Anthropologie Anthropologie: Die berühmtesten Seereisen von Thor Heyerdahl
Hamburg/dpa. - Mit abenteuerlichen Expeditionen über die Ozeanehat der norwegische Anthropologe und Forschungsreisende ThorHeyerdahl versucht, seine Theorien über das Wanderungsverhalten alterVölker zu belegen. Seine berühmtesten Seereisen unternahm Heyerdahlmit dem Balsa-Floß «Kon-Tiki» und den aus Papyrus- und Schilfrohrgebauten Booten «Ra» und «Tigris». Die Reisen und ihr Verlauf:
Die KON-TIKI-Expedition: Ähnlichkeiten in der Kultur derpolynesischen Inseln und der alten Inka-Kultur an der WestküsteSüdamerikas bringen den jungen Heyerdahl auf die Idee zu seinemersten und wohl bekanntesten Abenteuer. Er forscht damals als jungerZoologiestudent auf der Südseeinsel Tahiti. Am 28. April 1947 brichtder Naturforscher, jetzt 32 Jahre alt, von der peruanischenHafenstadt Callao mit dem nach einem Sonnengott benannten Balsa-Floß«Kon-Tiki» auf, um den Stillen Ozean zu überqueren. Nach 101Reisetagen erreicht das als Nachbau alter Inka-Schiffe ohnetechnische Hilfsmittel konstruierte Floß am 7. August 1947wohlbehalten das mehr als 7000 Kilometer entfernte polynesischeRaroia-Atoll.
Mit der von Winden und Wasserströmungen begünstigten Segelfahrtwill Heyerdahl beweisen, dass es eine Besiedlung der Pazifikinseln umTahiti von Südamerika aus gegeben hat. Das in Handarbeit mit Balsa-Holz aus dem Dschungel Ecuadors gebaute 14 Meter lange undfünfeinhalb Meter breite Floß wird nur durch Seile zusammengehalten.Heyerdahl und seine fünf Mitreisenden - wie er Norweger - lebenwährend der Seereise in einer auf dem Bambus-Deck vertautenprimitiven Hütte. Einzige Anleihen aus der Moderne sind einFunkgerät, ein Gummirettungsboot und wissenschaftliche Instrumente.
Die RA-Expedition: Mit dem ägyptischen Papyrusboot «Ra» willHeyerdahl 1969/70 beweisen, dass Menschen aus Nordafrika bereitslange vor Kolumbus nur mit Hilfe von Wind und Strömung nachZentralamerika gezogen sind. Expedition und Boot sind ebenfalls nacheinem Sonnengott benannt. Der am 26. Mai 1969 im marokkanischen Safigestartete erste Versuch der Atlantik-Überquerung scheitert: Die nachaltägyptischen Vorbildern gebaute «Ra I» hält dem schweren Wellengangnicht stand und wird im Juli aufgegeben. Ein Fischdampfer übernimmtdie Besatzung. Mit dem stabileren, in Bolivien angefertigtenPapyrusboot «Ra II» erreicht Heyerdahl am 12. Juli 1970 dann doch dieHafenstadt Bridgetown auf der Karibik-Insel Barbados.
Das zwölf Meter lange, fünf Meter breite und zwei Meter dickeBoot, dessen Papyrusrollen mit einem Spiral-Tau zusammengehaltenwerden, bewältigt die mehr als 6000 Kilometer lange Strecke in 57Tagen. Eine rund zwölf Quadratmeter große Hütte bietet den acht MannBesatzung Unterkunft. Außer einem schweren Sturm, in dem einSteuerruder bricht, macht das Baumaterial der Expedition zu schaffen:Die «Ra II» sinkt um so tiefer, je mehr sich der Papyrus mit Wasservollsaugt.
Die TIGRIS-Expedition: Am 24. November 1977 startet Heyerdahl imirakischen Basra mit dem aus Schilfrohr gebauten Boot «Tigris» eine9960 Kilometer lange Reise in Richtung Indien. Mit dem Unternehmenwill er beweisen, dass die seit Beginn des dritten Jahrtausends vorChristus im südlichen und mittleren Babylon siedelnden Sumerer mitSchiffen den Indischen Ozean befuhren und so tausende von Kilometernvon ihrem Siedlungsgebiet entfernt liegende Gegenden erreichenkonnten. Die «Tigris» mit ihrer elfköpfigen, internationalen Crewerreicht im April 1978 nach einer Reise durch den Persischen Golf unddas Arabische Meer die Küste von Dschibuti am Eingang zum Roten Meer.Die erfolgreiche Reise des 18 Meter langen, 6 Meter breiten und 30Tonnen schweren Bootes endet hier spektakulär. Aus Protest gegenWaffenlieferungen und den zwischen Äthiopien und Somalia tobendenKrieg steckt Heyerdahl das Schilfboot in Brand.