Vermisste Fünfjährige aus Schönebeck Vermisste Fünfjährige aus Schönebeck: Führen Schuhe zu Inga?

Stendal - Die Polizei setzt bei der Suche nach der fünfjährigen Inga aus Schönebeck (Salzlandkreis) auf ein weiteres Foto, das am Sonntag veröffentlicht wurde. Die Aufnahme zeigt die Schuhe, die das Mädchen am Tag ihres Verschwindens getragen hatte. „Wer hat“, so fragen die Ermittler, „möglicherweise ein kleines Mädchen mit der Beschreibung von Inga gesehen, welches die abgebildeten Schuhe trug?“ Die Fünfjährige ist cirka 1,20 Meter groß, schlank. Sie hat blondes bis mittelblondes Haar.
Berliner Spur führt nicht weiter
Das Kind war am Sonnabend vergangener Woche während einer Feier auf dem Geländes des Diakoniewerks in Wilhelmshof bei Stendal spurlos verschwunden. Die Fünfjährige hatte mit Eltern und Geschwistern einen Freund der Familie besucht, am Abend war eine Grillparty mit Lagerfeuer geplant.
Bei der Polizei sind mittlerweile Hunderte von Hinweisen aus allen Teilen Deutschlands eingegangen. Unter den Angaben befinde sich aber „keine heiße Spur“, wie Polizeisprecher Thomas Kriebitzsch am Sonntag sagte. Das treffe auch auf die Aussage einer Touristin aus Baden-Württemberg zu, die Inga vor einigen Tagen in Begleitung eines ungepflegt aussehenden Mannes in einer Berliner U-Bahn-Station gesehen haben wollte. Die Auswertung der Videoaufnahmen aus der U-Bahn-Station habe keinen Beleg ergeben, dass es sich bei dem Mädchen um die fünfjährige Inga handelte.
Immer wieder werden in Sachsen-Anhalt Kinder unter 14 Jahren als vermisst gemeldet, die meisten sind jedoch schnell wieder da. Im vergangenen Jahr waren es nach Angaben des Landeskriminalamts (LKA) 261 Vermisstenfälle, mehr als 75 Prozent der Kinder tauchten der Statistik zufolge binnen einer Woche wieder auf.
Etwa ein Zehntel war ein bis zwei Wochen und nur ein Prozent mehr als sechs Monate verschwunden. Dem LKA sind aus den vergangenen fünf Jahren keine Fälle bekannt, bei dem ein Kind nachgewiesenermaßen zu Schaden kam.
Hinter Vermisstenmeldungen stecken laut LKA als Motive oft die Flucht aus Kinderheimen, Schulschwierigkeiten, Dauerausreißer und Kindesentziehungen. Derzeit wird der Behörde zufolge neben der fünfjährigen Inga nach bis zu 15 vermissten Kindern unter 14 Jahren länger gefahndet.
Bei acht Fällen bestehe keine Gefahrenlage, da es sich um Kindesentziehung handele. Diese Kinder seien in Obhut eines Elternteils. Von den sieben weiteren Fällen liegen vier schon Jahre zurück. Unter ihnen ist auch die vermisste Mandy aus Halle, die seit 1998 verschwunden ist.
Zunächst war die Polizei davon ausgegangen, dass das Kind sich in einem Waldgebiet verlaufen haben könnte. Noch am Sonnabend vergangener Woche begann eine groß angelegte Suchaktion auf dem rund 3 500 Hektar großen Waldgebiet, an der an den darauffolgenden Tagen Hunderte von Polizisten, Feuerwehrleute und andere Helfer teilnahmen. Teile des Areals wurden sogar mehrfach durchkämmt - ohne allerdings auch nur einen Hinweis auf den Verbleib des fünfjährigen Mädchens zu erhalten.
Die Anteilnahme am Schicksal des Kindes war und ist riesig. Auf Facebook wurden sogar Suchaktionen organisiert. Wobei die Polizei viele freiwillige Helfer bremsen musste aus Angst, diese könnten mögliche Spuren im Wald verwischen.
Mittlerweile gehen Ermittler und Staatsanwaltschaft von einem Verbrechen aus, anders lässt sich das spurlose Verschwinden der Fünfjährigen nicht erklären. Die Kriminalpolizei hat eine Sonderkommission eingerichtet. 30 Beamten gehen selbst den kleinsten Hinweisen nach. Dabei werden auch Ermittler in anderen Bundesländern eingebunden, wenn von dort Hinweise eingegangen sind.
Videobänder werden ausgewertet
Die Ermittler erneuerten ihren Appell, die Suche nach dem Mädchen mit Hinweisen zu unterstützen. Die Polizei hält mittlerweile eine Straftat für immer wahrscheinlicher.
Außerdem setzen die Ermittler nach Angaben von Polizeisprecher Kriebitzsch die Befragungen auf dem Diakonie-Gelände selbst und in umliegenden Einrichtungen fort. Zudem soll nach Video-Aufzeichnungen aus der Gegend gesucht werden. Möglicherweise könnten, so die Hoffnung, beispielsweise Überwachungsbänder von Tankstellen weiterhelfen. (mz)
Hinweise erbittet die Polizei unter der Telefonnummer 03931 685 292
