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Kommentar Hohe Kosten und absurde Auflagen: Wasserstoff wird Milliardengrab

Grüne Gase sind in der Produktion noch zu teuer. Die Förderung muss überdacht werden.

Von Steffen Höhne 19.06.2025, 13:24
Ein Kommentar von Steffen Höhne
Ein Kommentar von Steffen Höhne Foto; Stedtler

Halle/MZ. - Mit Wasserstoff aus erneuerbaren Energien sollen viele Industriebetriebe in Deutschland die gesteckten Klimaziele erreichen. Die mitteldeutsche Chemieregion wollte mit zahlreichen Projekten ein Vorreiter werden. Doch immer mehr Vorhaben scheitern oder werden verschoben. Es ist nicht nur das Ende des Wasserstoff-Hypes, die Transformation steht, wie sie geplant war, infrage.

Mit dem Energieversorger EnviaM und dem Braunkohleförderer Mibrag haben auch zwei finanzstarke Unternehmen aus der Region ihre Vorhaben vorerst aufgegeben. Der Grund: Die Herstellung von grünem Wasserstoff ist zu teuer. Das liegt auch an der Regulierung. Bisher dürfen die Wasserstoff-Anlagen nur grünen Strom verwenden, der aus eigens gebauten Solar- und Windkraftanlagen stammt. Die vor allem in den Sommermonaten anfallenden hohen Stromüberschüsse durch Solaranlagen dürfen nicht genutzt werden. Mit solchen Regeln würgt die Politik die Großvorhaben ab.

Doch es gibt noch ein weiteres, grundlegenderes Problem. Grüner Wasserstoff wäre auch bei einer investitionsfreundlichen Regulierung teurer als Erdgas. Hiesige Industriebetriebe werden sich den Einsatz zweimal überlegen, denn sie müssen international konkurrenzfähig bleiben. Wie es aktuell aussieht, setzen amerikanische und chinesische Unternehmen weiter auf Erdgas. Das muss die EU bei ihren Klimaschutzzielen berücksichtigen. Eine Treibhausgasreduktion lässt sich nicht planwirtschaftlich durchsetzen, sondern es geht nur mit dem Markt.

Das ist nicht das Ende der Energiewende. In Deutschland sollte das vorangetrieben werden, was bereits ohne Förderung funktionieren kann: Solar- und Windparks mit Batterietechnik. Durch die erwarteten Stromüberschüsse werden mit der Zeit auch Wasserstoffprojekte finanziell interessant. Wer jetzt jedoch auf subventionierte Großprojekte setzt, riskiert Milliardengräber.

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