Urlaub Urlaub: Barrierefrei Reisen für alle
Arendsee/ddp. - Das Integrationsdorf Arendsee bietet Urlaub und Erholung für alle. «Bei uns können auch Menschen mit vielen Arten von Behinderungen barrierefrei Urlaub machen», erläutert Geschäftsführer Uwe Lenz. Die Familienerholungsstätte am Arendsee verfügt über 170 Übernachtungsplätze, von denen ein Großteil behindertengerecht ausgestattet ist. Das Konzept des Integrationsdorfs wurde Ende vergangener Woche in Berlin mit dem Bundespreis in Bronze beim Wettbewerb «Willkommen im Urlaub - Familienzeit ohne Barrieren» ausgezeichnet. Experten sehen für Sachsen-Anhalt ein großes Entwicklungspotenzial beim Behinderten-Tourismus.
«Hinter unserem Konzept steht die Integration von Behinderten», führt Lenz an. Neben behinderten Menschen verbringen auch deren Begleiter und Familien mit Kindern ohne behinderte Angehörige ihren Urlaub am Ufer des Arendsees. Für Freizeitspaß sorgen eine behindertengerechte Kegelbahn sowie ein barrierefreier Saunabereich. Mit Partnern in der Region werden Ausflüge in die Umgebung organisiert. «Auch unsere Mitarbeiter sind bis hin zum Service-Personal entsprechend geschult», unterstreicht der Geschäftsführer, der jedes Jahr bis zu 22 000 Übernachtungen zählt.
Nach Einschätzung der Grünen-Bundestagsabgeordneten Undine Kurth hat Sachsen-Anhalt beim Behindertentourismus noch einen großen Nachholbedarf. Es gebe viele gute Einzelansätze, ein Netzwerk für ein barrierefreies Reiseland fehle aber bislang, sagt die Quedlinburger Bundestagsabgeordnete. Dabei habe Behinderten-Tourismus ein nicht zu unterschätzendes Marktpotenzial. In Deutschland gebe es derzeit fast sieben Millionen Schwerstbehinderte. Laut Umfragen verzichteten 60 Prozent von ihnen auf Urlaubsreisen, weil sie keine geeigneten Reiseziele fänden.
Nach den Worten des Vorsitzenden des Allgemeinen Behinderten-Verbands in Sachsen-Anhalt (ABiSA), Jürgen Hildebrand, beginnen die Probleme für reisefreudige Behinderte schon bei der Urlaubsplanung. In vielen Reisekatalogen sei nicht ersichtlich, welche Hotels barrierefrei seien. Erfahrungen hätten auch gezeigt, dass gekennzeichnete Hotels nicht immer völlig behindertengerecht seien. Barrierefreiheit komme aber auch Familien mit Kinderwagen oder älteren Menschen zugute, fügt Hildebrand hinzu. Schwierigkeiten bereitete vielen Behinderten auch die An- und Abreise sowie die Infrastruktur vor Ort.
Bei der Landesmarketing-Gesellschaft (LMG) Sachsen-Anhalt gibt es bereits Bemühungen, Kommunen und touristische Einrichtungen für die Gestaltung barrierefreier Räume zu sensibilisieren. Bei Behinderten handele es sich keineswegs um eine Nischengruppe, sondern einen wesentlichen Teil der Bevölkerung, erläutert LMG-Sprecherin Ursula Schild. Daher habe das Wirtschaftsministerium ein Handbuch «Tourismus für Alle - barrierefreier Tourismus in Sachsen-Anhalt» aufgelegt. Auch soll bei Neubauten zukünftig verstärkt auf behindertengerechten Zugang geachtet werden.