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50 Hertz Teurer Ausbau: 72 Prozent Ökostrom im ostdeutschen Netz

50 Hertz plant in Ostdeutschland für die Energiewende einen massiven Ausbau der Netze. Dafür sollen 20,7 Milliarden Euro investiert werden. Zahlen müssen das am Ende die Stromkunden.

Von Steffen Höhne 11.03.2024, 14:58
Freileitungsmonteure beim Aufbau eines neuen Strommastes.
Freileitungsmonteure beim Aufbau eines neuen Strommastes. Foto: 50 Hertz

Halle/MZ - Die bundesweiten Klimaziele sind in Ostdeutschland schon verwirklicht: Im Höchstspannungsnetz von 50 Hertz gab es im vergangenen Jahr eine Rekordeinspeisung von Ökostrom. „Der Anteil der Erneuerbaren am Stromverbrauch im ostdeutschen Netzgebiet ist auf 72 Prozent gestiegen“, teilte der Übertragungsnetzbetreiber am Montag mit.

Um Netzengpässe zu entschärfen, müssen laut 50-Hertz-Chef Stefan Kapferer jedoch immer mehr Übertragungsleitungen verstärkt oder neu gebaut werden. „In den kommenden fünf Jahren will 50 Hertz die Investitionen in die Netzinfrastruktur auf 20,7 Milliarden Euro erhöhen – das ist mehr als viermal so viel wie in den zurückliegenden fünf Jahren“, kündigte Kapferer an.

60 Prozent mehr Solar-Anlagen gingen ans Netz

Rund ein Viertel aller derzeit gesetzlich vorgeschriebenen Ausbaumaßnahmen für das Übertragungsnetz an Land, das sind über 800 Leitungskilometer, hat 50 Hertz inzwischen fertiggestellt – 600 Kilometer fehlen noch. Weitere 4.000 Kilometer sollen hinzukommen. So will das Unternehmen beispielsweise quer durch Sachsen-Anhalt eine unterirdische Gleichstromtrasse bauen, die Ökostrom aus Ostdeutschland nach Bayern leitet.

Insgesamt wurden 2023 im ostdeutschen Netzgebiet Solar-Anlagen auf Freiflächen und Dächern mit einer Leistung von 2.877 Megawatt in Betrieb genommen, das ist eine Steigerung um knapp 60 Prozent. Dem gegenüber verlief der Zubau bei Windkraftanlagen an Land mit 650 Megawatt eher schleppend. Dazu Stefan Kapferer: „Die von der Bundesregierung auf den Weg gebrachten Vereinfachungen bei Genehmigungsverfahren haben bei der Windenergie in den östlichen Bundesländern noch nicht die erforderliche Dynamik entfaltet.“

Kunden müssen Ausbaui über höhere Netzentgelte zahlen

Die Milliarden-Investitionen holt sich 50 Hertz über die sogenannten Netzentgelte von den Stromkunden zurück. Das führt am Ende zu deutlich steigenden Strompreisen. Denn für neue Solar- und Windparks müssen Stromtrassen gebaut werden. Der Anteil der sogenannten Netzentgelte am Endstrompreis beträgt inzwischen 25 Prozent – Tendenz steigend. Die Netzentgelte liegen in Nord- und Ostdeutschland höher als in anderen Teilen Deutschlands. Zudem müssen Wind- und Solaranlagen auch immer öfter abgestellt werden, weil zu viel Strom im Netz ist. Obwohl kein Strom produziert wird, werden die Anlagenbetreiber dennoch entschädigt.