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Vermisstenfall im Burgenland Vermisstenfall im Burgenland: Hoffen auf eine Spur vom Funktelefon der jungen Frau

Von Jan Wätzold 05.12.2004, 20:05

Naumburg/MZ. - Wenn sich die Polizei entscheidet, einen ungeklärten Fall in der MDR-Sendung "Kripo live" vorzustellen, liegt das Geschehen häufig bereits Monate, manchmal schon länger als ein Jahr zurück. "Es ist der Griff nach dem Strohhalm", sagt ein Mitarbeiter des Senders. Meist der letzte Versuch, wenn alle Ermittlungsarbeit zuvor in Leere gelaufen sei.

Vor dem Hintergrund dieser Praxis zeigt sich deutlich das Dilemma, in dem die zwölf Beamten der Ermittlungsgruppe "Alexandra" zu stecken scheinen. Als sich die erfahrenen Kripoleute um den Merseburger Kommissar Uwe Markert am Sonntag vorvergangener Woche mit der Bitte um Mithilfe an die Fernsehzuschauer wandten, war ihr Fall nicht einmal vier Wochen alt. Heute, acht Tage später, wissen die Fahnder, dass auch der Griff zum Strohhalm nicht auf die erhoffte heiße Spur geführt hat. "Es gibt in der Sache noch keinen Durchbruch", so Birgit Bandermann von der für die Ermittlungen zuständigen Polizeidirektion Merseburg.

Begonnen hat "die Sache" vor genau einem Monat. Am 6. November, einem Samstag, wurde Alexandra Ryll zum letzten Mal gesehen. Gegen 17.30 Uhr, so die Eltern der 21-Jährigen, habe ihre Tochter - mit einem Jogginganzug und roten Sportschuhen bekleidet und ohne Geld und Papiere - noch einmal das gemeinsame Wohnhaus in Neujanisroda verlassen. Nicht ungewöhnlich, die junge Frau, die an einer Tankstelle arbeitet, trainierte ihre Fitness gern und häufig beim Ausdauerlauf in der Umgebung des 37-Seelen-Dorfes. Außerdem lag nach einer Einladung zu einer Fete die Vermutung nahe, Alexandra werde bei einer Freundin übernachten. Erst am nächsten Tag erfuhren die Eltern, dass ihre Tochter bei der Party nie aufgetaucht war.

Seitdem gilt Alexandra Ryll als vermisst. Hundertschaften von Polizisten und Feuerwehrleuten suchten in den folgenden Tagen und Wochen die Umgebung von Neujanisroda nach Spuren ab. Was auf dem bereits beackerten Areal von 70 000 Quadratmetern gefunden wurde - darunter etliche rote Turnschuhe -, stapelt sich in der Asservatenkammer der Ermittlungsgruppe. Alexandra scheint indes nichts von alledem zu gehören.

Auch der Einsatz von Leichensuchhunden ergab keinen Hinweis auf den Verbleib der Vermissten. Dieser "Misserfolg" nährt allerdings bei Polizei und Familie die Hoffnung, dass es noch eine andere als die schlimmste Erklärung für das plötzliche Verschwinden der jungen Frau geben könnte.

Doch auch wenn sich Kriminalkommissar Uwe Markert mit Erinnerungen an Fälle motiviert, in denen Vermisste nach langer Zeit wohlbehalten wieder auftauchten, so kann der Chef der Ermittlungsgruppe "Alexandra" ein Verbrechen vorerst nicht ausschließen. Und so müssen er und seine Kollegen, die jeden Dienst mit einer Konferenz im Naumburger Polizeirevier beginnen, derzeit die "Mühen der Ebene" erfahren: Vernehmungen, Protokollvergleiche, technische Auswertungen.

Nachdem auch das Mithilfeersuchen in "Kripo live" keine verwertbaren Spuren erbrachte, konzentrieren sich die Ermittlungen unter anderem auf Alexandras Funktelefon. Das Handy ist verschwunden, aber Ort und Zeit der Abschaltung sowie die Anrufliste können rekonstruiert werden. Außerdem setzen die Kriminalisten auf einen Verbündeten, der ihnen schon früher geholfen hat: "Kommissar Zufall".

Hinweise nimmt die Polizei unter der Telefonnummer 03461 446291 entgegen.