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Zivildienst Zivildienst: Wohlfahrtsverbände fordern Klarheit

29.08.2010, 16:40

Magdeburg/Halle/dpa. - Freiwillige statt Zivildienstleistende:Das könnte aus Sicht von Wohlfahrtsverbänden die Lösung sein, fallstatsächlich der Wehrdienst und damit auch der Zivildienst wegfallensollte. In den vergangenen Jahren sank die Zahl der Zivis ohnehinstetig, ebenso die Dauer ihres Einsatzes. Verzichten wollen dieVerbände auf sie aber nicht. Neben dem Zivildienst hat dasFreiwillige Soziale Jahr an Bedeutung gewonnen, wie eine Umfrage derNachrichtenagentur dpa ergab. Ab September können 260 Jugendliche aufdiesem Weg Einblicke in ein mögliches Berufsfeld gewinnen.

Allerdings fordern die Verbände von der Politik rasche Klarheitüber die Zukunft des Zivildienstes. Nach Angaben des zuständigenBundesamtes leisten in Sachsen-Anhalt 1385 Zivis ihren Dienst etwa inder Altenpflege und in Kliniken.

Die Zivildienstleistenden übernehmen wichtige ergänzende Aufgabenbei der Betreuung von Menschen. «Die professionelle Pflege ersetztein Zivi nicht, das hat er nicht und wird er auch nicht», sagte derSprecher des Sozialministeriums, Holger Paech. «Der Sozialbereich mitder Altenpflege, Behindertenbetreuung und der Kinder- undJugendarbeit sind hochprofessionelle Bereiche, die auch ohneZivildienst lebensfähig sein müssen», sagte Paech.

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) hatte statt derPflicht einen freiwilligen Zivildienst vorgeschlagen. Sie will dafürrund 35 000 Frauen und Männer in Deutschland gewinnen. Der Chef derDiakonie Mitteldeutschland, Oberkirchenrat Eberhard Grüneberg,forderte eine ehrliche Diskussion. Die fachliche Arbeit sei durchKürzungen im Zivildienst nicht gefährdet.

Andererseits hätten Zivis gerade dort, wo Unterstützung,Begleitung und menschliche Zuwendung jenseits verbindlich geregeltersozialer Dienstleistungen gefragt seien, einen ganz wichtigen Beitraggeleistet. Viele Diakonieeinrichtungen hätten schon mitFreiwilligendiensten und ehrenamtlicher Arbeit sehr gute Erfahrungengemacht. «Wir brauchen jetzt eine gesellschaftliche Debatte darüber,wie individuelle Betreuung und Begleitung, unterstützende Arbeitenund Nachwuchsgewinnung ermöglicht werden», forderte Grüneberg.In Einrichtungen der Diakonie Mitteldeutschland arbeiten etwa 220Zivildienstleistende in Sachsen-Anhalt und 260 in Thüringen.

«Es gibt in den letzten Jahren eine stetig rückläufige Tendenz.Frühere Verkürzungen der Wehrdienstzeit und geburtenschwacheJahrgänge haben sich bereits auf die Zahlen ausgewirkt», sagteGrüneberg. Ähnlich äußerte sich ein Sprecher desUniversitätsklinikums Halle-Kröllwitz. Junge Leute, die einFreiwilliges Soziales Jahr leisteten, seien eine eher planbare Größegeworden als Zivis, hieß es auch von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) inSachsen-Anhalt. Hintergrund ist die Verkürzung des Zivildienstes vonneun auf sechs Monate im Juli 2010.

Für das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Sachsen-Anhalt ist «eine guteAlternative zum Zivildienst in jedem Fall ein Freiwilligendienst». Indiesen Tagen starten 240 junge Menschen ihren Dienst im FreiwilligenSozialen Jahr des DRK im Land. Hier gebe es mehr Flexibilität fürEinsatzstellen und Freiwillige: Die Einrichtungen haben von Anfang aneine Planungssicherheit über den Einsatz eines Freiwilligen für 12Monate, erklärte DRK-Sprecher Dirk Rohra. Für junge Menschen sei daseine gute Möglichkeit, erste Berufserfahrungen zu sammeln.

Beim DRK-Landesverband sind derzeit rund 110 Zivis als Pflegehilfeund im Betreuungsdienst sowie im Behinderten- und Krankentransporttätig. Bei aller Diskussion sei es wichtig, nicht zu vergessen:«Soziale Beziehungen, die gerade in der Pflege und Betreuung sobedeutend sind, können sich bei einem ständigen Wechsel nicht so gutentwickeln. Das geht zulasten der hilfebedürftigen Menschen», warntedas Rohra.