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Vermisstenfall Alexandra Ryll Vermisstenfall Alexandra Ryll: Kripo hofft auf entscheidende Spur aus Analysen

Von Katrin Löwe 16.09.2005, 18:04

Merseburg/MZ. - Im Fall der seit Ende 2004 vermissten Alexandra Ryll aus Neujanisroda (Burgenlandkreis) hofft die Staatsanwaltschaft,dass in sechs bis acht Wochen im Landeskriminalamt die wichtigsten Spuren ausgewertet sind. Mehr als 300 wurden bei einem Nachbarn der Vermissten gesichert, in dessen Haus das Handy der 21-Jährigen lag.

Er sitzt wegen einer Vergewaltigung in Untersuchungshaft und streitet eine Verbindung zum Fall Ryll ab. Wann die komplette Spurenanalyse vorliegt, ist offen. Auf die Hilfe von privaten Laboren sei wegen fehlender kriminalistischer Erfahrung verzichtet worden, so Oberstaatsanwalt Hans-Jürgen Neufang.

Jeden Moment kann es sein, dass bei Uwe Markert das Telefon klingelt. Dass ein Mitarbeiter des Landeskriminalamtes (LKA) sagt: Ja, wir haben eine Spur von Alexandra Ryll. "Das wäre wie ein Fünfer im Lotto", sagt der Merseburger Kriminalkommissar, der mit Kollegin Kerstin Plessgott und Chef Olaf Stöber versucht, das Schicksal von Alexandra Ryll aus Neujanisroda zu klären. Am 6. November 2004 war die 21-Jährige verschwunden.

Warten auf Beweis

Im LKA läuft die Auswertung von Spuren aus dem Haus eines Nachbarn der Vermissten auf Hochtouren. Bei Jens S. war im August Alexandra Rylls Handy gefunden worden, zwei Wochen lang hatten die Ermittler dort mehr als 300 Spuren gesichert. Ergibt sich ein Treffer, würde der wegen einer Vergewaltigung in Untersuchungshaft sitzenden S. umso mehr belastet: Alexandra Ryll soll Zeugen zufolge nie in dessen Haus gewesen sein. S. bestreitet eine Verbindung zu ihrem Verschwinden, will das Handy gefunden haben.

In sechs bis acht Wochen könnten laut Staatsanwaltschaft die wichtigsten Analysen im LKA abgeschlossen sein. Für die Ermittlungsgruppe "Alexandra" heißt es aber nicht nur warten. Sie hat Hinweise nach der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" verfolgt. Ein Hamburger Obdachlosenasyl schickte Kleidung, die Ryll gehört haben soll. Dies bestätigte sich ebenso wenig wie die Vision eines Parapsychologen, der sie ertrunken in einem Berliner Teich wähnte. Geprüft wurde - bis auf Entführungstheorien durch Aliens - alles.

16 Ordner gefüllt

Und selbst wenn das bei S. gefundene Handy als heißeste Spur gilt, wird auch im Umfeld der Vermissten weiter ermittelt. Stets neu vergleicht die Kripo Aussagen aus mehr als 400 Zeugenbefragungen. Voll gefüllt damit reihen sich 16 Aktenordner und ein Dutzend prall gefüllter Hefter aneinander. Auf großen Blättern an der Bürowand sind Verbindungen der Zeugen zur Vermissten aufgegliedert.

"Wir fragen uns immer wieder: Wo ist eine Lücke in den Aussagen? Was könnten wir übersehen haben", so Plessgott. Fragen, die die Ermittler auch nach dem Dienst nicht loslassen. "Ich denke manchmal, dass ich sie gekannt habe", sagt die Kriminalistin - so viel über die junge Frau hat sie gehört, so viele Fotos und Videos gesehen.