Wetter in Sachsen-Anhalt Wetter in Sachsen-Anhalt: Juli so nass wie lange nicht mehr

Halle (Saale) - Jetzt ist offiziell, was mancher schon geahnt haben wird: Der heute endende Monat Juli ist in Sachsen-Anhalt der niederschlags-reichste der vergangenen zehn Jahre gewesen. Das erklärte Dominik Jung vom Wetterportal wetter.net. „Örtlich war er es vielleicht sogar seit Messbeginn“, sagte er. Vom Deutschen Wetterdienst (DWD) wird der Juli bundesweit als einer der zehn nassesten seit 1881 eingestuft: Der Durchschnitt wurde um 64 Prozent überschritten.
Am Donnerstag ist es heiter bis wolkig und trocken. Bei schwachem Wind aus unterschiedlichen Richtungen steigt die Temperatur auf 23 bis 26, im Harz auf 20 bis 23 Grad. In der Nacht zum Freitag bleibt es bei nur gering bewölktem Himmel niederschlagsfrei. Bei schwachem Wind aus südlichen Richtungen sinkt die Temperatur auf 14 bis 12, im Harz bis 10 Grad.
Am Freitag zeigt sich bei morgens gering, tagsüber locker bewölktem Himmel verbreitet die Sonne. Es bleibt trocken und bei schwachem, östlichem Wind werden Tageshöchsttemperaturen von 25 bis 28, im Harz von 20 bis 24 Grad erreicht. In der Nacht zum Samstag ziehen von Westen her stärke Wolkenfelder auf. Es bleibt aber trocken. Bei weiterhin schwachem Südostwind sinkt die Temperatur auf 16 bis 13, im Harz bis 11 Grad.
Am Samstag kommt es bei wechselnder Bewölkung vor allem in der zweiten Tageshälfte zu Schauern und Gewittern. Bei meist schwachem Südostwind werden 27 bis 30, im Harz um 25 Grad erreicht. In der Nacht zum Sonntag lassen die Schauer und Gewitter rasch nach und nachfolgend wird es bei lockerer Bewölkung niederschlagsfrei sein. Örtlich bildet sich ausgangs der Nacht Nebel. Die Temperatur geht auf 18 bis 15, im Harz bis 13 Grad zurück. Der Südwestwind weht schwach.
In Magdeburg fiel laut Jung mit 120 Litern pro Quadratmeter das Zweieinhalbfache der üblichen Niederschlagsmenge. Am Flughafen Leipzig-Halle seien mit 126 Litern 270 Prozent des langjährigen Wertes gemessen worden. Wie punktuell unterschiedlich Petrus die Schleusen öffnete, macht im Vergleich dazu der Wert des DWD für Halle selbst deutlich: Hier lag er mit 66 Litern sogar unter dem langjährigen Durchschnitt.
In vielen Regionen sind auch nach DWD-Statistik jedoch deutlich höhere Mengen angefallen, in Wernigerode sogar 144 Liter pro Quadratmeter. Von Allzeitrekorden sind aber auch die ein Stück weg, sagte eine Sprecherin. Die Spitzenmarken für fünf ausgewählte Stationen lagen in den 1950er Jahren. Damals fiel in Magdeburg fast das Doppelte der jetzigen Menge.
Rang acht hinter Thüringen
Im Ländervergleich reiht sich Sachsen-Anhalt laut Wetterdienst mit 110 Litern auf Rang acht hinter Thüringen und mehreren westdeutschen Ländern ein. Spitzenreiter ist Baden-Württemberg mit 200 Litern pro Quadratmeter - dort wurde der Rekord von 1882 geknackt. Gut dran war, wer jetzt schon Küsten-Urlaub gemacht hat: In Norddeutschland waren die Niederschläge unterdurchschnittlich, dafür gab es Sonne satt und drei bis vier Grad zusätzlich obendrauf.
Für Mitteldeutschland urteilte Meteorologe Jung indes: „Das war tropisches Wetter.“ Zeitgleich mit den enormen Regenmengen hätten auch Temperaturen und Sonnenscheindauer mehr als mitgehalten: In Magdeburg war es 3,7 Grad wärmer als im Schnitt, am Flughafen Leipzig/Halle 2,8 Grad. Während die Sonnenscheindauer in der Landeshauptstadt mit 220 Stunden im Soll war, lag sie in Halle sogar zehn Prozent über dem Schnitt.
Etlichen Landwirten in Sachsen-Anhalt haben die Tiefs unterdessen Erntepausen beschert. „Der Boden ist jetzt so gesättigt und weich, dass schwere Maschinen einsinken“, sagte Christian Apprecht, Sprecher des Landesbauernverbandes. Zum Teil hätten Landwirte zwar Regen ersehnt - für Kulturen wie den Mais oder als willkommene Pause nach stressigen Erntetagen. Jetzt sei allerdings gleich zu viel gefallen, so Apprecht. Bei Getreide leide die Qualität, wenn es durch den Regen „hingelegt“ wird, zudem drohe Pilzbildung.
Für die Flüsse im Land war das viele Wasser indes noch kaum ein Problem. Lediglich an der Ilse im Harz sei die Grenze für die erste Alarmstufe überschritten worden, sagte ein Hydrologe des Landesamtes für Hochwasserschutz. „Wir hatten vorher Niedrigwasser, an vielen Stellen konnte der Boden noch einiges schlucken.“ Da ab heute bis Samstagnachmittag Trockenheit erwartet wird, entspanne sich die Situation zudem wieder. Auch die Talsperrenbetriebe meldeten: Noch ist Platz. (MZ)
