Weiteres Mädchen beim IS Weiteres Mädchen beim IS: Zweiter Fall aus Sachsen-Anhalt wird erst jetzt bekannt
Magdeburg - Eine zweite Minderjährige aus Sachsen-Anhalt hat sich der Terrororganisation IS angeschlossen. Nach MZ-Informationen handelt es sich um ein Mädchen, das bereits im vergangenen Jahr in den Nahen Osten gereist ist. Sie soll dort einen IS-Kämpfer geheiratet haben. Das wurde erst jetzt öffentlich.
15-Jährige aus Sangerhausen
Bereits am Montag war bekannt geworden, dass eine 15-Jährige aus Sangerhausen in Begleitung einer 18-Jährigen aus Thüringen in die Türkei gereist ist, um sich von dort aus dem IS anzuschließen. Nach MZ-Informationen gehen die deutschen Behörden davon aus, dass sich mittlerweile beide Mädchen aus Sachsen-Anhalt „im Einflussbereich des IS befinden“, wie gestern aus Sicherheitskreisen verlautete. Damit haben die deutschen Behörden keine Zugriffsmöglichkeiten, die bestanden nur für den Fall, dass sich die Mädchen im Nato-Partnerstaat Türkei aufhalten. Das Landeskriminalamt (LKA) bestätigte den zweiten Fall auf MZ-Anfrage, nannte zum Schutz der Familie aber keine Details.
Weitere Fälle verhindern
Die Landesregierung will weitere Fälle dieser Art verhindern. „Wir müssen Sorge dafür tragen, dass junge Menschen, die besonders anfällig sind, frühzeitig sensibilisiert werden und dass es Frühwarnsysteme für solche Fälle gibt“, sagte gestern Landes-Innenminister Holger Stahlknecht (CDU). Wie die Prävention konkret aussehen soll ist noch offen, Stahlknecht sieht darin aber eine „Querschnittsaufgabe“ für die verschiedenen Ministerien. Unter anderem müssten die sozialen Netzwerke im Internet stärker überwacht werden. Wenn Volljährige in den Nahen Osten reisen wollten, dann könne man das nicht verhindern. Es müsse aber verhindert werden, dass sich Minderjährige radikalisieren und dorthin reisen, „um dort zu kämpfen oder als künftige Frauen für IS-Kämpfer“, so Stahlknecht.
Spezialisten stehen am Anfang der Ermittlungen
Im Fall des Sangerhäuser Mädchens werten die Spezialisten des Landeskriminalamtes unterdessen weiterhin Daten aus sozialen Netzwerken sowie Handy-Verbindungen aus, um der 15-Jährigen auf die Spur zu kommen. „Wir stehen noch ganz am Anfang mit der Sammlung von Informationen“, sagte LKA-Sprecher Andreas von Koß. Auch das Umfeld der Schülerin, Freunde und Mitschüler, werde weiter befragt.
In die Ermittlungen sind auch das Bundeskriminalamt (BKA) und Geheimdienste eingeschaltet. Das BKA etwa wird automatisch tätig, wenn es um Deutsche im Ausland geht. Oberstes Ziel sei es festzustellen, wo genau das Mädchen und ihre Begleiterin aus Thüringen sich aufhielten und wie es ihnen gehe, sagte von Koß. (mz)