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Steak für 1,99 Euro Aldi-Steak für 1,99 Euro: Facebook-Nutzer regt sich über Billigfleisch auf

Von Laura Schmidl 29.05.2017, 07:56

600 Gramm Schweinenackensteak für 1,99 Euro waren der Auslöser für einen Ausraster eines Verbrauchers auf der Facebookseite von Aldi Süd.

„Von preiswert kann bei diesem Angebot sicher keine Rede sein“ schreibt Nutzer Dominik Boisen am 17.Mai. „Das ist einfach nur billigster Dreck, für dessen Produktion alles und jeder bis zum Anschlag ausgebeutet wurde – am meisten die, die sich am wenigsten wehren können: die Tiere.“ Boisen sei kein „verblendeter Ökofaschist“, hält Aldis Preispolitik aber für krank, schreibt er. Es sei für den Discounter ein leichtes, seine Marktdominanz zu nutzen, um mit einem guten Beispiel voranzugehen.

An einer Besserung der Zustände habe Aldi allerdings kein Interesse, so Boisen. Stattdessen würden sie die Preise im Konkurrenzkampf mit anderen Discountern immer weiter nach unten drücken. „Billig, billiger, am billigsten - das ist eure Religion.“

Aldi reagiert spät und oberflächlich

Aldi Süd antwortete erst zehn Tage später auf den wütenden Eintrag auf ihrer Facebookseite. Zwischendurch wurde der Post verborgen, weil er laut Aldi Süd gegen dessen Netiquette verstoßen haben soll. Boisen äußerte „gewisse Zweifel dass Euch nach über einer Woche, zwischenzeitlich etwa 23.300 Reaktionen, knapp 3000 Kommentaren und 7.500 geteilten Beiträgen ‚plötzlich‘ auffällt, dass mein Post gegen Eure Netiquette verstößt.“  

Die Antwort des Discounters blieb recht oberflächlich: „Wir wissen, dass wir als einer der führenden Discounter die Aufgabe haben, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen “, heißt es dort. „Mit unserem Engagement in der branchenübergreifenden, freiwilligen Initiative Tierwohl setzen wir uns für die Förderung einer tierartgerechten und nachhaltigen Fleischerzeugung ein.“

Tierschutz-Label bringt wenig Besserung

Das Label „Initiative Tierwohl“ tragen seit April 2016 viele Packungen Schweine- und Geflügelfleisch. Boisen hält dies für „nicht mehr als eine Schönheitskorrektur“. Auch die Verbraucherzentrale und Tierschutzorganisationen sehen das Label mehr als kritisch. Für jedes verkaufte Kilo Fleisch und Wurst werden vier Cent in einen „Tierwohlfonds“ eingezahlt.

Allerdings muss nicht jedes Produkt, auf dem der Aufdruck zu lesen ist, auch aus Betrieben kommen, die die Initiative unterstützen. Viel ändert sich auch durch die Auflagen der Initiative nicht: Statt 20 dürfen 18 Masthühner pro Quadratmeter gehalten werden, Schweinen wird zehn Prozent mehr Platz zugestanden.

Boisen schreibt dazu: „An dieser Stelle vielleicht ein Tipp: haltet den Verbraucher nicht für blöd. Den Menschen ist das Thema offenbar viel weniger egal, als Ihr es vielleicht meint. Mit einer Initiative Tierwohl schafft Ihr weder besser Bedingungen für die Tiere, noch stellt Ihr die Transparenz her, die der Verbraucher sich wünscht und die er zu Recht erwarten darf. Was ist mit Eurer Glaubwürdigkeit?“