Branchentag Autozulieferer enttäuscht von Politik - Voigt will Wandel
Thüringens Autozulieferer fühlen sich im Stich gelassen. Nun stellt sich der neue Ministerpräsident erstmals dem Branchentag. Er hat Versprechen im Gepäck - geht aber auf ein Thema nicht ein.

Jena - Die Thüringer Autozulieferbranche geht hart mit der Politik ins Gericht. „Die Versprechen wurden nicht eingehalten. Bei Netzentgelten oder Strom ist nichts passiert“, sagte der Vorsitzende der Branchenvereinigung Automotive Thüringen, Mathias Hasecke, bei einem Branchentag in Jena. Er habe auch registriert, dass etwa Sachsen die Rückzahlung der Corona-Hilfen für Unternehmen aussetze. „Da sieht man mal, dass die Politik etwas machen kann.“
Energiepreise und Bürokratie im Fokus
Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) ging nicht direkt auf das Thema ein. Er betonte aber, dass es oberstes Ziel der Landesregierung sei, „die Energiepreise runterzubringen“. Außerdem müssten bürokratische Hürden schneller abgebaut werden. In einigen Fällen habe die Landesregierung auch schon bei Kommunen interveniert, um etwa Bauplanungen zu beschleunigen.
Aufgabe von Politik sei es nicht, sich in die Geschäftsmodelle der Unternehmen einzumischen. „Wir haben zu lange ideologische Politik betrieben, die Auflagen produziert hat, die es schwer machen, am Standort zu produzieren.“ Voigt sprach sich mit Blick auf den Antrieb der Zukunft für Technologieoffenheit aus.
Branche verliert jeden fünften Beschäftigten
Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums ist die Zahl der Betriebe in der Zulieferindustrie seit 2019 um 16 Prozent gesunken. Die Zahl der Beschäftigten ging demnach um 21 Prozent zurück, das Umsatzvolumen um 15 Prozent. Die Branche bleibe aber mit knapp 13.500 Beschäftigten und knapp vier Milliarden Euro Umsatz einer der wichtigsten Industriezweige im Freistaat.
Im Bereich Antrieb prognostiziert das Wirtschaftsministerium zwar einen Bedeutungsverlust. Allerdings könne das in anderen Bereichen wie Elektronik, Interieur und Karosserie kompensiert werden. Sie habe kein Verständnis für die „üblichen Katastrophen- und Untergangsszenarien“, sagte Wirtschaftsministerin Colette Boos-John (CDU). Die Herausforderungen könnten gemeistert werden.