessen Frau sein. Der Inhaber eines Getränke- Heimdienstes kümmert sich seit 38 Jahren um das Schloss, das auch in der Vergangenheit nur sporadisch bewohnt wurde. Denn die vorherigen Eigentümer, die mit der fränkischen Bleistiftdynastie Faber-Castell verwandtschaftlich verbundene Familie von Brand, leben auch in den USA und kamen daher nur zwei bis drei Mal pro Jahr in die Oberpfalz.

Im vergangenen Jahr hatte sich Cage von einer oberbayerischen Immobilienmaklerin verschiedene Objekte zeigen lassen und so auch zwei Mal Neidstein besichtigt. Damals hatte Breitfelder das 900 Quadratmeter große Schloss für den prominenten Interessenten aufgesperrt und die Heizungen aufgedreht, damit der 43-Jährige nicht frieren musste. «Anschließend hat er bei mir Kaffee getrunken und Kuchen gegessen», berichtet der Schlossverwalter. Seit dem Kauf bekommt Breitfelder regelmäßig Besuch von einem Deutsch sprechenden Manager aus den Staaten, der für Cage die Modernisierung der mittelalterlichen Gemäuer organisieren soll.

In der Region ist der Schauspieler seit vergangenem Sommer das Gesprächsthema Nummer Eins. «Das ist Thema am Stammtisch und im Gemeinderat», berichtet Heinl. Der Rathauschef schaut sich jetzt jeden Cage-Streifen im Fernsehen an, das war vor einem Jahr freilich noch anders: «Meine Söhne kannten Cage schon, aber ich habe mit dem Namen nichts anfangen können», räumt Heinl ein.

Cage ist ein Sprössling der berühmten Coppola-Familie und hat deutsche und italienische Vorfahren. Bereits sein Großvater war Filmkomponist, und sein Onkel ist der Filmemacher Francis Ford Coppola. Seit 1984, als Cage mit seiner Darstellung eines Vietnam- Veteranen in «Birdy» bekannt wurde, gehört er zur ersten Garde der Schauspieler in Amerika. Für die Verkörperung eines Alkoholikers in «Leaving Las Vegas» wurde er später mit dem Oscar ausgezeichnet.

Sein neues Schloss sieht bislang für einen Weltstar noch nicht standesgemäß aus. Die Schmutzschichten an der Fassade und bröckelnder Putz dokumentieren den Lauf der Zeit. Zudem sind die Fenster undicht und die Elektro- und Sanitäranlagen veraltet. Dies war dem 43- Jährigen schon beim Kauf bewusst. Die Makler hatten extra darauf hingewiesen, dass der künftige Besitzer des 28 Zimmer großen Anwesens «noch eine Menge Renovierungsarbeiten vor sich» hat. Wie viel Geld Cage in das Schloss stecken wird, ist allerdings ebenso unbekannt wie der Kaufpreis, den er 2006 bezahlt hat. Ehemals war das Schloss mit 165 Hektar Wald für 1,9 Millionen Euro angeboten worden.

Doch auch nach einer Modernisierung wird sich Cage gegenüber dem Leben in Los Angeles umgewöhnen müssen. Statt Sunset Boulevard gibt es in Etzelwang geflickte Dorfstraßen, statt Schickimicki-Promis leben dort bodenständige Oberpfälzer. Offenbar hat Cage aber genau dies gesucht. In Interviews betont er immer wieder, wie sehr er sich auf sein neues Domizil freut. Zudem möge er deutsches Essen und mache extra einen Deutsch-Sprachkurs.