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Vertrauliche Geburt Vertrauliche Geburt: Vorübergehende Anonymität

Von THOMAS KRÖTER 21.03.2012, 20:23

BERLIN/MZ. - Familienministerin Kristina Schröder (Foto, CDU) will noch dieses Jahr ein Gesetz über die "vertrauliche Geburt" vorlegen: "Ich möchte die Frauen gewinnen, ihr Kind in einem Krankenhaus zur Welt zu bringen."

Das Gesetz soll die Anonymität der Mütter für einen begrenzten Zeitraum ebenso sichern, wie den Kindern ermöglichen, irgendwann Auskunft über ihre Herkunft zu erhalten. Der Forderung des Ethikrates und einiger Unionspolitikerinnen, die Babyklappen damit abzuschaffen, will Schröder aber nicht nachkommen. Die Sprecherin der Arbeitsgruppe Familienpolitik der SPD-Bundestagsfraktion Caren Marks kritisierte die Pläne daher als "zwiespältig", weil sie die Problematik der Babyklappen nicht regeln wolle.

Ausgangspunkt der neuen Debatte ist eine Studie des Deutschen Jugendinstituts im Auftrag des Familienministeriums. Danach wurden in zehn Jahren fast 1 000 Kinder in Deutschland anonym weggegeben. In rund 250 Fällen entschieden sich die Mütter doch noch, sie aufzuziehen. Mehr als 500 wurden zu Adoption freigegeben. Über den Verbleib von etwa 200 Kindern ist nichts bekannt. Gerade dieser Umstand befeuert die Forderung nach einem Verbot von Babyklappen. Es werde Zeit, dass dieser Rat des Ethikrates von 2009 endlich in die Tat umgesetzt werde, so der Adoptionsexperte der Kinderhilfsorganisation Terre des Hommes, Bernd Wacker. CDU-Familienpolitikerin Ingrid Fischbach will die Projekte "allmählich auslaufen" lassen.

Die letzte Möglichkeit beibehalten wollen so unterschiedliche Persönlichkeiten wie die Linken-Politikerin Petra Sitte und der katholische Augsburger Weihbischof Anton Losinger. Als Ultima Ratio für Frauen, die überhaupt nicht weiter wüssten, blieben sie nötig, meint er. Sitte spricht sich dafür aus, die Einrichtungen aber nicht in den Mittelpunkt der Überlegungen zu stellen, sondern ein breites Netz von Hilfsangeboten zu knüpfen.

Derweil herrscht breiter Konsens über die Möglichkeit zu einer "vertraulichen Geburt". Die Daten der Mütter würden für eine Reihe von Jahren unter Verschluss gehalten. Die stellvertretende CDU / CSU-Fraktionschefin Dorothee Bär schlägt 14 Jahre vor. Dann soll das Kind die Möglichkeit erhalten, unter bestimmten Voraussetzungen Kontakt zur Mutter aufzunehmen. Ihre Kollegin Elkin Deligöz regt an, im Rahmen einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe "gemeinsame, für alle Beteiligten verpflichtende Kriterien" aufzustellen.