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Axt-Attacke in Würzburg Axt-Attacke in Würzburg: Täter soll IS-Kämpfer gewesen sein

19.07.2016, 04:00
Polizisten suchen in der Nähe des Tatorts in Würzburg nach neuen Spuren
Polizisten suchen in der Nähe des Tatorts in Würzburg nach neuen Spuren dpa

Würzburg - Ein Jugendlicher hat am Montagabend in einem Regionalzug in Bayern mehrere Reisende mit einer Axt und einem Messer schwer verletzt, ehe er von der Polizei erschossen wurde. Der 17-jährige Asylbewerber aus Afghanistan sei „brutal auf andere Fahrgäste in der Bahn losgegangen“, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in der ARD.

Viele Hinweise deuten auf einen islamistischen Hintergrund hin. Im Zimmer des Flüchtlings sei eine „handgemalte IS-Flagge“ gefunden worden, teilte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Dienstagmorgen im ZDF-„Morgenmagazin“ mit. Nach Meldung der IS-nahen Agentur Amak vom Dienstag soll er ein Kämpfer der radikal-islamischen Miliz Islamischer Staat gewesen sein.

Nach Polizeiangaben wurden vier Menschen schwer, aber nicht lebensbedrohlich verletzt. Dabei handele es sich um eine Familie aus Hong Kong und einen Freund. Das bestätigte der Hongkonger Regierungschef Leung Chun-Ying am Dienstag. Er verurteilte den Angriff und sprach den Opfern und ihren Angehörigen sein Mitgefühl aus. Repräsentanten der Hongkonger Wirtschaftsvertretung in Berlin besuchten die Opfer im Krankenhaus in Würzburg.

Familie aus Hong Kong verletzt

Es handele sich um eine Familie und einen Freund, berichtete die Hongkonger Zeitung „South China Morning Post“ unter Hinweis auf die Behörden in der asiatischen Wirtschaftsmetropole. Die vier Verletzten seien der Vater (62) und die Mutter (58) einer Tochter (27) und deren Freund (31) gewesen.

Der Vater und der Freund hätten versucht, die anderen Mitglieder in der Gruppe vor dem Angreifer zu schützen. Ein fünfter Mitreisender, der 17-jährige Sohn, sei unverletzt davon gekommen, so das Blatt. Ob es Touristen waren oder warum sie in Bayern reisten, war noch unklar.

Islamistischer Hintergrund unklar

Ob die Tat in dem Regionalexpress von Treuchtlingen nach Würzburg einen islamistischen Hintergrund habe, sei noch unklar. Es gebe eine Aussage, wonach der Angreifer „Allahu Akbar“ (arabisch für: Gott ist groß) gerufen habe, sagte Herrmann. Sein Motiv sei aber noch „völlig unklar“. Die Polizei gehe davon aus, dass er als Einzeltäter gehandelt habe. Der 17-jährige Angreifer starb nach Polizeiangaben „durch mehrere Schüsse“ eines Sondereinsatzkommandos.

Der Jugendliche habe vor Abgabe der Schüsse versucht, die Beamten anzugreifen. Das Kommando war nach Herrmanns Angaben zufällig wegen eines anderen Einsatzes in der Nähe; es habe den flüchtigen Jugendlichen ausfindig machen können und gestellt. Der Angreifer war geflohen, nachdem der Zug im Würzburger Stadtteil Heidingsfeld zum Stehen gekommen war.

Ermittlungen im Umfeld des Täters

Nach Informationen von Innenminister Herrmann war der 17-Jährige als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Deutschland gekommen. Von März an habe er zunächst in einem Kolpingheim in Ochsenfurth gelebt, in den vergangenen zwei Wochen sei er in einer Pflegefamilie untergebracht gewesen.

Die Ermittlungen richteten sich nun auf das Umfeld des Angreifers und auf die Frage, ob er in jüngster Zeit in irgendeiner Weise auffällig geworden sei, sagte Herrmann. Die Polizei sei nun intensiv dabei zu ermitteln, wer den jungen Flüchtling erlebt hat und Aussagen über ihn machen kann. Das LKA hat außerdem Ermittlungen eingeleitet. Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste befanden sich nach Angaben des Polizeipräsidiums Unterfranken in der Nacht in einem Großeinsatz.

Mehrere Insassen des Zugs hätten einen Schock davongetragen und würden von Einsatzkräften betreut. Die Verletzten seien mit Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht worden. „Über lebensbedrohliche Verletzungen liegt mir nichts vor“, sagte ein Polizeisprecher in der Nacht. Herrmann stellte auch einen möglichen Zusammenhang mit dem Anschlag von Nizza her. Dass es immer Nachahmer von solchen Taten geben könne, sei bekannt. Die Hintergründe des Angriffs in Bayern müssten nun aber sorgfältig ermittelt werden. Die Eisenbahngewerkschaft EVG forderte in Reaktion auf den Angriff einen besseren Schutz für Bahnmitarbeiter und Reisende.

„Wir fordern schon seit langem den verstärkten Einsatz von gut ausgebildetem Sicherheitspersonal“, erklärte EVG-Chef Uwe Reitz. Der Vorfall mache deutlich, „dass Gewalt, die unvermutet gegen Unbeteiligte ausgeübt wird, immer mehr zu einem Problem wird“. Nötig sei nun eine Debatte mit dem Ziel, „die Sicherheit der Beschäftigten wie auch der Reisenden tatsächlich zu erhöhen“. (afp, dpa)