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Worbis Worbis: Neue Heimat für gequälte Bären

Von Annett Markschat 12.04.2006, 09:10

Worbis/dpa. - «Die Bären, die wiraufnehmen, kommen mit Verhaltensstörungen zu uns. Ihre natürlichenAnlagen sind verkümmert», sagt der Leiter des Alternativen Bärenparksin Worbis, Uwe Lagemann. Vor zehn Jahren schufen Tierschützer imNorden Thüringens nahe der Grenze zu Niedersachsen ein einzigartigesRefugium für Petze, die zuvor unter teils katastrophalen Bedingungenin Gefangenschaft gehalten worden.

Zum Jubiläum gibt es im Bärenpark ein Festival, das amOstersonntag beginnt. Im Juli 1996 übernahm die Aktion Bärenhilfsparkden damals städtischen Tiergarten, der nach und nach zu einemZufluchtsort für in Not geratene Bären umgewandelt wurde. Rund 4,5Millionen Euro wurden bislang für den Umbau des Geländes aufgewendet,auf dem 15 Mitarbeiter tätig sind. Das vier Hektar große Freigehegedurchstreifen heute elf Braun- und Schwarzbären, die einst ihr Daseinin Zirkuswagen, engen Zwingern und tiefen Gruben fristen mussten.«Das Projekt ist bisher einmalig in seiner Art in Deutschland»,berichtet Lagemann. «Wir waren die ersten, die versucht haben,Tierschutz und Tourismus zu verbinden.»

Der naturbelassene Lebensraum der Worbiser Bären mit Teichen,Höhlen und Bäumen wurde so weit wie möglich der freien Wildbahnnachempfunden. Die Anlage teilen sich die Petze gemeinsam mit Wölfen.«Sie sind auch Therapeuten für die Bären, deren Instinkte etwa beider Verteidigung von Futter oder des Sonnenplatzes erst wiedergeweckt werden müssen», erläutert der Parkleiter. Bewohnerin derersten Stunde ist die an ihrem tippelnden Gang zu erkennendeBraunbärin Maika. Das Maskottchen des Parks vegetierte im ehemaligenTierpark der Eichsfeldstadt in einem Bärenzwinger, der noch heute alsabschreckendes Beispiel für eine nicht artgerechte Haltung zubesichtigen ist.

Die älteste Bewohnerin des Parks - der in den vergangenen zehnJahren mehr als 600 000 Besucher anlockte - ist mit ihren 33 Jahrendie frühere Zirkusbärin Kathi. «Als sie zu uns kam, mussten wir siezunächst auf Diät setzen, weil sie zu wenig Bewegung hatte und zudick war», erinnert sich Lagemann. Die Bärin lernte erst in Worbis imAlter von 29 Jahren ihre erste Winterruhe zu halten. IhremArtgenossen Mischa, der mit Süßigkeiten gefüttert worden war, musstenalle Zähne gezogen werden, weil diese verfault waren.

«Die Bären sind sehr sensible Tiere und durch die Haltung starkgeschädigt», sagt Lagemann. Laut Tierschützern gibt es noch eineVielzahl von Bären, die unter schlechten Bedingungen gehalten werden.«Wir haben zwar in der Vergangenheit Fortschritte erzielt, abersolche Auffangstationen sind weiterhin notwendig», sagt ChristophEberharter von der Stiftung für Tierschutz Vier Pfoten Deutschland.Die Stiftung errichtet im Landkreis Müritz in Mecklenburg-Vorpommerneinen Bärenwald. Ab Oktober sollen dort auf einen fast acht Hektargroßen Freigelände zehn Braunbären Asyl finden.

Die Worbiser Stiftung für Bären plant nach Worten ihresGeschäftsführers Rüdiger Schmiedel ein weiteres Projekt imSchwarzwald. «Wir sind derzeit dabei, Geld zu sammeln», sagtSchmiedel. Der Bärenpark Worbis - der sich vor allem aus Spenden,Eintritts- und Sponsorengeldern trägt - stößt inzwischen an seineGrenzen und könnte derzeit nur noch einen Extremfall aufnehmen, meintParkleiter Lagemann. «Wir planen eine Erweiterung, doch momentanfehlt uns das Geld für weitere Investitionen.»