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«American Star» «American Star»: Geisterschiff war Touristenmagnet

Von Ralph Schulze 29.01.2012, 20:35

Madrid/MZ. - Das riesige Geisterwrack widerstand lange Jahre der Brandung, war Touristenattraktion, wurde für etliche Plünderer und Taucher zum Sarg, bis das Meer jüngst die letzten Reste dieser Schiffsruine für immer verschluckte. Der Wind war stürmisch und die Wellen waren haushoch, als der Schleppverband am 15. Januar 1994 im Atlantik vor den Kanarischen Inseln in Not geriet. Die Stahltrossen, mit denen der ukrainische Schlepper die gut 200 Meter lange "American Star" zog, rissen plötzlich. Der ausgemusterte Kreuzfahrtriese, der - ohne Passagiere - nach Thailand überführt und dort zum schwimmenden Hotel umgebaut werden sollte, trieb langsam aber sicher auf die Urlaubsinsel Fuerteventura zu, wo er sich zwei Tage später in einen einsamen Sandstrand bohrte. Vier Besatzungsmitglieder waren zuvor per Hubschrauber gerettet worden.

Als sich das Wetter wieder halbwegs beruhigt hatte, fackelten die Insulaner nicht lange: Plünderer und Souvenirjäger begannen, das Wrack auszuräumen. Schraubten alles ab, was sich noch irgendwie verwenden ließ. Messingtürklinken, Bullaugen, Schiffslampen, Schilder, Instrumente.

Die Bar "El Naufragio" (Der Schiffbruch) in der Inselhauptstadt Puerto del Rosario hat sich fast komplett mit Fundstücken der "American Star" eingerichtet. Findige Touristenführer organisierten mit Geländewagen "American-Star-Touren", karrten aus den Insel-Urlaubshochburgen Corralejo, Jandia und Caleta de Fuste Schaulustige an den Unglücksort: Ein Strand im abgelegenen Westen namens "Playa de Garcey", wo oft hohe und gefährliche Wellen herein rollen, und der nur über eine Schotterpiste erreicht werden kann. Die heftige Brandung sorgte dafür, dass das monströse Geisterschiff bald auseinanderbrach. Das Heck wurde schon binnen weniger Jahre komplett weggefressen, die letzten Reste des Buges versanken erst vor kurzem in den Fluten.