Unternehmer Unternehmer: Ein Aufschwung Ost mit Marke Eigenbau
Queis/Halle/MZ. - Die Oma und das Internet, die sind an allem schuld. "Damals", erzählt Ronny Mache, "beschwerten sich meine Eltern ja immer über unsere Riesen-Telefonrechnung." Dabei hatte der Sohn doch nur seine Begeisterung für das weltweite Datennetz entdeckt - und den von Oma geschenkten Computer im Neustädter Kinderzimmer ausgiebig zum Surfen verwendet. Der Familienfrieden war bedroht. Und als Ronny versprach, jeden Cent zurückzuzahlen, lachte die Mutter nur.
Mache war 16 und er ging aufs Gymnasium. Aber er meinte es ernst. "Ich dachte, irgendwie muss man doch im Internet Geld verdienen können." Dass es einfach würde, habe er nicht geglaubt. "Aber kaum hatte ich in ein paar Chaträumen rumgefragt, ob jemand einen Computer braucht, hatte ich Bestellungen." Mache investiert sein Taschengeld, um Teile zu kaufen. Bastelt nach Schulschluss PCs zusammen und stellt fest: Wirtschaft ist im Grunde ganz einfach.
Kaufe preiswert, verkaufe teurer, aber billiger als die Konkurrenz, schon läuft der Laden. Mache begann, preiswerte Tintenpatronen direkt aus Asien zu importieren und traf damit eine Marktlücke. Aus dem Kinderzimmer zog Maches Firma bald in die Büroetage eines Hochhauses in der Nachbarschaft. Auch dort wurde es schnell zu eng - inzwischen hat sich die Rotago.de in Queis eingemietet, einen Laden in Halle eröffnet und mehrere Töchter gegründet. Ronny Mache, gerade 23, beschäftigt acht Mitarbeiter. "Und ab Herbst werden wir auch Lehrlinge ausbilden."
Ein Aufschwung Ost Marke Eigenbau. Denn auf Fördermittel durfte der Jung-Unternehmer nicht hoffen. "Am Anfang war ich zu jung, später gab es die Firma schon zu lange." Dadurch aber habe er rechnen gelernt: Nie ausgeben, was man nicht hat!
Denn Unternehmer zu sein im Deutschland dieser Tage, das hat Ronny Mache in den letzten sieben Jahren erfahren, ist ein Experiment mit ungewissem Ausgang. "Spaß haben, sein eigener Chef sein, Geld verdienen", nennt der Hallenser seine Motive, täglich zwischen 12 und 16 Stunden zu arbeiten. Doch die lähmende Behäbigkeit bei Behörden bis hin zur Bundesregierung machen das Unternehmen zum Spiel mit vielen Unbekannten. "Was kommt, ist unvorhersehbar, weil man gar nicht weiß, welches Gesetz als nächstes gilt." Wie soll einer da über Investitionen entscheiden? Prognosen abgeben?
Mehr als einmal hat der Tatmensch Mache ernsthaft gezweifelt in den letzten Jahren. Große Kunden bestellten zwar große Posten, zahlten dann aber nicht. Baumärkte begannen, PCs zu verschleudern wie überlagerte Eier. Ein Partner aus den Anfangstagen schied im Streit. "Als sie uns dann das dritte Mal das Lager leergeräumt hatten, dachte ich, das war es jetzt."
Es ging dann doch immer weiter. "Man rappelt sich auf", sagt Mache, längst ein alter Hase in Sachen Stress. Erfolg kommt, wenn man Mut habe, glaubt er heute, nicht Angst. Wovor auch, fragt Ronny Mache. "Ich bin jung, wenn es nicht klappt, muss ich eben was Neues anfangen." Vorerst besteht dazu keine Veranlassung: Seine Rotago.de GmbH hat inzwischen deutschlandweit rund 50000 Kunden. Neuerdings beliefert das Unternehmen über eine Tochterfirma auch große Handelsketten.