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Andreas Kümmert sorgt für ESC-Eklat Andreas Kümmert sorgt für ESC-Eklat: Ein Eigenbrötler steigt aus

Von Thorsten Keller 06.03.2015, 14:25

Hannover - Die ARD hat klargestellt, dass der deutsche Vorentscheid für den Eurovision Song Contest endgültig ist und die Zweitplatzierte Ann Sophie am 23. Mai beim ESC mit dem Titel „Black Smoke“ antreten wird. Das erklärte ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber nach der skandalumwitterten Show in Hannover. Der zuvor vom Publikum gewählte Sieger Andreas Kümmert hatte – anstelle einer Dankesrede – gesagt, er sehe sich außerstande zum ESC zu fahren. Der Rückzug eines vom Publikum gewählten Kandidaten ist einmalig in der ESC-Geschichte.

Ann Sophies Weg zum Sieg „ist nicht der, den wir uns vorgestellt haben“, so Thomas Schreiber. Man müsse Kümmerts Sinneswandel aber akzeptieren. Schreiber betonte, der ARD sei bekannt gewesen, dass es auch 2013 bei der von Kümmert gewonnenen Sat 1-Castingshow „Voice of Germany“ hinter den Kulissen Probleme mit dem Sänger gegeben habe – Kümmert gilt als sperriger Eigenbrötler, der mit den Gesetzmäßigkeiten der Musik-Promotion fremdelt. Darüber habe man im Vorfeld der Show gesprochen. Schreiber betonte: „Es war seine Idee, beim ESC dabei sein zu wollen. Das ist ihm von niemandem aufgeschwatzt worden.“ Damit begegnete er Spekulationen, Kümmerts Plattenfirma Universal könnte ihn zur Teilnahme gedrängt habe. Der ARD-Mann deutete an, der Sänger habe wohl psychische Probleme und erklärte dazu: „Die Bühne ist der natürliche Lebensraum von Andreas Kümmert. Außerhalb der Bühne scheint es anders zu sein.“

Plattenfirma gibt sich ahnungslos

In einer Presseerklärung vom Freitagmittag gab sich die Plattenfirma ahnungslos. Kümmert habe seine Entscheidung alleine gefällt, hieß es. „Genauso wie alle anderen Beteiligten hat sie auch uns unvorbereitet getroffen. Wir bedauern seinen Schritt, respektieren ihn aber und werden Andreas auch weiterhin bestmöglich unterstützen.“ Universal kann sich diese gelassene Reaktion auch deswegen erlauben, weil Ann Sophie ebenfalls bei der Plattenfirma unter Vertrag steht. Die 24-Jährige hatte sich erst Ende Februar bei einem Clubkonzert in ihrer Heimatstadt Hamburg für den Vorentscheid qualifiziert. Kümmerts Absage bescherte der Sängerin, die sich bereits mit dem zweiten Platz abgefunden hatte, ein emotionales Wechselbad sondergleichen. „Fahre ich jetzt nach Wien?“, fragte sie unsicher und auch die allzeit schlagfertige Moderatorin Barbara Schöneberger wirkte einen Augenblick lang ratlos.

Mit dieser Wendung hatte niemand gerechnet, als Kümmert in der Arena auf einem Barhocker saß, seinen ersten Song „Home Is In My Hands“ angestimmt und die 5000 Zuschauer in der Arena zu stehenden Ovationen hingerissen hatte – und das, obwohl er am Tag vor der Show krank war, hohes Fieber hatte und nicht proben konnte. Von diesen widrigen Umständen merkten auch die 3,2 Millionen Fernsehzuschauer nichts.

Kümmert kennt die Zwänge der TV-Unterhaltung

Die Erklärung, der Medienrummel sei dem sensiblen Kümmert über den Kopf gewachsen, überzeugt jedenfalls nicht restlos. Dass der ESC kein Talentschuppen in einer Vorortkneipe ist, sondern die größte Fernseh-Musikshow der Welt, muss dem Sänger klar gewesen sein. Die Zwänge der TV-Unterhaltung kennt Kümmert zudem seit „Voice of Germany“.

Kein Wunder, dass inzwischen Verschwörungstheorien ins Kraut schießen. Sie besagen, dass Kümmert nie wirklich nach Wien fahren wollte, und seine Exit-Strategie von langer Hand vorbereitet habe. Es sei dem Sänger darum gegangen, zur besten Sendezeit Werbung für seine neue CD zu machen. Daneben war am Tag der Show auch ein Ausrasters während eines Konzert in Heilbronn publik geworden. Kümmert soll Zuschauerinnen angepöbelt haben – mit „Verpisst euch, ihr Schlampen“ und schlimmeren Beleidigungen. Mit seinem Rückzug von der ESC-Bühne, so eine Vermutung, gehe er der zu erwartenden negativen Publicity nach diesem Zwischenfall aus dem Weg.