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Inflation Lebensmittel in Sachsen-Anhalt wieder drei Prozent teurer: Wer profitiert davon?

Verbraucher müssen vor allem für Butter, Schokolade und Kaffee deutlich mehr zahlen. Wer profitiert von den steigenden Preisen: Bauern, Hersteller oder Handel?

Von Steffen Höhne und Isabell Sparfeld Aktualisiert: 09.03.2025, 17:17
Blick auf den Kassenbon: Einige Lebensmittel sind erheblich teurer geworden.
Blick auf den Kassenbon: Einige Lebensmittel sind erheblich teurer geworden. Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Halle/MZ. - Während die Inflation insgesamt abflaut, steigen die Preise für Lebensmittel in Supermärkten und Discountern weiter kräftig an. In Sachsen-Anhalt kosteten Nahrungsmittel im Februar im Schnitt drei Prozent mehr als im Vorjahr. Seit dem Jahr 2020 beträgt der Preisanstieg 39,1 Prozent, teilte das Statistische Landesamt mit.

Besonders drastisch ist die Teuerung gegenüber dem Vorjahr unter anderem bei Butter (plus 29 Prozent), Schokolade (plus 21,5 Prozent) und Kaffee (plus 14,9 Prozent).

Kaffeepreis im Handel soll um 30 Prozent steigen

Doch woher rühren diese enormen Preisanstiege? Bei Schokolade und Kaffee geht die Erhöhung vor allem auf gestiegene Rohstoffkosten infolge schlechter Ernten zurück. Bei Arabica-Bohnen aus Südamerika gab es in den vergangenen zwölf Monaten einen Preissprung von 109 Prozent. Experten erwarten bei Röstkaffee im Supermarkt einen Anstieg von bis zu 30 Prozent.

Diese Lebensmittel wurden in den vergangenen zwölf Monaten besonders teuer.
Diese Lebensmittel wurden in den vergangenen zwölf Monaten besonders teuer.
Büttner

Die 500-Gramm-Packung Markenkaffee kostet mittlerweile zwischen sieben und neun Euro. Tchibo kündigte zuletzt an, die Preise um 50 Cent bis einen Euro anzuheben. Torsten Vogel, Inhaber der Kaffeerösterei Hannemann in Köthen (Anhalt-Bitterfeld) sagt: „Wenn nicht in nächster Zeit eine deutliche Entspannung eintritt, werden die Preise in unserem Hause weiter steigen müssen.“

Auch die Preissteigerungen bei der Butter sind laut Sachsen-Anhalts Bauernpräsident Olaf Feuerborn auf ein reduziertes Angebot zurückzuführen. „Aufgrund jahrelanger Tiefstpreise bei der Milch haben viele Höfe die Produktion eingestellt“, so Feuerborn.

Jetzt würden Molkereien wieder Milchlieferanten suchen. Feuerborn betonte, die meisten Agrarprodukte wie Getreide oder Kartoffeln seien im Vergleich zu 2022 wieder billiger geworden. Die Landwirte sind nach seinen Worten nicht für die steigenden Lebensmittelpreise verantwortlich.

Selbst mit frischen Zutaten zu kochen, lohnt sich durchaus.

Wirtschaftswissenschaftlerin Doreén Pick

Wirtschaftswissenschaftlerin Doreén Pick, die an der Hochschule Merseburg (Saalekreis) unter anderem zu Preisen und Kundenverhalten forscht, weist darauf hin, dass es vor allem Preissteigerungen bei hoch verarbeiteten Produkten gibt.

„Die Agrarpreise sind teilweise gesunken, die Kosten für Personal, Energie und Logistik steigen aber meist weiter“, erläutert Pick. Je mehr Verarbeitungsschritte ein Produkt habe, je mehr wirke sich das aus. Ein Beispiel: Der Preis für Fertiggerichte ist zuletzt im Schnitt um knapp vier Prozent gestiegen, Kartoffeln kosten dagegen 15 Prozent weniger als vor einem Jahr. „Selbst mit frischen Zutaten zu kochen, lohnt sich durchaus“, sagt Pick.

Welche Aussage die Angebotspreise in den Märkten haben

„Mehl ist günstiger geworden, die Kosten für Personal und Transporte steigen jedoch deutlich“, sagt auch Markus Heinemann, Geschäftsführer des Filinchen-Herstellers Weißenfelser Handels-Gesellschaft (Burgenlandkreis). Zudem entstünden immer neue Kosten durch zusätzliche Bürokratie.

„Für Preissenkungen gibt es keinen Spielraum“, sagt Heinemann. Die Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie weist darauf hin, dass die Verkaufspreise der Ernährungshersteller 2024 lediglich um 0,4 Prozent gestiegen sind. „Die Branche ist kein Preistreiber“, so ein Verbandssprecher.

Am Ende werden die Verkaufspreise von den Händlern bestimmt. Auch diese verweisen auf höhere Kosten, etwa für Mitarbeiter und Logistik. Wie hoch die Gewinnspannen sind, ist ein Unternehmensgeheimnis.

Preisforscherin Pick sieht sogenannte Angebotspreise, die fast jeder Händler für verschiedene Produkte wöchentlich anbietet, als Hinweis, wie hoch die Einkaufskosten des Handels sind. „Händlern ist es gesetzlich untersagt, längerfristig Waren unter den Einkaufskosten zu verkaufen“, erläutert Pick.

So solle wettbewerbsschädigendes Dumping verhindert werden. „Die Angebotspreise dürften daher leicht über oder unter den Einkaufskosten liegen“, vermutet Pick. Nach ihren Worten könnten Verbraucher durch das gezielte Kaufen solcher Aktionsprodukte ihre Einkaufskosten senken.