Wernigerode Wernigerode: Kanone «Schöne Treiberin» wurde vom Schloss abgeholt

Wernigerode/dpa. - Im erbitterten Streit um das Inventar imSchloss Wernigerode hat Philipp Fürst zu Stolberg-Wernigerode Faktengeschaffen: Eine Denkmalschutzfirma aus Magdeburg holte am Donnerstagdie Kanone mit dem Namen «Schöne Treiberin» ab. Mit Krantechnik wurdedas tonnenschwere Geschütz aus dem 16. Jahrhundert vom angestammtenPlatz auf der Schlossterrasse in dem Harzstädtchen entfernt. Lafetteund Geschützrohr mussten einzeln verladen werden. Ein Spezialfahrzeugfuhr die Kanone zum Heimatort des Adligen ins hessische Hirzenhain.Im Konflikt mit dem Landkreis Wernigerode signalisierte der Fürstaber auch Interesse an einer Lösung: «Ich hoffe, dass ich die Stückeso schnell wie möglich nach Wernigerode zurückbringen kann», sagte erdem MDR-Landesmagazin «Sachsen-Anhalt heute».
Der Fürst hatte zuvor Vorwürfe zurückgewiesen, er wolle mit einerderart spektakulären Aktion ein Zeichen setzen, um seineVerhandlungsposition zu stärken. «Ich verstehe mich alsIdentitätsbewahrer meiner Familie. Es ist auch nicht meine Absicht,dass Schloss leer zu räumen», sagte der 39-Jährige. Von den 1131Stücken im Schloss, das jedes Jahr 185 000 Besucher zählt, gehört derGroßteil der Fürstenfamilie, die bis 1945 im Harz zu Hause war. DasSchloss selbst gehört seit der Wende dem Landkreis. Seit 1949 gibt esin dem historischen Gemäuer ein Museum.
Seit mehr als einem Jahr verhandeln Wernigerodes Landrat MichaelErmrich (CDU) und die fürstliche Familie ergebnislos über die Nutzungder im Schloss befindlichen Schätze. Während der Landkreisbeispielsweise die Bedingungen der Adligen in Leihverträgenkritisiert, sieht der Fürst das wertvolle Inventar durch die Nutzungdes Schlosses auch als Ort für Veranstaltungen und Hochzeiten inGefahr. Neuer Ärger scheint indes programmiert: Am Mittwochabendbeschloss der Kreistag auf Antrag der Linksfraktion, den Fürsten ausdem Aufsichtsrat der Wernigeröder Schlossbetriebs- und-verwaltungsgesellschaft GmbH auszuschließen. Darüber muss aber nochderen Gesellschafterversammlung entscheiden.