Tod durch Verbrühung Villa Terra in Allstedt: Tod durch Verbrühung

Allstedt - Auf den Fotos sieht man fröhliche Gesichter, die Farben sind warm und die Botschaft ist eindeutig: eine „Premium Lebenswelt“ und „Aufmerksamkeit und Unterstützung rund um die Uhr“ verspricht die „Villa Terra“ auf ihrer Website. Und auch im Pflegenavigator der Krankenkasse AOK bekommt das Alten- und Behindertenheim im Allstedter Ortsteil Beyernaumburg (Mansfeld-Südharz) ein 1,5 auf der Notenskala. Eine gute Einrichtung also.
Am 21. Februar allerdings haben zwei Mitarbeiterinnen der „Premium Lebenswelt“ auf eklatante Weise versagt. Beim Baden verbrühten die Frauen im Alter von 49 und 53 Jahren einen Heimbewohner so stark, dass er sechs Tage später an den Folgen verstarb. Fraglich ist derzeit noch, ob sie den halbseitig gelähmten 79-Jährigen in der Wanne alleine ließen oder nur zu spät bemerkten, dass das Wasser viel zu warm ist. Gegen die beiden Pflegekräfte ermittelt die Staatsanwaltschaft Halle wegen fahrlässiger Tötung.
Villa Terra in Allstedt: Rentner stirbt durch Brandverletzungen
In der Region, aber auch darüber hinaus, sorgte der Vorfall für Entsetzen. Und das auch, weil die Vorstellung der Qual, die der 79-jährige Rentner durchlitten haben muss, nur schwer zu ertragen ist.
Wie schmerzhaft schon einfache Brandverletzungen sein können, weiß jeder, der schon einmal zu lange in der Sonne lag. „Allerdings sprechen wir da nur von einer Schädigung ersten Grades“, erklärt Professor Frank Siemers. Der Arzt leitet im Klinikum Bergmannstrost das Zentrum für Brandverletzte. Es ist die größte Spezialeinrichtung ihrer Art im mitteldeutschen Raum. „Von einem Sonnenbrand allerdings bleiben meist keine dauerhaften Verletzungen“, sagt Siemers. Anders sei das bei höhergradigen Verbrennungen oder Verbrühungen. Die treten bei älteren Menschen schneller auf, weil die eine dünnere Haut haben und so schlechter vor thermischen Einwirkungen geschützt seien. Die Schädigungen können dabei so stark werden, dass Teile der Haut sogar absterben. Diese müssen dann operativ entfernt und neue Haut transplantiert werden.
„Allerdings kann ein solches Verbrennungstrauma auch eine Kette in Gang setzen, die schließlich mit dem Versagen der Lebensfunktion endet“, erklärt Siemers. Da die schützende Haut teilweise fehlt, können Krankheitserreger schneller in den Organismus gelangen. Das führt zu einer Sepsis, also Blutvergiftung, die schließlich nacheinander die Organe schwächt. „Erst steigen die Nieren aus, dann wird die Lunge schlechter, schließlich versagt die Leber“, beschreibt Siemers einen typischen Krankheitsverlauf in solchen Fällen. „Dieses multiple Organversagen führt dann zum Tod des Patienten.“
Der Obduktionsbericht der Rechtsmedizin Halle legt nahe, dass es auch bei dem Heimbewohner der „Villa Terra“ so ablief. Wie lange der Mann in der Badewanne verbracht haben muss, damit es dazu kam, kann Siemers nicht sagen. „Das hängt stark davon ab, wie heiß das Wasser war“, so der Klinikdirektor. Aber selbst bei sehr heißem Wasser müsse er mindestens eine Minute in der Wanne verbracht haben. (mz)