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Wasser-Probleme Wasser-Probleme: Viele Keller und Straßen sind überflutet

02.01.2003, 18:56

Schönebeck/MZ/dpa. - Elke Steuer ist mit ihren Nerven am Ende. In Gummistiefeln watet die Getränkehändlerin durch den Keller ihres Hauses im Schönebecker Stadtteil Felgeleben. 25 Zentimeter hoch steht die braune Brühe und zerfrisst langsam das Mauerwerk. "Seit Herbst drückt bei Regen immer wieder Grundwasser herein", erzählt die 50-Jährige weinend. "Das Haus geht kaputt und meine Existenz ist bedroht, wo soll ich meine Ware denn lagern?" fragt sie. "Das Schlimmste ist, dass uns niemand bei den Behörden hilft."

Elke Steuer ist eine von 1500 Schönebeckern, die jetzt verzweifelt gegen Grundwasser und das Schmelz-und Regenwasser kämpfen, das von den Feldern direkt in den Ort flutet. "Die Grabensysteme und die Kanalisation sind voll, da geht nichts mehr", konstatiert Maik-Michael Strube von der Bürgerinitiative Felgeleben. Die fordert schon seit längerem die Vergrößerung der Grabenquerschnitte auf den Feldern, um mehr Wasser in die Elbe ableiten zu können, sowie den Bau eines Schöpfwerkes. Denn durch die Abschaltung des letzten Wasserwerkes Anfang der neunziger Jahre ist der Grundwasserspiegel stetig angestiegen.

Nun eskaliert die Situation durch Tauwetter und Regen. 800 Grundstücke sind schon geflutet, Wohnhäuser, Gärten, Bungalows stehen knietief im Wasser. Viele Keller sind vollgelaufen. Gullis werden aus ihren Verankerungen gedrückt, Fäkalien laufen auf die

Z-TITEL: "Der Einsatz zusätzlicher Pumpen kann die

Situation nicht verbessern."

Erik Hunker

Landrat Schönebeck

Straßen oder werden zurück in die Wohnhäuser gespült. Auch etliche Straßen sind schon überschwemmt. "Die Jahrhundertflut haben wir ohne Blessuren überstanden, und nun diese Heimsuchung", sagt Elke Steuer. Auf Stadt und Landkreis sind die Betroffenen nicht gut zu sprechen. "Seit Wochen schlagen wir Alarm, die haben uns aber einfach im Stich gelassen", schimpft Maik-Michael Strube. "Erst als wir den Katastrophenstab der Landesregierung alarmierten, bekamen wir schnelle Hilfe von THW und Feuerwehr." Die legten auch einen so genannten Bypass, eine künstlich geschaffene Umleitung für das Wasser.

Nach einer Krisensitzung entschieden gestern Schönebecks Oberbürgermeister Hans-Jürgen Haase (CDU) und Landrat Erik Hunker (SPD), keinen Katastrophenalarm auszulösen, weil die Voraussetzungen fehlten. "Das Problem des Oberflächenwassers im Stadtgebiet Schönebeck ist derzeit nicht mehr beherrschbar", konstatiert Landrat Erik Hunker. "Eine ähnliche Situation stellt sich in weiteren Städten und Gemeinden des Landkreises. Auch der Einsatz zusätzlicher Pumpen kann die Situation nicht grundsätzlich verbessern." Eine Einsatzleitung werde gebildet, die über grundsätzliche Problemlösungen beraten werde.

Wegen Überflutung gesperrte Verbindungsstraße zwischen Kleinjena und Großjena. (Foto: dpa)
Wegen Überflutung gesperrte Verbindungsstraße zwischen Kleinjena und Großjena. (Foto: dpa)
dpa