1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Weltgesundheitstag: Weltgesundheitstag: Bluthochdruck: Die unterschätzte Gefahr in Sachsen-Anhalt

Weltgesundheitstag Weltgesundheitstag: Bluthochdruck: Die unterschätzte Gefahr in Sachsen-Anhalt

05.04.2013, 14:00
Bei einer Patientin wird der Blutdruck gemessen.
Bei einer Patientin wird der Blutdruck gemessen. dpa Lizenz

Halle/MZ. - Bluthochdruck ist in Sachsen-Anhalt auf dem Vormarsch. Im Jahr 2011 starben nach Angaben des statistischen Landesamtes rund 2000 Menschen an dieser Krankheit. Das sind 500 mehr als noch im Jahr 2009. Gerade bei Frauen ist das Risiko besonders hoch, sie sterben doppelt so häufig an Bluthochdruck wie Männer. Um auf die Gefahren aufmerksam zu machen, liegt der Schwerpunkt des diesjährigen Weltgesundheitstag am Sonntag auf dieser Erkrankung. Mit Professor Matthias Girndt, Leiter der Klinik für Innere Medizin, hat Jan-Ole Prasse für mz-web.de über Risikofaktoren und Möglichkeiten der Aufklärung gesprochen.

Die Zahl der Todesfälle wegen Bluthochdrucks ist in den vergangenen drei Jahren in Sachsen-Anhalt deutlich gestiegen. Ist Bluthochdruck eine unterschätzte Krankheit?

Matthias Girndt: Ich glaube schon. Ich würde das aber weniger auf die Todesfälle zurückführen, weil es schwierig ist, die genaue Todesursache zu identifizieren. Die Gefährdung ist auch weit höher als die 2000 Todesfälle. Wir gehen davon aus, dass jeder fünfte in Deutschland unter Bluthochdruck leidet, ein großer Teil davon sogar schwer.

Gibt es verschiedene Formen von Bluthochdruck?

Matthias Girndt: Ja. Bluthochdruck kann durch eine Organerkrankung ausgelöst werden. Das ist allerdings sehr selten und betrifft nur etwa fünf Prozent der Fälle. Die allermeisten haben einen sogenannten essentiellen Bluthochdruck. Da kommt es sehr auf den einzelnen Patienten an. Meistens ist es eine Kombination aus Veranlagung und Lebensumständen.

Laut Statistik sterben in Sachsen-Anhalt doppelt so viele Frauen wie Männer an Bluthochdruck. Gibt es dafür eine Erklärung?

Matthias Girndt: Ich glaube nicht, dass das eine reelle Zahl ist. Diese Statistik kommt daher, dass die Todesursachen bei Männern und Frauen unterschiedlich statistisch gewertet werden. Eine Rolle spielt auch das Alter. Bei den Erkrankungen an Bluthochdruck ist das Verhältnis zwischen Männern und Frauen in jedem Fall ausgeglichen.

Gibt es bestimmte Altersgruppen, die besonders gefährdet sind?

Matthias Girndt: Der Blutdruck nimmt mit dem Alter zu. Typischerweise geht das zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr los. Insofern kann man bei einem Großteil der Fälle von einer Alterskrankheit sprechen.

Lässt sich Bluthochdruck gut mit Medikamenten behandeln?

Matthias Girndt: Es gibt sogar eine große Menge an Medikamenten. Aber sie sind immer erst der zweite Behandlungsschritt. Wichtiger ist, zunächst zu versuchen, den Lebensstil zu verändern. Dazu gehört Abnehmen, weniger Salz essen oder weniger Alkohol trinken. Jeder dieser Faktoren kann so stark wirken wie ein Medikament. In Zahlen ausgedrückt: Ein Medikament senkt den Blutdruck um etwa acht bis zehn mmHG (Millimeter Quecksilbersäule). Das schaffen sie auch mit einem Gewichtsverlust von rund zehn Kilogramm.

Gibt es einen Risikofaktor Nummer eins?

Matthias Girndt: Ich denke, Übergewicht und fehlende Bewegung sind die größten Probleme. Schon jetzt nimmt die Zahl der Bluthochdruck-Patienten von Jahr zu Jahr zu. Und das wird in Zukunft so weiter gehen, gerade in Sachsen-Anhalt. Die Menschen werden immer älter und sitzen beinah ausschließlich bei der Arbeit. Auch die Zahl der Übergewichtigen steigt.

Muss mehr über Bluthochdruck aufgeklärt werden?

Matthias Girndt: Wir haben sicher noch nicht genug Aufklärung. Studien haben gezeigt, dass rund 20 Prozent der Menschen gar nicht wissen, dass sie unter Bluthochdruck leiden. Und wir brauchen mehr Aufklärung über die Risikofaktoren. Denn das Interesse der Menschen ist groß an dem Thema. Wenn wir eine öffentliche Veranstaltung dazu machen, sind die Hörsäle auf jeden Fall immer voll.

Matthias Girndt ist Direktor der Klinik für Innere Medizin II.
Matthias Girndt ist Direktor der Klinik für Innere Medizin II.
Privat Lizenz