1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Australien: Australien: Geklonter Tasmanischer Tiger in weiter Ferne

Australien Australien: Geklonter Tasmanischer Tiger in weiter Ferne

05.06.2002, 06:26
Der in Alkohol konservierte Embryo eines
Der in Alkohol konservierte Embryo eines Aap Image

Sydney/dpa. - Sollten die Versuche letztlich doch gelingen, wäre es weltweit daserste Mal, dass ein ausgestorbenes Tier durch Klonen auf die Erdezurück gebracht worden wäre. Ausgangspunkt für die Forscher amAustralischen Museum in Sydney ist Gewebe eines Welpen, der 1886 inAlkohol eingelegt wurde. Als Museumsdirektor Mike Archer vor wenigenTagen bekannt gab, Erbgut aus dem Material habe erfolgreich kopiertwerden können, sprach er von einem «gigantischen Schritt».

Doch auch Archer räumt ein, dass es bis zum geklonten Beutelwolf(Thylacine cynocephalus), der wegen seiner Streifen auch«Tasmanischer Tiger» genannt wird, noch mindestens ein Jahrzehnt hinist. «Nun, wir sind noch nicht am Ziel. Aber wir sind auf einem Pfad,der uns hoffen lässt, auf dem Weg dorthin zu sein.»

Kritiker halten selbst das für eine gewagte Prognose. Bislangseien nur vier von etwa 30 000 Genen kopiert worden, betonenFachleute. «Es ist also noch ein schrecklich langer Weg, bis dasganze Genom rekonstruiert ist», sagte der Biologe Ian Lewis derZeitung «Sydney Morning Herald». Er hatte Australiens erstesgeklontes Kalb geschaffen.

Noch mehr Zweifel hegen französische Experten an dem australischenExperiment. In Sydney seien allenfalls Bruchstücke der ErbsubstanzDNA kopiert worden, teilte kürzlich Genopole mit, ein Verbund vonmehr als 20 Biotechnologie-Laboratorien in Evry südlich von Paris.Auch sie weisen darauf hin, dass es der kompletten Erbinformationbedürfe, um zu klonen. Üblicherweise wird dabei der erbguthaltigeKern einer Eizelle entnommen und stattdessen genetisches Materialjenes Tieres eingesetzt, das geschaffen werden soll. «Im Fall desTasmanischen Tigers haben die Forscher aber nur tote, in Alkoholkonservierte Zellen, die völlig nutzlos sind.»

Zwar könne Ethanol die DNA gut erhalten, dennoch zerstöre dieserAlkohol eine Reihe anderer Strukturen, die für einen funktionierendenZellkern notwendig seien, betonen die Franzosen. Es gebe keinen Grundzu glauben, dass es eines Tages möglich sein werde, eine so komplexeKreatur wie den Beutelwolf zu reproduzieren, auch wenn man noch soviele DNA-Fragmente in eine entkernte Zelle bringe. «Das so genannteKlonen des Tasmanischen Tigers wird es für sehr lange Zeit nichtgeben.»

Jenseits aller wissenschaftlichen Hürden sehen NaturschützerKlonversuche an ausgestorbenen Arten noch aus einem anderen Grundmehr als skeptisch. «Sollte es diese schnelle, technische Lösunggeben, eröffnet das die Möglichkeit, sich aus der Verantwortung fürdie Umwelt herauszukaufen», kritisiert der Wildschutz-Direktor derTasmanischen Nationalparks, Nick Mooney. Der Wirbel um dieExperimente in Sydney, ist er sich sicher, sei allenfalls dazu gut,um vom Ziel des Artenerhalts und des Naturschutzes abzulenken.